So sehen Sieger aus! 17. Europäischer Dorferneuerungspreis im Hofheimer Land in Bayern verliehen
17. Europäischer Dorferneuerungspreis im Hofheimer Land in Bayern verliehen
Die burgenländische Gemeinde Stadtschlaining gewinnt den 17. Europäischen Dorferneuerungspreis, der von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung 2022 unter dem Motto „Brücken bauen“ ausgelobt und durchgeführt wurde. Rund 600 Menschen aus ganz Europa – unter ihnen zahlreiche ranghohe PolitikerInnen sowie VertreterInnen aus Gesellschaft und Wirtschaft der verschiedenen Länder – wohnten der stimmungsvollen Preisverleihung im unterfränkischen Hofheim, Teil der gleichnamigen Gemeinde-Allianz Hofheimer Land, die den vorigen Wettbewerb für sich entscheiden konnte, bei. Der Festakt mit der Übergabe der Preise an 21 Teilnehmer aus ebenso vielen Regionen und zwölf Staaten war in einen dreitägigen Event eingebettet, bei dem sich sowohl die Gastgeber als auch die Teilnehmer präsentierten, im Rahmen von Fachvorträgen und Exkursionen jede Menge Informationen, Know-how und Erfahrungen geteilt und auf vielfache Weise regions- und grenzüberschreitende Kontakte aufgebaut und Netzwerke geknüpft wurden.
Das Motto des 17. Europäischen Dorferneuerungspreises „Brücken bauen“ trug der Tatsache Rechnung, dass der Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit, seien es Klimawandel, Ressourcenknappheit oder digitale Transformation, um nur wenige Beispiele zu nennen, enormes Konfliktpotenzial besitzt und Gemeinschaften zu spalten droht. „Brücken zu bauen wird in dieser Zeit, in der die Gräben in der Gesellschaft wie auch in der Politik immer weiter auseinanderklaffen, stets wichtiger“, erklärte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in ihrer Funktion als Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung mittels Videobotschaft im Rahmen des Festaktes.
Der sächsische Staatsminister für Regionalentwicklung Thomas Schmidt, der auch als stv. Vorsitzender die ARGE vor Ort repräsentierte, zeigte sich im Rahmen eines Talks davon überzeugt, dass die ländlichen Räume gerade im Wechselspiel mit den Städten die Zukunftsräume schlechthin darstellen. Es sei vorrangige Aufgabe der Politik, zukunftsfähige Entwicklung zu ermöglichen – nicht durch Verordnungen von oben, sondern durch möglichst flexible und unbürokratische Unterstützung, die finanzielle Zuwendungen genauso umfasse wie das Zurverfügungstellen von fachlicher Expertise. Auch der Präsident der gastgebenden Gemeinde-Allianz Wolfgang Borst sprach insbesondere die Chancen für die ländlichen Gemeinden an, die durch die Digitalisierung, aber etwa auch durch die Energiewende, für Dörfer und kleine Städte entstünden. Selbstläufer sei eine prosperierende Entwicklung dennoch nicht, sondern bedürfe einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen des eigenen Raumes und darauf aufbauend mit kontinuierlicher Arbeit zur Umsetzung von Zukunftsvisionen. Die Vorsitzende der Wettbewerbsjury Nadja Häupl, Städtebau-Professorin an der Uni Anhalt in Dessau, betonte darüber hinaus auch die Notwendigkeit bürgerschaftlichen Engagements bei der Entwicklung des eigenen Lebensraumes, das bis dahin reichen könne, dass Einwohnende finanzielle Risiken persönlich mittragen, wie dies in mehreren Teilnehmerorten des Europäischen Dorferneuerungspreises 2022 der Fall sei.
Dank beeindruckender und berührender Präsentationen mit Fotos über Land, Leute und Projekte in den Wettbewerbsgemeinden sowie mehrerer künstlerischer Darbietungen wurde der Festakt, der auch in vielen Dörfern und Gemeinden von unzähligen Daheimgebliebenen via Livestream verfolgt wurde, nicht nur als eine informative, sondern auch als eine sehr stimmungsvolle Leistungsschau der „Champions League“ der europäischen Dorf- und Gemeindeentwicklung. Ergänzend zu den zahlreichen Programmpunkten, die Information und Weiterbildung boten, gab es an den drei Tagen auch ein buntes kulturelles und kulinarisches Programm, das von Gastgebern und Gästen gemeinsam gestaltet wurde. Und auf diese Weise wurde die kleine fränkische Stadt Hofheim zum Schauplatz für ein grandioses Fest der Begegnung, bei dem Europa nicht als abstraktes Gebilde, sondern als vielfältige, pulsierende Gemeinschaft erlebt wurde.
Sieger Stadtschlaining überzeugt auf allen Ebenen
Die siegreiche Gemeinde Stadtschlaining konnte dank eines konsequent umgesetzten, umfassenden Erneuerungsprozesses, der sich in einer Vielzahl großer und kleinerer Projekte von höchster Qualität manifestiert hat, den massiven Strukturwandel, der durch die Schließung des prägenden Bergbaues schlagend wurde, konstruktiv gestalten und dadurch neue Perspektiven schaffen. Alleinstellungsmerkmal und herausragende Charakteristik ist der Umgang mit dem Thema des friedlichen und wertschätzenden Miteinanders, das sich – inspiriert durch das als „Friedensburg“ international bekannte Seminar- und Studienzentrum – wie ein roter Faden durchzieht und die Schaffung von sozialen und soziokulturellen Einrichtungen genauso prägt wie die Auseinandersetzung mit Wohnraum sowie die zahlreichen Projekte in den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus, Kunst und Kultur, Vergangenheitsbewältigung, Mobilität und Ressourcenschonung. Im Zentrum aller Projekte und Maßnahmen steht stets der Versuch, möglichst allen Einwohnenden, unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft und ihren Ansichten, gerecht zu werden und ihnen eine gemeinsame Zukunft in einem lebenswerten Umfeld zu ermöglichen – eine Vision, die Stadtrat Werner Glösl sowie der Intendant des Festivals KLANGfrühling Stadtschlaining, Gerhard Krammer, im Rahmen der Preisverleihung beeindruckend untermauerten.
Enorm hohe Qualität aller Teilnehmer
Einig waren sich sowohl die Mitglieder der internationalen und interdisziplinären Wettbewerbsjury als auch ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer darüber, dass die Qualität der Projekte und Entwicklungsprozesse in sämtlichen Teilnehmerorten so hoch war wie noch nie. „So manches Gemeinwesen, das sich heute über Silber oder Bronze freuen darf, wäre noch vor wenigen Jahren im Kreise der Sieganwärter zu finden gewesen. Wir haben es fast nur noch mit Superlativen zu tun“, freuten sich die Beteiligten über diesen insgesamt sehr positiven Trend in der ländlichen Entwicklung.
©Adrian Price Photography