Dorfbewohner sprengen Grenzen
3. Mai 2002
7. Europäischer Dorferneuerungspreis erzielt Rekordbeteiligung – erstmals auch eine Gemeinde aus Sardinien und ein Dorf an der polnisch-weißrussischen Grenze unter den Preisanwärtern – Siegeschancen auch für Niederösterreichs Vertreter Großschönau
”In der Waldviertler Gemeinde Großschönau ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, aus Betroffenen Beteiligte zu machen und darauf aufbauend Dorferneuerungsaktivitäten zu setzen, die die wirtschaftlichen, ökologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebensbedingungen der Bevölkerung entscheidend verbessert haben”, erklärte der Präsident der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, bei einem Pressegespräch anlässlich der Präsentation von Großschönau als niederösterreichische Teilnehmerin am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002.
33 europäische Länder und Regionen aus 11 Nationen haben die Einladung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung angenommen und jeweils ein Dorf bzw. eine Gemeinde bzw. einen Gemeindeverbund zur Teilnahme am Wettbewerb um den 7. Europäischen Dorferneuerungspreis, der 1990 ins Leben gerufen wurde und im 2-Jahresrhythmus veranstaltet wird, gemeldet. Sensationell ist aber nicht nur die Rekordbeteiligung, sondern auch die geografische Dimension, die von Ostpolen bis Belgien und von Sardinien bis Rumänien reicht. ”Nicht zuletzt dürften die diesjährigen Wettbewerbsprojekte auch in qualitativer Hinsicht auf höchstem Niveau stehen, wie mir der Vorsitzende der 16-köpfigen internationalen Jury, Univ.-Prof. Matthias Reichenbach-Klinke von der TU München, versichert hat”, erklärte Erwin Pröll.
Bewertet werden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden. Aktivitäten im Sinne einer regionsangepassten wirtschaftlichen Entwicklung, kulturelle Initiativen und die Schaffung sozialer Einrichtungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung. Wesentlich sind ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine Methodik, die von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperationsbereitschaft geprägt ist. Schlussendlich geht es auch darum, dem Motto ”Grenzen überschreiten” Rechnung zu tragen und deutliche Signale wider die fetten Linien auf den Landkarten, die Parteibücher, das Standesdenken und die Stacheldrähte in den Köpfen der Menschen zu setzen.
”Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002 ist ein deutlicher Beweis dafür, dass viele Bewohner und Verantwortungsträger der ländlichen Räume Europas den Auftrag zur eigeninitiativen Zukunftsgestaltung anzunehmen bereit sind und über genug Kraft, Know-how und Courage verfügen, ihre Geschichte selbst zu schreiben, was in besonderer Weise auch für die Gemeinde Großschönau gilt”, schloss Dr. Pröll.