Europäischer Dorferneuerungspreis 2002 – Sieger: Großes Walsertal
21. und 22. Juni 2002
Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung vergibt zum siebenten Mal den Europäischen Dorferneuerungspreis – 33 Länder bzw. Regionen mit einem Projekt vertreten – Sieger: Großes Walsertal in Vorarlberg – im Finale der drei Besten auch Auerbergland in Bayern und Werfenweng in Salzburg
Die Entscheidung im Wettbewerb um den 7. Europäischen Dorferneuerungspreis ist gefallen: Eine interdisziplinär zusammengestellte Jury von 17 hochrangigen internationalen Experten hat sich nach einer intensiven Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung letztes Wochenende in München für das Große Walsertal in Vorarlberg, Österreich, entschieden. „Damit wurde ein Projekt ausgezeichnet, das das Wettbewerbsmotto „Grenzen überschreiten“ auf überzeugende und mehrfache Weise umgesetzt hat und dem Anspruch auf ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung in herausragender Manier gerecht wird“, freut sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, in einer ersten Reaktion.
Das Große Walsertal, bestehend aus sechs Gemeinden mit knapp 3.500 Einwohnern, die seit Mitte der 90er Jahre unter Federführung einer Regionalplanungsgemeinschaft an der Umsetzung eines gemeinsamen regionalen Leitbildes arbeiten, ist eine Modellregion für nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise und ein Musterbeispiel für integrierte, gemeindeübergreifende ländliche Entwicklung auf Basis ausgeprägter Bürgerbeteiligung. Besonders hervorzuheben sind:
- das hoch entwickelte Bewusstsein und Engagement für den Erhalt der natürlichen Ressourcen, was sich in der UNESCO-Zertifizierung des großen Walsertales als „Biosphärenpark“ niedergeschlagen hat;
- die gelebte Überzeugung, dass die sorgsame Bewahrung einer Naturregion kein Widerspruch, sondern geradezu ein Impuls auch für wirtschaftliche Nutzung ist;
- die nachhaltige Waldbewirtschaftung durch den vielfältigen Einsatz des Werkstoffes Holz im Projekt „zertifiziertes Bergholz“. Die Veredelung reicht vom konstruktivem Holzbau bis zum Möbelbau unter partnerschaftlichem Zusammenschluss der Betriebe vor Ort;
- die Stärkung und Sicherung der kleinstrukturierten Land(wirt)schaft durch Veredelung der Produkte und Direktvermarktung in Gastronomie und Tourismus;
- der sorgsame Umgang mit Ressourcen: aktive sowie passive Nutzung der Sonnenenergie, Niedrigenergiehäuser, Versorgung von 50% der öffentlichen Bauten mit erneuerbarer Energie, Nutzung der Wasserkraft durch Kleinkraftwerke und des anfallenden Schadholzes als Brennmaterial;
- das Bekenntnis zu einer zeitgemäßen und von hoher Detailqualität geprägten Architektur;
- die Stärkung der eigenen Identität durch ein umfassendes Bildungs- und Kulturangebot
- die große Leistung im Prozess der Bürgerbeteiligung. Im Großen Walsertal ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, Menschen, die aus ihrer Geschichte heraus immer Einzelkämpfer waren, von gemeinsamen Zielen zu überzeugen, sie zum „grenzüberschreitenden“ Tun zu bewegen und in ihnen eine allerorts spürbare Begeisterung zu wecken.
„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002 hat selbst ‚Grenzen überschritten? und mit 33 Teilnehmern aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen von Sardinien bis an die weißrussische Grenze und von Belgien bis nach Rumänien alle bisherigen quantitativen und qualitativen Rekorde gebrochen. Umso mehr freut es mich, dass es das Auerbergland, eine ländliche Entwicklungskooperation von 11 bayerischen Gemeinden, als Repräsentant des Freistaates Bayern bis ins Finale der drei besten Projekte geschafft hat“, erklärte der Gastgeber der Jurysitzung und 2. Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Staatsminister Josef Miller, Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, in einer ersten Stellungnahme.