1. Netzwerktreffen in Wijk aan Zee
7. bis 9. April 2011
Erfolgreiche Teilnehmer an Europäischem Dorferneuerungswettbewerb gründen ein Netzwerk
Das niederländische Dorf Wijk aan Zee war Gastgeber des ersten Vernetzungstreffens erfolgreicher Teilnehmer an den Wettbewerben um den Europäischen Dorferneuerungspreis. Auf dem Programm des Treffens, das dem Motto „Kultur im Dorf“ gewidmet war und damit eine äußerst wichtige Komponente der Dorferneuerung in den Mittelpunk stellte, standen ein Dorfrundgang, Präsentationen verschiedenster Initiativen und Projekte von Wijk aan Zee, Statements der TeilnehmerInnen und viel Zeit für Diskussionen sowie formellen und informellen Erfahrungsaustausch. Die Eröffnung nahm der stellvertretende Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landesrat Michl Laimer aus Südtirol, Italien, vor. Die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung lag in den Händen von Bert Kisjes aus Wijk aan Zee und Theres Friewald-Hofbauer von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung.
Wesentliche Erkenntnisse der TeilnehmerInnen zum Thema „Dorf und Kultur“ waren unter anderem:
- Dorfkultur kennt kein Publikum, nur Teilnehmer und Beteiligte.
- Kultur/kulturelles Schaffen ist ein Kommunikationsmittel, das Menschen zusammenführt. Kultur vermag, sprachliche Barrieren zu überwinden.
- Kultur schafft/fördert Identifikation und Integration. Sie erzeugt Unverwechselbarkeit, Zugehörigkeit und damit auch Abgrenzung, ladet aber gleichzeitig zur Grenzüberschreitung ein und ist bestens geeignet, das Verständnis füreinander zu vergrößern und daraus ein neues Miteinander entstehen zu lassen.
- Kunst und Kultur dürfen nicht in Elfenbeintürme verbannt werden, sondern sollten Eingang in den dörflichen Alltag finden.
- Die maßgeblichsten Kulturträger sind Vereine und engagierte Einzelpersonen, die es verstehen, eine Gruppe von Kulturinteressierten, Kulturfördernden und Kulturschaffenden zu bilden.
- Authentische Kultur, Kunstobjekte und kulturell-künstlerisches Schaffen erzeugen nicht nur Kosten, sondern können auch die Kasse klingeln lassen, weil sie die touristische Attraktivität eines Ortes multiplizieren können.
- Kunst und Kultur können überall Einzug halten und die Lebensqualität maßgeblich erhöhen, auch in den ärmsten, abgelegensten, hässlichsten und benachteiligsten Orten.
Die NetzwerkerInnen äußerten sich auch zur Bedeutung der Teilnahme an den Europäischen Dorferneuerungswettbewerben für ihr Dorf bzw. ihre Gemeinde: „Der Wettbewerb hat …
- Unser Selbstbewusstsein gestärkt, weil wir uns unserer Leistungen bewusst wurden;
- Uns wachgerüttelt und aufgezeigt, wo wir Schwachpunkte haben und verstärkt ansetzen müssen;
- Uns motiviert und bestärkt, unseren Weg fortzusetzen;
- Uns dazu veranlasst, Korrekturen vorzunehmen;
- Uns zu neuen Aktivitäten angeregt;
- Uns Bekanntheit und Wertschätzung im Land verschafft, die Türen öffnet, die anderen verschlossen bleiben.“
In ihren abschließenden Resumées über das Vernetzungstreffen meinten die TeilnehmerInnen: Es hat …
- die Vielfalt Europas spürbar werden lassen und die strukturellen Unterschiede zwischen europäischen Regionen aufgezeigt
- es möglich gemacht, einen Blick über den Tellerrand zu werfen, zu erfahren, was anderswo passiert
- die Chance geboten, intensiv in das Besondere des Gastgeberortes einzutauchen
- neue Sichtweisen eröffnet
- Selbstbestätigung gebracht und Selbstbewusstsein und Motivation gestärkt
- zahlreiche Anregungen für künftige Aktivitäten im eigenen Wirkungsbereich geliefert und auch ganz konkret geholfen
- wertvolle Kontakte geschaffen und einen intensiven Erfahrungsaustausch ermöglicht
- sich als Initialzünder für die Einrichtung von „Subnetzwerken“ (Vernetzung von zwei oder drei Gemeinden/Dörfern) erwiesen
- Menschen unterschiedlicher Mentalität und Nationalität zusammengeführt und Freundschaften entstehen lassen.
Das Netzwerk wurde auf Anregung der Gemeinde Sand in Taufers, im September 2010 eingerichtet und wird zweimal jährlich in einer ehemaligen Preisträgergemeinde zu einem „Come together“ einladen. Auf Anregung der TeilnehmerInnen am Treffen in Wijk aan Zee wird die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in Ergänzung zu den physikalischen Zusammenkünften auch eine digitale Vernetzungsplattform einrichten.
Das Netzwerk will dazu beitragen, die interkommunalen Kontakte zu vertiefen, einen intensiven Erfahrungsaustausch zu pflegen und gegebenenfalls auch Kooperationen zu realisieren. Auf diese Weise soll es gewährleisten, dass die Teilnahme an einem Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis (bisher 11 Wettbewerbe seit 1990) kein einmaliges Ereignis für die Gemeinden bleibt, sondern vielmehr den Beginn eines beständigen Knowhow-Transfers darstellt. Über allem steht schließlich die Hoffnung, dass das Netzwerk dazu angetan ist, das Zusammenwachsen Europas und die Ausbildung einer gemeinsamen europäischen Identität zu fördern.
Das nächste Netzwerktreffen, zu dem alle ehemaligen Wettbewerbsteilnehmer eingeladen werden, findet im Rahmen des Europäischen Dorffestivals im September 2011 in Bellersen, Nordrhein-Westfalen, statt und wird sich vorrangig des Themenbereiches „Natur und Tourismus“ annehmen.