So sehen Sieger aus! 16. Europäischer Dorferneuerungspreis in Hinterstoder verliehen


Die Gemeindeallianz Hofheimer Land e. V. gewinnt den 16. Europäischen Dorferneue­rungspreis, der von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung unter dem Motto „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ ausgetragen wurde. Rund 600 Menschen aus ganz Europa wohnten der stimmungsvollen Preis­verleihung in der oberösterreichischen Gemeinde Hinterstoder, die den vorangegangenen Wettbewerb 2018 für sich entschieden hatte,  bei – unter ihnen die Landeshauptleute Thomas Stelzer (Oberösterreich) und Johanna Mikl-Leitner (Niederösterreich), die wenige Stunden vorher zur neuen Vorsitzenden der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung gewählt worden war und in dieser Funktion die Nachfolge von Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll antrat, der – wie zahlreiche andere nationale und internationale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung – ebenfalls unter den Gästen weilte. Der Festakt war in ein buntes Rahmenprogramm eingebettet, das sich vom 12. bis 14. Mai 2022 über drei Tage erstreckte und bei dem sich sowohl die Gastgeber als auch die 26 Wettbewerbsteilnehmer auf vielfältige Weise präsentierten und begegneten.

Das Motto des 16. Europäischen Dorferneuerungspreises „Lokale Antworten auf globale Heraus­forde­­rungen“ trug der Tatsache Rechnung, dass auch die kleinsten Siedlungen mit überregionalen, kontinentalen und vielfach auch weltweiten Entwicklungen konfrontiert sind, wie nicht zuletzt auch die prägenden Geschehnisse der vergangenen zwei Jahre auf dramatische Weise deutlich gemacht haben. „Ob Klimawandel, Ressourcenverknappung, Lücken in den Versorgungsketten, gesellschaft­liche Spaltungen, demografische Veränderungen oder digitale Transformation – es braucht immer auch lokale und regionale Antworten, um diese großen Herausforderungen bewältigen zu können. Unser Wettbewerb stellt daher jene Dörfer und Gemeinden in die Auslage, die mit Visionen, Koope­ra­tionen und ehrenamtlichem Engagement ans Werk gehen“, erklärte Niederösterreichs Landeshaupt­frau Johanna Mikl-Leitner beim Festakt zur Preisverleihung in der Hösshalle im oberösterreichischen Hinterstoder. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner war unmittelbar vor der Preisverleihung von der Vollversammlung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung zu deren Vorsitzenden gewählt worden und folgt in dieser Funktion Landeshauptmann a.D. Erwin Pröll nach, der zum „Ehrenvorsitzenden“ ernannt wurde.

„Der Dorferneuerungspreis ist ein starkes Zeichen dafür, wieviel Kreativität, Innovation und gemeinsame Schaffenskraft in unseren Gemeinden steckt. All jene Dörfer, Gemeinden und Regionen, die den Preis durch ihre Teilnahme mitgeprägt haben, heben das beeindruckend hervor. Durch Eigeninitiative und das große Engagement der Landsleute vor Ort kann die Lebensqualität weiter gehoben, die regionale Identität gestärkt und unsere Heimat bestmöglich bewahrt werden“, betonte der Landeshauptmann des Gastgeberlandes Oberösterreich, Thomas Stelzer. Gemeinsam mit Hinterstoders Bürgermeister Klaus Aitzetmüller verkündete er im Anschluss an sein Grußwort den Beschluss des Gemeinderates, Bürgermeister a.D. Helmut Wallner die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.

Dank einer beeindruckenden und berührenden Präsentation mit Fotos über Land, Leute und Projekte in den Wettbewerbsgemeinden sowie mehrerer künstlerischer Darbietungen, allem voran die von Countertenor Alois Mühlbacher großartig und mitreißend gesungene „Ode an die Freude“, gestaltete sich der Festakt, der in vielen Dörfern von Tausenden Daheimgebliebenen via Livestream beim Public Viewing verfolgt wurde, nicht nur als eine informative, sondern auch als eine sehr stimmungsvolle Leistungsschau der „Champions League“ der europäischen Dorferneuerung.  Dorfführungen, Besichtigungen, ein Open Space mit den WettbewerbsjurorInnen, eine Aus­stellung der Wettbewerbsprojekte mit Verkostungen regionaler Produkte und ein buntes kulturelles Programm, das von Gastgebern und Gästen gemeinsam gestaltet wurde, ließen Hinterstoder zum Schauplatz für ein grandioses dreitägiges Fest der Begegnung werden, bei dem Europa nicht als abstraktes Gebilde, sondern als vielfältige, pulsierende Gemeinschaft erlebt wurde.

Sieger Hofheimer Land überzeugt auf allen Ebenen

Die siegreiche Gemeindeallianz Hofheimer Land e.V. konnte dank eines konsequent umgesetzten, umfassenden Erneuerungsprozesses, der sich in einer Vielzahl großer und kleinerer Projekte von höchster Qualität manifestiert hat, die Trendwende von einem strukturschwachen Abwanderungs- und Leerstandsraum hin zu einem vitalen und prosperierenden Zukunftsraum schaffen. In der Begründung der Jury werden dabei insbesondere der mutige und fruchtbringende Zusammenschluss von vier Gemeinden, zwei Marktgemeinden und einer Stadt zu einer Allianz, die nachhaltige Ortskernrevitalisierung sowie die vorbildliche Partizipationskultur als Basis für eine Fülle an Maßnahmen zur Hebung der Lebensqualität der BewohnerInnen genannt.

Enorm hohe Qualität aller Teilnehmer und Sonderpreis für Hochwasser-Gemeinde

Neben dem Hofheimer Land wurden noch sieben weitere Teilnehmer mit einem „Europäischen Dorferneuerungs­preis in Gold“ ausgezeichnet. An ebenfalls sieben Teilnehmer wurde ein „Euro­päischer Dorferneuerungspreis in Silber“, an zehn Teilnehmer ein „Euro­päischer Dorferneuerungs­­preis in Bronze“ verliehen. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Qualität der 26 Einreichungen wurde keine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ vergeben.

Der Teilnehmer aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz, die Dörfergemeinschaft Dernau, Mayschoss und Rech, die im Juli 2021 von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wurde, das vielen Menschen das Leben kostete und große Teile der gut ausgebauten Infra­struktur sowie attraktive Straßenbilder mit qualitätvoll renovierten und umfunktionierten Altbaubeständen und zeitgemäßer Architektur zerstörte, wurde wenige Monate vor der Katastrophe von einem Jury-Team besichtigt. Dabei beeindruckten die Dörfer nicht nur mit der äußeren Escheinung, sondern auch mit einem beispielhaften sozialen Zusammenhalt, einem vom Miteinander geprägten Engagement und einer außerordentlichen Innovationskraft, die sie nun in der Phase des Wiederaufbaus noch verstärkt zum Einsatz bringen. Als Ausdruck der Anteilnahme, der Wertschätzung und des Glaubens an die Erneuerungskraft der Menschen in Dernau, Mayschoss und Rech wurde der Dörfergemeinschaft ein „Sonderpreis zur Ermutigung“ verliehen.