12. bis 17. September 2010

40 lokale und regionale AkteurInnen sowie EntscheidungsträgerInnen aus Politik und Verwaltung der polnischen Woiwodschaft Großpolen befanden sich Mitte September 2010 fünf Tage lang auf einer Studienreise in Niederösterreich, die von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung konzipiert und organisiert  worden war.

Am Beginn des Exkursionsrogramms stand ein Besuch bei Niederösterreichs erfolgreichem Teilnehmer am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2010, der Gemeinde Prellenkirchen, wo geführt von Bürgermeister Johann Köck und Vizebürgermeister Heinz Gratzer eine Biogasanlage, der renovierte und teilweise umgenutzte Pfarrhof, der Arkadenhof der Familie Bayer mit Ferienwohnungen, Direktvermarktungsladen und Solaranlage, das Windinformationszentrum und die Kreativwerkstatt besichtigt wurden.

Weitere Stationen der Studienfahrt waren neben anderem Grafenwörth, wo Bürgermeister Landtagsabgeordneter Mag. Alfred Riedl über die Entwicklungsstrategien und -schwerpunkte in seiner Gemeinde informierte und exemplarisch das Haus der Musik samt Musikschulwesen sowie verschiedene Sozialkonzepte und -projekte, allem voran das „Betreute Wohnen“ vorstellte. Auf besonderes Interesse der Teilnehmerinnen stieß auch das „SeneCura Pflege- und Sozialzentrum Grafenwörth“, das 110 pflegebedürftigen, älteren Menschen ein Zuhause bietet und neben Kurzzeit- und Urlaubspflegebetten auch über eine Demenzstation verfügt und durch die räumliche Verschränkung mit einem Kindergarten als Kommunikationszentrum für mehrere Generationen fungiert.

In Engabrunn begaben sich die polnischen Gäste sowohl auf den Skulpturenweg mit Aussichtswarte als auch auf den „Weg des guten Gesprächs“, einen rund 200 Meter langen Stationenweg, der Wanderer zum persönlichen Gespräch inspirieren und motivieren soll. Besonders kommunikativ gestalteten sich auch der Besuch der Kellergasse und ein gemeinsamer, kulturell umrahmter Abend mit der Bevölkerung von Engabrunn, allen voran die Landesobfrau der NÖ Dorferneuerung Maria Forstner, eine Engabrunner Weinbäuerin.

Die letzte Nacht in Niederösterreich verbrachten die StudienfahrtsteilnehmerInnen im Sonnenplatz in Großschönau, wo erstmals in Europa die Möglichkeit zum Probewohnen geboten wird und somit die Vorteile eines Passivhauses hautnah zu erleben. Der im Vorfeld besichtigte Musterhauspark bietet eine Vielfalt an architektonischen und technischen Variationen ökologischer Bauweisen.

Abgerundet wurde das Programm der Studienfahrt, die von ARGE-Konsulent DI Peter Schawerda begleitet wurde, durch einen Informations-und Diskussionsvormittag in der Kremser Weinbauschule, bei dem Direktor Mag. Dieter Faltl seine Schule vorstellte, Maria Forstner die NÖ Dorferneuerungsstrukturen näher erläuterte und Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer über das Netzwerk der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung berichtete. Die Gäste aus Großpolen zeigten sich höchst interessiert und bekundeten sehr deutlich ihre Absicht, nach Opole und Niederschlesien als dritte polnische Woiwodschaft der ARGE beizutreten.

Liebe polnische Freunde, es war schön, euch ein Stück Europa näher zu bringen! Auch wir haben viel gelernt und freuen uns auf künftige Kooperationen!

10. Juli 2010

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung vergibt heuer zum 11. Mal den Europäischen Dorferneuerungspreis – 30 Länder bzw. Regionen waren mit jeweils einem Projekt vertreten und schickten ihre besten Dörfer und Gemeinden ins Rennen:

Sieger: die Gemeinde Langenegg, Vorarlberg, Österreich

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2010 ist entschieden: Eine hochrangige, internationale und interdisziplinär zusammengestellte Jury hat dieser Tage nach einer umfassenden Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung im tschechischen Boretice die Gemeinde Langenegg, Vorarlberg, Österreich, zum Sieger gekürt. „Damit wird ein Projekt ausgezeichnet, dass dem Wettbewerbsmotto ,Neue Energie für ein starkes Miteinander’ auf überzeugende und mehrfache Weise gerecht wird und mit einer ganzheitlichen, nachhaltigen Entwicklung von herausragender Qualität besticht“, freute sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Erwin Pröll, Niederösterreich, in einer ersten Reaktion.

Langenegg – eine Gemeinde mit Energie

Die Bregenzerwäldergemeinde Langenegg mit ihren 1062 EinwohnerInnen startete ihren beispielhaften Entwicklungsprozess Mitte der 1990er Jahre zunächst mit dem Ziel, die Lebensqualität in der eigenen Gemeinde deutlich zu verbessern, um der drohenden Abwanderung und dem Verlust von Dienstleistungseinrichtungen und Arbeitsplätzen entgegenzuwirken. Mit dem Beitritt zum Klimabündnis Österreich nur wenige Jahre später wurden auch der Klimaschutz und das Energiesparen wichtige Bestandteile der Aktivitäten von Gemeinde und BürgerInnenn und ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch die vielfältigen Projekte. Der hohe Grad der Vernetzung der einzelnen Maßnahmen, die unter der Prämisse stehen, einen möglichst hohen Nutzen für möglichst viele Langenegger BürgerInnen zu generieren, führte zu einem die Wettbewerbskommission im höchsten Maße beeindruckenden Ergebnis.

Unter Einbindung der Bevölkerung erarbeitet die Gemeinde zusammen mit der Universität Innsbruck und der FH Liechtenstein ein umfassendes Entwicklungskonzept. Initialprojekt war der gemeinsame Entschluss zur Sanierung eines geschichtsträchtigen, leer stehenden Gebäudes mitten im Ortszentrum. Parallel dazu gelang es der neu gegründeten Wirtschaftsgemeinschaft, im nunmehr vorbildlich sanierten Objekt wichtige Dienstleistungsfunktionen wie Arzt, Apotheke und Friseur sowie drei Wohneinheiten zu etablieren – ein wichtiger erster Schritt zu mehr Lebensqualität und Identität im Ort.

Daneben wurden zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, um eine effiziente Nutzung von Energie unter Einsatz erneuerbarer Energieträger zu etablieren. Die Nutzung der heimischen Weißtanne als Baumaterial für zahlreiche private und kommunale Bauprojekte trägt nicht nur zur Stärkung kleinräumiger Wirtschaftskreisläufe bei, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zum ökologischen Bauen. Die hohe Qualität der Architektur wird niemals allein zum Selbstzweck, sondern beinhaltet in Langenegg immer auch die soziale und wirtschaftliche Komponente.

Biogasanlagen, Hackschnitzelheizanlagen und eine Vielzahl an Photovoltaik- und Solaranlagen, deren Errichtung von der Gemeinde gefördert wurde, machen Langenegg zu einem Vorreiter in Sachen Energieautarkie. Die Energie aller Bevölkerungsgruppen – auch der Menschen mit besonderen Bedürfnissen –, die sich in zahlreichen Aktivitäten manifestiert, leistet einen großartigen und unverzichtbaren Beitrag zur Ideenfindung und zur Umsetzung einer Fülle an Projekten aus unterschiedlichsten Bereichen wie etwa: Einbindung der „Langenegger Lebenshilfe Werkstätte“ in das Wirtschaftsleben, die im „Postlädle“ die Postdienste übernimmt und kunsthandwerkliche Produkte aus der Werkstätte verkauft; die Vorderwälder Mitfahrbörse; die „Langenegger Talente“ – eine Ersatzwährung, die dazu beiträgt, das Geld in der Gemeinde zu halten; ein gemeindeeigenes Carsharing-Auto; ausleihbare Jahreskarten für den Verkehrsverbund Vorarlberg sowie ein umfassendes Sozialkonzept für junge, alte und bedürftige MitbürgerInnen, um nur einige zu nennen.

Wettbewerbsprojekte von höchster Qualität

„Neue Energie für ein starkes Miteinander“, so das Motto des Wettbewerbs um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2010, haben neben Langenegg auch alle anderen der insgesamt 30 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen bewiesen. Unter vielen guten Projekten wurden die zwölf Besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 13 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ freuen. Mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung“ wurden vier Teilnehmer bedacht. Aufgrund der hohen Qualität der Wettbewerbsprojekte wurde diesmal keine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ vergeben.

Die Preisverleihung erfolgt am 24. September 2010 in Sand in Taufers, Südtirol, Italien, dem Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2008.

10. Juli 2010

Eine Gemeinde mit viel Energie!

Die Bregenzerwäldergemeinde Langenegg mit ihren 1062 EinwohnerInnen startete ihren beispielhaften Entwicklungsprozess Mitte der 1990er Jahre zunächst mit dem Ziel, die Lebensqualität in der eigenen Gemeinde deutlich zu verbessern, um der drohenden Abwanderung und dem Verlust von Dienstleistungseinrichtungen und Arbeitsplätzen entgegenzuwirken. Mit dem Beitritt zum Klimabündnis Österreich nur wenige Jahre später wurden auch der Klimaschutz und das Energiesparen wichtige Bestandteile der Aktivitäten von Gemeinde und BürgerInnenn und ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch die vielfältigen Projekte. Der hohe Grad der Vernetzung der einzelnen Maßnahmen, die unter der Prämisse stehen, einen möglichst hohen Nutzen für möglichst viele Langenegger BürgerInnen zu generieren, führte zu einem die Wettbewerbskommission im höchsten Maße beeindruckenden Ergebnis.

Unter Einbindung der Bevölkerung erarbeitet die Gemeinde zusammen mit der Universität Innsbruck und der FH Liechtenstein ein umfassendes Entwicklungskonzept. Initialprojekt war der gemeinsame Entschluss zur Sanierung eines geschichtsträchtigen, leer stehenden Gebäudes mitten im Ortszentrum. Parallel dazu gelang es der neu gegründeten Wirtschaftsgemeinschaft, im nunmehr vorbildlich sanierten Objekt wichtige Dienstleistungsfunktionen wie Arzt, Apotheke und Friseur sowie drei Wohneinheiten zu etablieren – ein wichtiger erster Schritt zu mehr Lebensqualität und Identität im Ort.

Daneben wurden zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, um eine effiziente Nutzung von Energie unter Einsatz erneuerbarer Energieträger zu etablieren. Die Nutzung der heimischen Weißtanne als Baumaterial für zahlreiche private und kommunale Bauprojekte trägt nicht nur zur Stärkung kleinräumiger Wirtschaftskreisläufe bei, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zum ökologischen Bauen. Die hohe Qualität der Architektur wird niemals allein zum Selbstzweck, sondern beinhaltet in Langenegg immer auch die soziale und wirtschaftliche Komponente.

Biogasanlagen, Hackschnitzelheizanlagen und eine Vielzahl an Photovoltaik- und Solaranlagen, deren Errichtung von der Gemeinde gefördert wurde, machen Langenegg zu einem Vorreiter in Sachen Energieautarkie. Die Energie aller Bevölkerungsgruppen – auch der Menschen mit besonderen Bedürfnissen –, die sich in zahlreichen Aktivitäten manifestiert, leistet einen großartigen und unverzichtbaren Beitrag zur Ideenfindung und zur Umsetzung einer Fülle an Projekten aus unterschiedlichsten Bereichen wie etwa: Einbindung der „Langenegger Lebenshilfe Werkstätte“ in das Wirtschaftsleben, die im „Postlädle“ die Postdienste übernimmt und kunsthandwerkliche Produkte aus der Werkstätte verkauft; die Vorderwälder Mitfahrbörse; die „Langenegger Talente“ – eine Ersatzwährung, die dazu beiträgt, das Geld in der Gemeinde zu halten; ein gemeindeeigenes Carsharing-Auto; ausleihbare Jahreskarten für den Verkehrsverbund Vorarlberg sowie ein umfassendes Sozialkonzept für junge, alte und bedürftige MitbürgerInnen, um nur einige zu nennen.

6. Juli 2010

Der 11. Europäische Dorferneuerungspreis geht nach Langenegg in Vorarlberg!

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2010 ist entschieden: Eine hochrangige, internationale und  interdisziplinär zusammengestellte Jury hat am 6. Juli 2010 nach einer umfassenden Begutachtung vor Ort  bei der  abschließenden Bewertungssitzung im tschechischen Boretice die Gemeinde Langenegg, Vorarlberg, Österreich, zum Sieger gekürt. „Damit wird ein Projekt ausgezeichnet, dass dem Wettbewerbsmotto ,Neue Energie für ein starkes Miteinander’ auf überzeugende und mehrfache Weise gerecht wird und mit einer ganzheitlichen, nachhaltigen Entwicklung  von herausragender Qualität besticht“, freute sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Erwin Pröll, Niederösterreich, in einer ersten Reaktion.

„Neue Energie für ein starkes Miteinander“ haben neben Langenegg auch alle anderen der insgesamt 30 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen bewiesen. Unter vielen guten Projekten wurden die zwölf Besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 13 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ freuen. Mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung“ wurden vier Teilnehmer bedacht. Aufgrund der hohen Qualität der Wettbewerbsprojekt wurde diesmal keine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ vergeben.

Preisverleihung vom 23. bis 25. September 2010 in Sand in Taufers/Südtirol/Italien

Die Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2010 erfolgt am 24. September des Jahres im Rahmen eines Festaktes, der Teil eines dreitägigen Veranstaltungsreigens ist, für den die Gemeinde Sand in Taufers als Gastgeberin, das Land Südtirol und die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung gemeinsam verantwortlich zeichnen.

Die Details sind zwar noch nicht fixiert (wird Mitte/Ende Juli nach Vorliegen der Wettbewerbsergebnisse der Fall sein), bereits jetzt steht aber folgendes Grobkonzept fest:

  • Donnerstag, 23.9.: nachmittags Eintreffen der Gäste – Registrierung, Straßenfest, Festumzug, offizielle Begrüßung und Eröffnung der Verleihungsveranstaltung
  • Freitag, 24.9.: vormittags Exkursionen & Informationen; 15.00 bis 18.00 Uhr Festakt mit Preisverleihung; anschließend Fest der Begegnung mit Kultur und Kulinarik
  • Samstag, 25.9.: Frühschoppen mit Musik und lokalen Produkten, Bergsteigerimpressionen, Offener Markt mit lokalen und regionalen Erzeugnissen; etwa 14.00 Uhr: offizielle Verabschiedung der Gäste

In Abstimmung mit der Gastgeber-Gemeinde Sand in Taufers kümmert sich der Tourismusverein Sand in Taufers um die Quartiere für die Gäste. Bitte wenden Sie sich also zum Zwecke der Hotelreservierung direkt an den Tourismusverein:

Tourismusverein Sand in Taufers
Josef-Jungmann-Straße 8
I-39032 Sand in Taufers
Tel. +39 0474 678076 · Fax +39 0474 678922
info@taufers.com
www.taufers.com <http://www.taufers.com>

Hier finden Sie zum Download den Programmablauf und das Anmeldeformular (eine Wordversion des Anmeldeformulars schicken wir Ihnen gerne auf Anfrage zu).

13. bis 15. Juni 2010

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung war Mitveranstalterin eines Seminars, das im polnisch/tschechischen Grenzgebiet, und zwar in Javornik / Jauering (Tschechische Republik) und Otmuchów / Ottmachau (Oppelner Woiwodschaft, Polen) stattfand. 30 TeilnehmerInnen aus mehreren polnischen Woiwodschaften sowie aus Tschechien, Deutschland und Österreich erläuterten dabei die Thematik, wie regionale Entwicklungsstrategien und kommunale bzw. lokale Initiativen und Entwicklungsprogramme in Einklang zu bringen sind.

Wertvolle Statements, die eine rege und lösungsorientierte Diskussion, die von ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer moderiert wurde, in Gang brachten, gaben Angela Kunz, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaates Sachsen, Bernhard Haas, Leiter der Niederösterreichischen Landesgeschäftsstelle für Dorferneuerung, und der Opelner Woiwode Ryszard Wilczynski ab. So unterschiedlich die beruflichen, geographischen und persönlichen Zugänge der einzelnen DiskutantInnen waren, so kontroversiell man sich dem Thema annäherte, so einig war man sich dann doch in der generellen Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Entwicklung der ländlichen Räume beides brauche: eigenständig agierende Dorfgemeinschaften und regionale Vernetzung unter einer generellen Leitidee.

Nur in den kleinen Einheiten, in Dörfern und Gemeinden also, könne dem Bottom-up-Prinzip voll und ganz Rechnung getragen werden, gelingt es in besonderem Maß, die BürgerInnen in Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse einzubinden und damit Identifikation und Bleibebereitschaft zu steigern. Allerdings erreichen viele Aufgabenstellungen Dimensionen, die nur in interkommunalen Verbänden bewältigt werden können und bedürfen lokale Initiativen einer Einbindung in regionale Konzepte, um Widersprüchlichkeiten zu vermeiden, Synergieeffekte zu erzielen und um Regionen als „Marke“ zu entwickeln. Hier den „goldenen Mittelweg“ zu finden, wird viel Sensibilität, Flexibilität und Engagement von allen Seiten und allen Beteiligten erfordern.

Projektpräsentationen von Bürgermeisterinnen tschechischer und polnischer Gemeinden sowie zwei Workshops über „Stadt-Land-Verflechtungen“ bzw. die besonderen Herausforderungen für Landgemeinden in der informationsgesellschaft rundeten das Programm ab und boten reichlich Gelegenheit zu Diskussion und Erfahrungsaustausch. Komplettiert wurde das Seminar durch drei interessante Exkursionen und Besichtigungen in Tschechien und Polen, die Einblick in das Entwicklungsgeschehen in der Gastgeberregion gewährten.

Programm

30. April 2010

Symposium anlässlich 25 Jahre Dorferneuerung in Niederösterreich

Das niederösterreichische Stift Göttweig war am Freitag, dem 30. April 2010, Schauplatz des Symposiums „Das soziale Miteinander in der Dorferneuerung“, zu dem die Niederösterreichische Dorferneuerung und die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung eingeladen hatten.

Die niederösterreichische Dorferneuerung, die heuer ihr 25-jähriges Bestandsjubiläum feiert, wird sich künftig verstärkt sozialen Anliegen widmen. Diese Neuausrichtung spiegelt sich auch in den Themen wider, denen sich das Symposium widmete.

So befasste sich der erste Block mit dem Spannungsfeld Egoismus und Gemeinsinn, dem ein Brainstorming der TeilnehmerInnen über geeignete Rahmenbedingungen für eine Homogenisierung von Einzelbedürfnissen und Gemeinschaftsinteressen folgte. Am Nachmittag erörterten ExpertInnen und PraktikerInnen in sieben Arbeitsgruppen die Zukunftsperspektiven der Dorferneuerung aus dem Blickwinkel der Wirtschaft, der Kultur, des Marketings, der Jugend, der Generationen, der Umwelt&Energie sowie des sozialen Miteinanders.

Einladung

21. bis 22. März 2010

Landraum grenzenlos – lautete das Thema der Europäischen Dorferneuerungskonferenz 2010, die vom 21. bis 22. März 2010 in St. Vith, Belgien, stattfand. Die Veranstaltung bezog damit im belgisch-deutsch-luxemburgischen Grenzraum Quartier, wo fünf europäische Regionen, die Deuschsprachige Gemeinschaft Belgiens, die Wallonische Region, Luxemburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein Westfalen, aufeinander treffen.

Mehr als 70 BürgerInnen, ExpertInnen und PolitikerInnen, darunter „Gastgeberin“ Ministerin Isabelle Weykmans aus der DG, Landwirtschaftsminister Romain Schneider aus Luxemburg und Landwirtschaftsminister Exkhard Uhlenberg aus Nordrhein-Westfalen, waren der Einladung nach St. Vith gefolgt und berieten gemeinsam, über Grenzen hinweg, über die vorrangigen Herausforderungen zur fruchtbaren Entwicklung ihres Lebensraumes. Dabei wurde den Bereichen Wohnen, Arbeit und Mobilität, die in allen Regionen als prioritäre Aufgaben angesehen wurden, besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Referate und Diskussionen machten deutlich, dass es in sämtlichen Problemfeldern sowohl regionale Unterschiede, zugleich aber auch Gemeinsames und Verbindendes gäbe und so manches nur in Kooperation zu bewältigen sein werde. Im Zentrum standen, ganz im Sinne von Bürgerpartizipation und gelebter Subsidiarität stets drei Fragen: Was können wir als BürgerInnen tun? Was kann die Kommune tun? Was kann die regionale bzw. nationale Öffentliche Hand tun?

Die Konferenz wurde durch regionale Workshops, die im Vorfeld abgehalten wurden, sowie durch zwei Exkursionen zu Best-practice-Beispielen in den fünf Regionen und einen „Markt der Meinungen und Möglichkeiten“ abgerundet.

Die Europäische Dorferneuerungskonferenz 2010 war eine Kooperationsveranstaltung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

Sie wurde gefördert aus Mitteln der Europäischen Union, Generaldirektion Bildung und Kultur, Programm Europa für Bürgerinnen und Bürger.

11. und 12. März 2010

Unter dem Motto „Neue Energie für ein starkes Miteinander“ bewerben sich 30 Gemeinden bzw. Regionen aus elf europäischen Nationen um eine der wohl begehrtesten Auszeichnungen im Bereich einer nachhaltigen Entwicklung ländlicher Kommunen, nämlich um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2010.

Der Wettbewerb, der eine echte Leistungsschau der besten europäischen Landentwicklungs- und Dorferneuerungsprojekte darstellt, ist bereits voll in Gang und kommt nun in eine entscheidende Phase: Nachdem die internationale Wettbewerbsjury unter Vorsitz des Luxemburgers Charles Konnen Mitte März in Donnerskirchen, Burgenland, Österreich, zu ihrer ersten Bewertungssitzung zusammengetroffen war, werden in den kommenden Wochen und Monaten drei- bis vierköpfige Bewertungsteams alle Wettbewerbsgemeinden bereisen, um sich an Ort und Stelle ein Bild über den Stand der Entwicklungsaktivitäten zu machen. Dabei wird aber nicht nur die „strenge“ Beurteilung im Vordergrund stehen, sondern in gelicher Weise wird es auch darum gehen, mit BürgerInnen, BehördenvertreterInnen und KomunalpolitikerInnen in eine Dialog zu treten und über Intentionen, Schwierigkeiten und Erfolge gesetzter und geplanter Maßnahmen zu diskutieren.

Der Wettbewerb um den 11. Europäischen Dorferneuerungspreis ist geleitet von der Intention, beispielhafte Aktivitäten und Initiativen zur nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume vor den Vorhang zu bitten und zu prämieren. Das Motto des Wettbewerbes forciert dabei insbesondere jene Dörfer und ländlichen Kommunen in Europa, in denen mit neuer Energie – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – ans Werk gegangen wird, um die ökonomische Potenz, die ökologische Qualität und den sozialen Zusammenhalt maßgeblich zu stärken.

Veranstalterin des Wettbewerbes, der seit 1990 im Zweijahresrhythmus durchgeführt wird, ist die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. Neben dem „Europäischen Dorferneuerungspreis“ werden auch Auszeichnungen für „Herausragende ganzheitliche Entwicklungsprojekte“ und für „Besondere Leistungen in mehreren oder einzelnen Teilbereichen der Dorferneuerung“ vergeben. Die Preisträger werden von einer internationalen Wettbewerbsjury im Rahmen von zwei  Bewertungssitzungen und Vorortbesichtigungen aller teilnehmenden Gemeinden eruiert. Die Entscheidung fällt Anfang Juli 2010, die Preisverleihung erfolgt am 24. September 2010 in Sand in Taufers, Südtirol, der Siegergemeinde des Wettbewerbes 2008.

Bewertet werden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden, also Aktivitäten im Sinne einer Standort angepassten wirtschaftlichen Entwicklung, die Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, die Auseinandersetzung mit Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung sowie kulturelle Initiativen und Weiterbildungsmaßnahmen. „Für den Sieg kommen allerdings nur Teilnehmer in Frage, die sich durch nachhaltige, vernetzte und ganzheitliche Konzepte auszeichnen, die von der Bevölkerung getragen werden, in regionale Kooperationen eingebunden sind und dem Wettbewerbsmotto deutlich Rechnung tragen “, ist ARGE-Vorsitzender Landeshauptmann Erwin Pröll, Niederösterreich, überzeugt.

Hoher Besuch bei der 1. Jurysitzung durch Landesrätin Verena Dunst, Mitglied der Burgenländischen Landesregierung; von links nach rechts: Jury-Vorsitzender Charles Konnen, LR Verena Dunst, ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer und Hofrat Hans Fertl vom Amt der Burgenländischen Landesregierung

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung wird mit einer Strukturförderung der Europäischen Union, Generaldirektion Bildung und Kultur, Programm „Europa für BürgerInnen und Bürger“, unterstützt.

19. bis 21. Oktober 2009

Sand in Taufers, eine Südtiroler Gemeinde, die 365 Tage im Jahr im Zeichen der erneuerbaren Energien steht, war Austragungsort einer Internationalen Ökoenergie-Konferenz, die politische, wirtschaftliche und technologische Aspekte einer dringend notwendige Energiewende weg von fossil hin zu regenerativ thematisierte und diskutierte. Neben vielen anderen wohnten der Veranstaltung auch die Landesräte Michl Laimer und Hans Berger, der renommierte Zukunftsforscher Franz Josef Radermacher und der Präsident des europäischen Biomasseverbandes, Heinz Kopetz, bei.

„Während man andernorts über eine saubere, sichere Energieversorgung der Zukunft bloß spricht, wird sie in der Gemeinde Sand in Taufers, Siegerin im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008, und zahlreichen anderen Südtiroler Gemeinden längst in die Praxis umgesetzt“, erklärte der Geschäftsführer des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Ernst Scheiber. Davon konnten sich die rund 250 TeilnehmerInnen im Zuge von höchst interessanten Fachexkursionen, die den Auftakt der Konferenz bildeten, überzeugen.

Ein zentrales Thema der Konferenz war die EU-Richtlinie für erneuerbare Energien und ihre Auswirkungen auf Österreich, Italien und ganz Europa. Das Energie- und Klimapaket der Europäischen Union – immerhin soll 2020 ein Fünftel der Endenergie aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden – zeigt, dass die EU-Spitzen die Bedeutung einer Weichenstellung für die zukünftige europäische Energieversorgung erkannt haben.

Eine Schlüsselfunktion bei der Umsetzung der Ziele spielen zweifelsohne die ländlichen Regionen. Neben dem Veranstaltungsort selbst wurden daher mit Güssing im österreichischen Burgenland sowie Beckerich in Luxemburg und Ascha in Bayern noch andere „Energie-Pionier-Gemeinden“ von ihren Bürgermeistern vorgestellt. „Dass unter den vier präsentierten europäischen Alternativenergie-Top-Gemeinden gleich drei ausgezeichnete Teilnehmer des Europäischen Dorferneuerungswettbewerbs sind, freut mich und beweist, welch hohen Stellenwert dem Themenbereich Ökologie und Ressourcenschonung in der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung beigemessen wird“, betonte der stellvertretende Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Charles Konnen, bei seinem Eröffnungsstatement.

Schließlich wurden noch ausgewählte Bereiche der regenerativen Energiegewinnung beleuchtet und die jüngsten technologischen Machbarkeiten vorgestellt.

Die Internationale Ökoenergie-Konferenz war eine Kooperationsveranstaltung des Österreichischen Biomasse-Verbandes, der Marktgemeinde Sand in Taufers, der Landesregierung von Südtirol, des Südtiroler Biomasse-Verbandes, des Südtiroler Gemeindeverbandes und der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung. Sie wurde unterstützt durch die Europäische Union, Generaldirektion Bildung und Kultur, Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“.

Dr. Heinz Kopetz, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes

Der Landeshauptmann-Stellvertreter von Südtirol Landesrat Hans Berger, Landesrat Dr. Michl Laimer, Direktor DI Charles Konnen und Bürgermeister Helmuth Innerbichler

21. bis 22. September 2009

Die Europäische Dorferneuerungskonferenz 2009 in Bratislava befasste sich mit dem europaweiten Phänomen des wachsenden Zuzugs in Stadtumland-Gemeinden bei gleichzeitiger Abwanderung aus städtischen Zentren und peripheren ländlichen Räumen. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll forderte dabei mehr Flächenökonomie und den Mut, der hemmungslosen Zersiedelung klare Grenzen zu setzten, um den Verlust wertvoller Erholungsflächen und agrarischer Produktionsflächen zu stoppen. Die Vorsitzenden der Selbstverwaltungskreise Bratislava und Trnava, Vladimír Bajan und Tibor Mikuš, betonten, dass die Suche nach einer Balance der Lebensbedingungen in Stadt und Land eine große Herausforderung und ständige Begleiterin ihrer politischen Arbeit sei. Die KonferenzteilnehmerInnen sprachen sich resümierend dafür aus, dass es politisches Ziel sein müsse, eine Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen in Stadt und Land anzustreben, nicht aber einer Gleichartigkeit das Wort zu reden.

Der Spiegelsaal des Primatialpalastes in Bratislava war Austragungsort der Europäischen Dorferneuerungskonferenz 2009, die Ende September des Jahres im Beisein von etwa 140 TeilnehmerInnen aus zehn Nationen ausgetragen wurde. Das Thema der Konferenz, an der neben zahlreichen anderen Ehrengästen auch der Landeshauptmann von Niederösterreich und Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Erwin Pröll, der Primator (Bürgermeister) der Hauptstadt Bratislava, Andrej Ďurkovský, sowie die Vorsitzenden der Selbstverwaltungskreise Bratislava und Trnava, Vladimír Bajan und Tibor Mikuš teilnahmen, lautete „(Kein) Land in Sicht. Ländliche Räume im Sog von Globalisierung und Suburbanisierung“.

Mit der Slowakei und der boomenden Metropole Bratislava war für die Konferenz ein Austragungsort gewählt worden, an dem die vorherrschenden Raumentwicklungstendenzen der jüngeren Vergangenheit und sicher auch noch der nächsten Zukunft deutlich sichtbar werden: Abwanderung aus den städtischen Zentren und aus den peripheren ländlichen Regionen in das Umland der Ballungsräume und damit Entstehung von immer größeren Vor- bzw. Zwischenstädten, vielfach als suburbane Räume bezeichnet.

Suburbanisierung – eine ungebremste, aber problematische Entwicklung

ReferentInnen und TagungsteilnehmerInnen waren sich uneinig darüber, ob dieser Entwicklung Einhalt geboten werden sollte, geschweige denn könnte. Viel Platz, billiger Grund, relative Nähe zu Stadt und Land – das seinen Kennzeichen des städtischen Unlandes, die vielfach als große Qualitäten empfunden würden und dementsprechend attraktiv wirkten. Weitaus größere Übereinstimmung herrschte bei der Beurteilung der Gefahren und Herausforderungen der Suburbanisierung:

  • Zersiedelung und hemmungsloser Landverbrauch
  • Verlust von Landschaft und Erholungsraum
  • Zunahme des motorisierten Individualverkehrs
  • Veränderung der Sozialstruktur
  • Identifikationsprobleme

Um diesen zu begegnen, seien allen voran Raumordnung und Regionalplanung gefordert. Mehr Flächenökonomie, Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs – nicht nur Richtung Zentrum, Sicherung von Freiflächen und Erholungsräumen, Schaffung und Vernetzung suburbaner Kleinzentren – das waren, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die Empfehlungen der ExpertInnen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität in stadtnahen Räumen insgesamt und im Stadtumland von Bratislava im besonderen.

Aktive „Sterbehilfe“ für entlegene Dörfer?

Während ein Teil der ländlichen Regionen mit Zuzug und Verstädterung konfrontiert ist, leiden zahlreiche andere, insbesonders periphere Räume unter Abwanderung, Überalterung und wirtschaftlicher Aushöhlung. Ihnen widmeten sich die Statements und Diskussionen des zweiten Konferenztages. Dabei wurde zwar auch laut darüber nachgedacht, ob es nicht in Einzelfällen sinnvoll sein könnte, aktive „Sterbehilfe“ zu leisten, überwiegend war man allerdings der Ansicht, dass es sich die Gesellschaft schon etwas kosten lassen müsse, um zu verhindern, dass ganze Landstriche entvölkert werden und damit wertvolle Kulturlandschaften, Lebens-, Erholungs- und Ausgleichsräume sowie auf krisenresistenter Kleinteiligkeit beruhende Wirtschaftsstandorte verloren gehen.

Mit Patentrezepten zur Sicherung der ländlichen Räume als eigenständige Lebens- und Wirtschaftsräume wusste niemand aufzuwarten, wohl aber mit generellen Leitgedanken wie Hebung der Wertschöpfung in der Land- und Forstwirtschaft, branchenübergreifende Kooperationen und Realisierung öffentlicher Anliegen mit ökologischen, sozialen und kulturellen Aspekten, jeweils unter Einbindung in und Abstimmung mit kommunalen, aber auch regionalen Gesamtkonzepten. Auch einem verstärkten Coaching der lokalen Akteure auf dem oft hürdenreichen Weg von der Projektidee zur Projektumsetzung wurde das Wort geredet.
Keinen Zweifel ließen die KonferenzsprecherInnen daran, dass es nicht darum gehen könne, Stadt und Land gegeneinander auszuspielen oder einander anzugleichen. Nicht gleichartige, sondern gleichwertige Lebensbedingungen sowie eine Balance, die eine hohe Lebensqualität sowohl in der Stadt als auch am Land gewährleistet, müssten angestrebt werden. Denn es dürfe nicht vergessen werden, dass Stadt und Land kommunizierende Gefäße und die gegenseitigen Abhängigkeiten enorm seien.

Die Europäische Dorferneuerungskonferenz 2009 wurde von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in Kooperation mit dem Land Niederösterreich, Abteilung Raumordnung und Regionalpolitik, den Selbstverwaltungskreisen Bratislava und Trnava sowie dem Magistrat von Bratislava und mit Unterstützung der Europäischen Union, Generaldirektion Bildung und Kultur, Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“, durchgeführt. Inhaltliche und organisatorische Assistenz gewährten die Slowakische Umweltagentur und die Academia Nova Istropolitana.

Die Power-Point-Präsentationen im pdf-Format der beiden Tage finden Sie hier:

21. September 2009

22. September 2009

Einladung

Pozvánka

15. bis 18. Juni 2009

Visionär. Kreativ. Innovativ – lautet das Motto des „Europäischen Jahres der Kreativität und Innovation 2009“. Im Rahmen der 14. Dorferneuerungsstudienfahrt der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung wurde deutlich, dass dieser Slogan in zahlreichen europäischen Landgemeinden seit Jahren beherzigt und in zukunftweisenden Projekten realisiert wird.

36 SpezialistInnen und AktivistInnen der Dorf-, Gemeinde- und Regionalentwicklung aus Belgien, fünf deutschen Ländern, Luxemburg, Österreich, Polen, der Slowakei und Tschechien befanden sich dieser Tage auf Einladung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung auf einer Studienreise, die zu Best-practice-Beispielen in Südtirol (Italien), Tirol und Vorarlberg (Österreich) sowie im Kanton Appenzell-Ausserrhoden (Schweiz) führte.

„Ziel dieser Exkursion, die wir seit den frühen 90er Jahren heuer bereits zum 14. Mal organisiert haben, war es, das gute Beispiel als Orientierungshilfe in die ‚Auslage‘ zu stellen, den Erfahrungsaustausch in Schlüsselfragen der ländlichen Entwicklung zu fördern und die TeilnehmerInnen zur aktiven Beteiligung an örtlichen und regionalen Entwicklungsprozessen zu motivieren. Ganz besonders ging es uns dabei aber auch darum, die europäische Gesinnung und die gemeinsame europäische Identität, basierend auf einer Einheit in Vielfalt, zu stärken“, erklärte dazu der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, der niederösterreichische Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.

Die Südtiroler Gemeinde Sand in Taufers, Gewinnerin des Europäischen Dorferneuerungspreises 2008, wusste auf vielfache Weise, zu beeindrucken. Sie präsentierte sich mit einer bürgerfreundlichen, atmosphärisch äußerst ansprechenden Bibliothek, einem pädagogisch und optisch höchst anspruchsvollen Naturparkhaus und mit einem bunten Mix an alternativen Energieversorgungsquellen, allem voran ein allen ökologischen Erfordernissen gerecht werdendes Wasserkraftwerk, als zeitgemäße, umweltbewusste und energieautarke „Bildungsgemeinde“ mit hoher Lebensqualität.

Erneuerbare Energie – ein Themenbereich, der sich wie ein roter Faden durch das gesamte Exkursionsprogramm zog und in dem alle besichtigten Gemeinden Highlights vorzuweisen hatten, wie etwa die Gemeinde Gaschurn im Vorarlberger Montafon, die über ein Biomasseheizwerk mit Pufferspeicher verfügt, das mit heimischem Holz versorgt wird und damit einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, die Umweltqualität, die Kulturlandschaft und die Wirtschaftskraft in einer sensiblen Berg- und Tourismusregion zu erhalten. Ähnliche Ziele, wenn auch mit anderen Mitteln, verfolgt die Initiative „bewusstmontafon“, wo Landwirte, Gastwirte, Tourismusvertreter und andere Wirtschaftstreibende an einem Strang ziehen, um die Vermarktung regionaler Erzeugnisse und die Kreation neuer Leitprodukte zu forcieren.

Steigerung des kulturhistorischen Bewusstseins und der touristischen Attraktivität – darauf zielen zahlreiche Maßnahmen in der Tiroler Gemeinde Umhausen im Ötztal ab. Neben dem qualitätvoll restaurierten Ortskern und dem erlebnisgerechten Klettergarten beim Stuibenfall, dem höchsten Wasserfall Tirols, versteht man es, mit einem touristischen Alleinstellungsmerkmal zu punkten, dem archäologischen Freilichtpark Ötzidorf“, wo auf einem Areal von 12.000 m2 das Zeitalter des Neolithikums in all seinen Facetten erlebbar und begreifbar wird.

Als ein beeindruckendes Beispiel für eine höchst erfolgreiche Trendumkehr vom Abwanderungsraum zum Innovationsstandort erwies sich die Gemeinde Urnäsch im Schweizerischen Appenzell. Herzstück dabei ist ein Feriendorf, das als Referenzprojekt für nachhaltige und moderne Architektur im ländlichen Raum angesehen werden darf und das sich durch eine nachahmenswerte Vernetzung von natürlichen, landwirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen mit neuen Wertschöpfungsketten auszeichnet.

Der Umgang mit qualitätvoller zeitgemäßer Architektur bei gleichzeitiger Pflege des historischen Bauerbes genießt auch in Zwischenwasser, einer Gemeinde im Vorarlberger Rheintal, einen besonderen, ortsbildprägenden Stellenwert. Neben den „Formen“ sind es aber ganz besonders die Funktionen, die als vorbildhaft angesehen werden müssen. Hier gehen BürgerInnen, Kommunalpolitik, Verwaltung und ExpertInnen Schulter an Schulter mit neuen Energien – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – ans Werk und finden kreative Lösungen für die aktuellen Herausforderungen, insbesondere auch im Sozialbereich, wie unter anderem die Projekte „Betreubares Wohnen“ im Mitdafinerhus und das Mehrzweckhaus „Sennerei Dafins“, wo Kindergarten und Seniorenheim unter einem Dach vereint sind und die Begegnung der Generationen auf vielfache Weise fördern.

Informations- und Diskussionsrunden mit RepräsentantInnen nationaler, regionaler und kommunaler Behörden, Begegnungen mit VertreterInnen lokaler Institutionen, Verbände und Vereine und ständiger Erfahrungs- und Gedankenaustausch zwischen den TeilnehmerInnen rundeten das Programm der Studienfahrt ab, die von ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer geleitet und im Rahmen des Programmes „Aktive Zivilgesellschaft in Europa“ von der Europäischen Union, GD Bildung und Kultur, gefördert wurde.

3. bis 5. März 2009

Der Wettbewerb um den 11. Europäischen Dorferneuerungspreis wirft seinen Schatten voraus: Anfang März ist das neu formierte JurorInnengremium im luxemburgischen Beckerich, der Siegergemeinde von 1996, zu einer ersten Sitzung zusammengetroffen. Auf der Agenda standen die Evaluierung und Nachbesprechung des Dorferneuerungswettbewerbes 2008 sowie die Überarbeitung der Kriterien und die Fixierung eines Mottos, das „Neue Energie für ein starkes Miteinander“ lautet.

Die Auslobung des Wettbewerbes mit Bekanntgabe der Kriterien, Termine und des Mottos wird im Mai 2009 erfolgen. Die Preisverleihung ist für Herbst 2010 in Sand in Taufers, Südtirol, Italien, geplant.

Bewertet werden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden, also Aktivitäten im Sinne einer Standort angepassten wirtschaftlichen Entwicklung, die Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, die Auseinandersetzung mit Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung sowie kulturelle Initiativen und Weiterbildungsmaßnahmen. Von gleicher Bedeutung wie die inhaltlichen Kriterien sind die strategischen und methodischen Vorgehensweisen. Preiswürdig sind demnach Projekte, die sich durch nachhaltige, vernetzte und ganzheitliche Konzepte auszeichnen, die von der Bevölkerung getragen werden, in regionale Kooperationen eingebunden sind und dem Wettbewerbsmotto deutlich Rechnung tragen.

Was hat die Jury im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 in den einzelnen Gemeinden und Dörfern  besonders angesprochen? Welche Leistungen hält sie für herausrgend und beispielhaft? Anworten darauf gibt der nachfolgende Text.

Der Europäische Dorferneuerungspreis 2008

Sand in Taufers, Südtirol, Italien

Sand in Taufers zählt 5100 EinwohnerInnen und startete seine Erneuerungsbewegung im Jahr 2000. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Bildung und Weiterbildung der Schlüssel zu einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung sind und dass der Ideenreichtum der BürgerInnen neben der naturräumlichen und wirtschaftlichen Gunstlage die wertvollste Ressource der Gemeinde darstellen. Dieser Ansatz hat die JurorInnen ebenso beeindruckt wie der Anspruch auf Ganzheitlichkeit und der hohe Grad an thematischen, räumlichen und interkommunalen Vernetzungen gepaart mit Beispiel gebenden gesellschaftlichen Innovationen.

Folgerichtig ziehen sich Bildungsinitiativen – jährlich rund 80 Weiterbildungsveranstaltungen mit etwa 900 TeilnehmerInnen, eine „Genossenschaft für Weiterbildung“, die pro Jahr zwei Bildungsprogramme erstellt, mehrere Bildungszentren mit modern ausgestatteten Schulungsräumen, die Vergabe von Bildungschecks durch die Gemeinde an die BürgerInnen, eine multifunktionale Bibliothek, die auch mit neue Medien aufwartet – wie ein roter Faden quer durch alle Handlungsfelder.

Sehr viel Wert wird dabei auch auf die Qualifizierung der MitarbeiterInnen der Gemeindeverwaltung gelegt, um ihren Aufgaben in einer von einem hohen Grad an Bürgerbeteiligung geprägten Gemeinschaft gerecht werden zu können. Engagement und Eigeninitiative der Bevölkerung werden in Sand nämlich nicht nur zugelassen, sondern als das wichtigste Steuerungselement des  Entwicklungsprozesses angesehen, das es von Seiten der Gemeinde zu fördern gilt – mittels Infrastrukturen,  mittels Schulungen zur Befähigung zur Beteiligung, mittels Vorträgen von Experten und Impulsveranstaltungen, die Entscheidungshilfen bieten und zur Auseinandersetzung mit neuen Themen anregen.

Weitere Entwicklungsschwerpunkte sind:

  • Bewusstseinsbildung, Information und Aktion zum Thema erneuerbare Energie und Energiesparen: Energiekonzept; Niedrigenergiehäuser, Einsatz von Windenergie, Wasser, Erdwärme und Photovoltaik,  bäuerliche Biogasanlage zur Stromerzeugung mit Vorbildwirkung über Norditalien hinaus, Realisierung eines Hauses der Energie;
  • Highlights im Bereich von Wirtschaft und Landwirtschaft: Käsefestival, das rund 10.000 Besucher anzieht;  die Ahrntaler Aktivbauernhöfe, die auf  attraktive Angebote und professionelles Marketing setzen; Tourismusleitbild, das Wirtschaft und Natur einerseits und Gäste und Einheimische andererseits als gleichberechtigte Partner sieht;
  • im Naturschutzbereich: neu angelegter Naturlehrpfad; zahlreiche Naturschutzgebiete u. Biotope; Umgestaltung des Freibades zu einem See; „Naturparkhaus“ im Dorfzentrum von Sand in Taufers, das dem Besucher die Einzigartigkeit dieser Bergwelt in all ihren Facetten näher bringt;  Bewusstseinsbildung für die Naturschätze bereits in Kindergarten und Schule;
  • Mobilität und Siedlungsgestaltung: qualitätvolle Sanierung ortsbildprägender Gebäude und Schaffung eines attraktiven Zentrums, das vielfältigen Funktionen gerecht wird; kluges Verkehrskonzept, das motorisierten Verkehr einschränkt und Fahrrad und Fußgänger fördert; Eigeninitiativen von Unternehmern, die Verkehr vermeidende Aktivitäten ihrer Mitarbeiter unterstützen und belohnen; ein mit erneuerbarer Energie betriebener Citybus verbindet ab November 2008 das Dorfzentrum von Sand in Taufers mit den umliegenden Siedlungen;
  • Kultur und Identität: Projekt „Kulturmeile“ – 31 Stätten mit kulturhistorischer, siedlungsgeschichtlicher, wirtschaftsgeschichtlicher oder kunstgeschichtlicher Bedeutung wurden als Taschenbuch aufbereitet; Sicherung von altem Wissen und alten Kulturtechniken, was nicht nur Identität stiftet, sondern auch  touristisch in Wert gesetzt wird;
  • Zeitgemäße soziale Einrichtungen: Altenbetreuung, Sommerkindergarten, gemeindeeigene Altenwohnungen, „Essen auf Rädern“, Sozialsprengel mit einer Vielzahl von Leistungen, „stille“ Nachbarschaftshilfe,  vielfältiges, beeindruckendes Projekt „Offene Jugendarbeit“, Frauenkreise (Diskussion, Motivation, Weiterbildung – beispielsweise für JungunternehmerInnen), „Haus für Brasilien“ und andere Spendenaktionen mit starker Beteiligung der Bevölkerung;

Sand in Taufers besticht durch eine Vielzahl an miteinander vernetzten, aufeinander abgestimmten und in kommunale, regionale und in internationale Konzepte eingebundenen Projekten, die als markante Stationen auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten und basisdemokratischen Bildungsgemeinde mit hoher Lebensqualität anzusehen sind. Soziale, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Aspekte werden dabei als gleichwertig behandelt, was in Kombination mit einem sehr ausgeprägten Problembewusstsein, insbesondere für Anliegen des Klimaschutzes und für neue Anforderungen infolge eines permanenten gesellschaftlichen Wandels, und einer klaren Innovationsorientierung die Überzeugung stärkt, dass in Sand in Taufers ein nachhaltiger Entwicklungsprozess in Gang gesetzt wurde, der noch viele Erfolge zeitigen wird.

Sieganwärter und ausgezeichnet mit:
Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität

Ascha, Bayern, Deutschland
Besondere Leistungen gibt es in allen Teilbereichen der Dorfentwicklung, beginnend bei einer zukunftsorientierten, gentechnikfreien und selbstversorgenden Landwirtschaft, dem Erhalt und dem Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten in Handel, Handwerk und Dienstleistungssektor, der qualitativ ausgerichteten Bausubstanz und Siedlungsstruktur, dem Wir-Gefühl der BürgerInnen, bis hin zu den zahlreichen sozialen und soziokulturellen Einrichtungen und Angeboten, die von einem sehr regen Vereinsleben begleitet werden. Absolutes Highlight ist aber sicher der verantwortungsvolle und zukunftsweisende Umgang mit den Ressourcen und erneuerbaren Rohstoffen, der Ascha zu einer nahezu energieautarken  Gemeinde werden ließ.

Liptovská Teplicka, Slowakei
Liptovská Teplicka besticht durch eine ganzheitliche Entwicklung, die landschaftlichen, bauräumlichen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Anliegen gerecht zu werden versucht.  Exemplarisch sei auf die radikale Umstellung auf biologisch-ökologische Grünland- und Weidewirtschaft mit ersten Ansätzen zur Veredelung verwiesen, die für die Erhaltung einer europaweit einzigartigen Kuturlandschaft verantwortlich zeichnet. Auch der bewusste Verzicht auf weitere oberflächenversiegelte Fahrbahnen, die erfolgreichen touristischen Initiativen, das durchgängige Kreislaufdenken, die engagierte Pflege der Taditionen, die höchst innovative Schule, die ausgeprägte Öffnung für moderen Informations- und Kommunikationsmedien durch einen eigenen Ortsfunk und wöchentliche, regionale Fernsehprogramme und nicht zuletzt
der beispielhafte Umgang mit den Romas, die 25 %  der Dorfbevölkerung ausmachen, die integriert werden, ohne sie assimilieren zu wollen, beeindrucken in hohem Maße.

Erlebnisland Maikammer, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Das Erlebnisland Maikammer besteht aus den Ortsgemeinden Maikammer, Kirrweiler und St. Martin und zeichnet sich auf vielfache Weise aus. Als besondere Highlights sind zu nennen:

  • eine erfolgreiche Weinbergsneuordnung mit der klaren Zielsetzung, die Zukunftsfähigkeit der Weinbaubetriebe und die typische Weinbaulandschaft unter besonderer Beachtung des Naturschutzes  zu sichern;
  • eine vorbildliche Innenentwicklung mit Revitalisierung und Inwertsetzung alter qualitätvoller Bausubstanz, insbesondere für die Direktvermarktung des Naturproduktes Wein und für touristische Zwecke;
  • verkehrsberuhigende Maßnahmen und die gelungene Gestaltung der öffentlichen Straßen- und Platzräume inklusive Anlage von Themengärten;
  • ein hohes Maß an Bürgerbeteiligung und gesellschaftlichem Zusammenhalt gepaart mit zeitgemäßen Infrastrukturen für Kinder, Jugendliche und für die ältere Bevölkerung.

Seeham, Salzburg, Österreich
Seehams herausragende Leistungen sind vielfältig und reichen vom wirtschaftlichen über den sozialen bis hin zum kulturellen Bereich. Trotz des Siedlungsdrucks aus der nahen Landeshauptstadt Salzburg, dem offensiv begegnet wird, gelang es, dörfliche Struktur und Eigenart zu wahren und sich durch bemerkenswerte gesellschaftliche Innovationen erfolgreich auf den Weg in eine nachhaltige Entwicklung zu begeben. Herzstücke sind die denkmalgerechte Sanierung und Umnutzung des Schmidbauernhofes, die Ausrichtung der Landwirtschaft auf biologische Produktionsweisen, das Forcieren regionaler Kreislaufwirtschaft,  die Nutzung alternativer Energien, ein Mehrgenerationenhaus, eine gemeindeeigene Sozialarbeiterin,  eine motivierte Bevölkerung, deren Beteiligung gefördert und unterstützt wird, sowie zahlreiche Beispiele für praktizierte Kooperationsbereitschaft und gelebte Netzwerkorientierung.

Urnäsch, Appenzell Ausserrhoden, Schweiz
Urnäsch ist ein beeindruckendes Beispiel für eine höchst erfolgreiche Trendumkehr vom Abwanderungsraum zum vorbildhaften Innovationsstandort. Herzstück der Entwicklungsmaßnahmen ist die Errichtung eines REKA-Feriendorfes, das schlichtweg als Referenzprojekt für nachhaltige, qualitätvolle Architektur und Bautechnik im ländlichen Raum anzusehen ist. Höchste Anerkennung verdienen dabei auch die Finanzierung und die Realisierung des Projektes, die auf einem optimalen  Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unter starker Einbindung der Bevölkerung, die 11 Millionen SF in Form von Spenden aufzubringen vermochte,  basieren. Darüber hinaus wird am Feriendorf deutlich, was Urnäsch insgesamt auszeichnet: Es steht für eine Beispiel gebende Vernetzung von natürlichen, landwirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen mit neuen Wertschöpfungsketten, die die Einkommenschancen und die Lebensqualität aller EinwohnerInnen zu verbessern imstande ist.

Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität

Gaschurn, Vorarlberg, Österreich
Gaschurn beeindruckt durch bemerkenswerte Aktivitäten und Projekte in allen maßgeblichen Bereichen der Dorfentwicklung, die auf einem ganzheitlichen Leitbild basiert und von aktivierenden Prozessen zur Bürgerbeteiligung und professioneller Prozessbegleitung gekennzeichnet ist. Vorbildlichen Maßnahmen stellen neben anderen die Errichtung eines Biomasseheizwerkes, die 25%-ige Solarförderung durch die Gemeinde, die Sanierung alter Bausubstanz und gleichzeitige Forcierung zeitgemäßer Gestaltungsformen, eine interkommunale Plattform zur Vermarktung landwirtschaftlichern Produkte und eine Wirtschaftsgemeinschaft dar. Höchst bemerkenswert sind auch die Initiativen zur Verschränkung von Tourismus und Genussregion Montafon, das Anlegen eines Landschaftspfades und eines naturnahen, erlebnisorientierten Wasserparks, die Verlegung des Kindergartens, die Initiierung einer Sommerbetreuung für Kinder und die Schaffung eines Jugendraumes, der von den Jugendlichen selbst verwaltet wird.

Mompach, Luxemburg
Mompach überzeugt in allen wesentlichen Bereichen der Dorfentwicklung, allem voran mit nachhaltiger, umweltschonender Land- und Waldwirtschaft, vorbildlichen Naturschutzprojekten, einem sorgsamen Umgang mit dem baukulturellen Erbe sowie mit beispielhaften Energiekonzepten. Das vielfältige bürgerschaftliche Engagement wird von der Gemeinde durch die Schaffung zeitgemäßer sozialer Infrastruktur für alle Alters- und Interessengruppen gefördert. Hervorzuheben sind auch mehrere grenzüberschreitende Kooperationsprojekte mit der deutschen Nachbarkommune, die Ressourcen schonen und Menschen zusammenführen.

Nebelschütz, Sachsen, Deutschland
Die Leistungen sind in vielen Teilbereichen der Dorfentwicklung herausragend: Erhalt und Aufbau von Erwerbsmöglichkeiten in Handel, Handwerk und Dienstleistungssektor, verantwortungsvoller und zukunftsweisender Umgang mit den Ressourcen und erneuerbaren Rohstoffen, Nutzung alter schützenswerter Bausubstanz, Schaffung von Stoff- und Energiekreisläufen sowie Weiterentwicklung von innovativen technologischen Synergien legen eine tragfähige wirtschaftliche Basis. In soziokultureller Hinsicht beeindrucken die Inwertsetzung der sorbischen Tradition als touristisches Alleinstellungsmerkmal, das rege Vereinsleben und der Zusammenhalt in der dörflichen Gemeinschaft und in der Region. Partnerschaften mit Freunden in aller Welt machen Nebelschütz zu einem weltoffenen Dorf mit Zukunft.

Rohrlack, Brandenburg, Deutschland
Rohrlack zeigt eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität, wobei die behutsame Entwicklung des Dorfes, gelegen in einem typischen Ungunstraum, im Zusammenspiel von DorfeinwohnerInnen, Zugezogenen und Auswärtigen hervorstechen. Aus diesem Zusammenspiel erwuchs die sensible und vorbildliche Integration von Menschen mit Behinderung in das Dorf, das zudem in deutlichem Maße auf Vernetzung setzt. All das wird durch das hohe Engagement der DorfeinwohnerInnen für ihr Belange möglich, die durch ihren ganzheitlichen Ansatz eindrucksvoll Zukunft schaffen.

Schönbach, Niederösterreich, Österreich
Schönbach ist durch ein außerordentlich  hohes Maß an bürgerschaftlichem Engagement und die Bereitschaft zur Umsetzung innovativer Ideen, insbesondere im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich, gekennzeichnet. Herausragend präsentieren sich dabei insbesonders die Sanierung  und Revitalisierung des Klosterkomplexes, die Einrichtung einer Erlebniswerkstatt mit überregionalen Ausbildungslehrgängen für traditionelle Handwerkstechniken, die Schaffung von (europäischen) Bauernmärkten und einer Bauernholzbörse, die Bereitschaft zur Nutzung alternativer Energien, wie Sonnenkellektoren und  Biomasse in Form von Hackschnitzel und Sonnenblumenkernen, eine auf höchst innovative und bemerkenswerte Methoden und Ideen setzende Schule sowie Initiativen zur flächendeckenden Breitbandversorgung.

Europäischer Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung

Brontallo, Tessin, Schweiz
Brontallo ist es auf bemerkenswerte Weise gelungen, seinem scheinbar vorgezeichneten Schicksal  als auslaufender Wohnstandort inmitten einer verfallenden Kulturlandschaft Paroli zu bieten und einen zukunftsfähigen Agrotourismus zu entwickeln, der sich als Ersatz- und Begleitökonomie zur traditionellen Landwirtschaft versteht. Wesentliche Maßnahmen stellten dabei die Rodung der zuwachsenden Selven, die Instandsetzung der Trockensteinterrassen und diverser Kleinbauten sowie der Ausbau der traditionellen Turmhäuser zu vermietbaren Ferienwohnungen dar.

Dechow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Dechow setzt erfolgreich auf das Konzept eines „lebendigen Dorfes“, das trotz ungünstigster Voraussetzungen im vergangenen Jahrzehnt zielstrebig, ganzheitlich, nachhaltig und kreativ angedacht und schrittweise umgesetzt wurde. Die junge, aber sehr heterogene Bevölkerung hat zusammen gefunden und arbeitet engagiert, insbesondere in soziokulturellen, gestalterischen und umweltrelevanten Bereichen sowie im Sinne des Aufbaus eines sanften Tourismus, für ihr „junges“ Dorf.

Dolenja vas, Slowenien
Dolenja vas beeindruckt durch herausragende gemeinschaftliche Leistungen im sozialen und kulturellen Bereich, wobei der Transfer von Wissen und traditionellen Fertigkeiten eine große Rolle spielt.  Besondere Anerkennung verdient das Engagement der Dorfgemeinschaft beim Bau des neuen, multifunktionalen Kulturzentrums, das in beispielhafter Weise  ausschließlich durch Eigenarbeit und mit Eigenmitteln der Dorfgemeinschaft errichtet wird und maßgeblich zur Festigung des dörflichen Gemeinwesens und zur Bereicherung der infrastrukturell bedingten Lebensqualität  beitragen kann.

Eckstedt, Thüringen, Deutschland
Eckstedt zeichnet sich allem voran durch die Sanierung und Umnutzung traditionsreicher Gebäude unter tatkräftiger Mitwirkung der Bevölkerung aus, wobei die Restaurierung der beeindruckenden Barockkirche, die heute auch für Konzertaufführungen genutzt wird, besonders zu erwähnen ist. Zahlreiche Initiativen und Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität der Gemeinde sowie das reichhaltige Vereinsleben mit vielen gesellschaftlichen Aktivitäten, an denen alle Generationen beteiligt sind, sind ebenfalls als beispielhafte Leistungen einzuschätzen und wirken sich sehr positiv auf die Lebensqualität der BewohnerInnen aus.

Elsendorp, Niederlande
Elsendorp zeichnet sich allem voran durch ein vorbildliches Engagement in den Bereichen gesellschaftlicher Zusammenhalt, BürgerInnenengagement und soziale Einrichtungen aus. Zu erwähnen sind unter anderem die Schaffung eines Seniorenzentrums, das Möglichkeiten zur Kommunikation, aber auch medizinische Betreuung bietet, die Einrichtung eines wöchentlichen Mittagstisches, der die Generationen zusammen führt,  und eine Schule, die nicht nach den Schwächen, sondern den Stärken der SchülerInnen sucht. Besondere Leistungen sind auch hinsichtlich der Erhaltung landwirtschaftlicher Betriebe, des Natur- und Umweltschutzes und der Siedlungsentwicklung zu nennen.

Havlovice, Böhmen, Tschechische Republik
Havlovice überzeugt insbesondere durch die Errichtung eines vorbildlichen Sportareals für die gesamte Region, den Ausbau des Wander- und Radwegenetzes und die Realisierung weiterer touristischer Maßnahmen, die auch den Einheimischen zugute kommen, sowie durch die bauliche Aufwertung des Kulturhauses. Diese Initiativen haben in Verbindung mit einem reichhaltigen Vereinsleben mit vielen gesellschaftlichen Aktivitäten aller Generationen wesentlichen Anteil daran, dass es gelungen ist, die  Attraktivität der Gemeinde und die Lebensqualität der Bevölkerung spürbar zu verbessern.

Hügelland östlich von Graz, Steiermark, Österreich
Das Hügelland östlich von Graz umfasst einen regionalen Verbund von 24 Gemeinden und besticht allem voran durch  beispielhafte und herausragende Leistungen im wirtschaftlichen Bereich. Besondere Anerkennung verdienen die erfolgreichen Bemühungen, im Sog der Landeshauptstadt Graz Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Identität sowie zu neuer Wertschöpfung in den Bereichen Selbstvermarktung sowie Freizeit und Erholung zu realisieren. Kreative „Mittel zum Zweck“ sind dabei regionale Marktplätze, die auch anspruchsvolle neue Ortszentren darstellen und strategisch darauf abzielen, nicht nur Produkte an den Konsumenten zu verkaufen, sondern dabei auch die hohe Wertigkeit von Lebensmitteln besonders zu betonen und Bewusstseinsbildung zu erzielen.

Incourt, Wallonie, Belgien
Incourt ist durch pilothafte Projekte hinsichtlich einer Stärkung der sozialen Bindungen der BewohnerInnen, des Erhalts qualitätvoller Lebensbedingungen sowie der ökologischen und wirtschaftliche Entwicklung gekennzeichnet. Im Zentrum steht dabei die Nutzbarmachung des ehemaligen Steinbruchgeländes mit vielen ruinösen Baukörpern zu einem neuen Ortszentrum mit verschiedenen Funktionen: einem See mit reicher Flora und Fauna, einem Haus der Natur als Beratungs- und Fortbildungsstelle für alle Energiefragen und einer Wohnanlage für alle Generationen. Gestützte Gemeinde-Mietwohnungen für junge Familien, die Bewahrung des kulturellen Erbes, das Engagement für Natur und Umweltschutz, die Bemühungen um neue Beschäftigungsmöglichkeiten und die ausgeprägte Bürgerbeteiligung verdienen ebenfalls besondere Anerkennung.

Kazár, Ungarn
Der Gemeinde Kazár sind seit Beginn des Dorferneuerungsprozesses wesentliche Entwicklungen gelungen. Vor allen Dingen die Beiträge zur kulturellen Identifikation der Dorfgemeinschaft, zahlreiche Restaurierungen und Revitalisierungen, die Bereitschaft zu überörtlichen Kooperationen und die Schaffung von zeitgemäßen Einrichtungen zur Erhöhung der Lebensqualität sind hervorzuheben. Auch die Maßnahmen zur wirtschaftlichen Neuorientierung und Neupositionierung des Ortes lassen richtige Tendenzen erkennen und beginnen zu greifen.

Kuniów, Opole, Polen
Kuniów fasziniert mit realistischen und zugleich visionären Ideen und bereits gegenständlichen vernetzten Projekten sowie mit dem persönlichen Einsatz und dem engagierten, mitreißenden Schwung seiner BürgerInnen. Besondere Erwähnung verdienen dabei die Herausarbeitung der eigenen Werte und Ziele sowie die Wahrung und Pflege traditioneller Handwerke in Kombination mit erlebnis- und bildungstouristischer Ausrichtung. Ein Musterprojekt ist das „Kulturhaus“ – eine Schule, die Raum bietet für Kindergarten, Jugend- und Bürgerarbeit,  und als Generationen übergreifendes Zentrum für Bildung, Begegnung und Betreuung sowie auch als Plattform der Ideenentwicklung fungiert.

Liptál, Mähren, Tschechische Republik
Liptál zeichnet sich durch eine ausgeprägte Traditionspflege sowie Initiativen zur Stärkung der Dorfgemeinschaft und der Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen am dörflichen Leben, insbesondere durch die bauliche Kombination von Schule und altengerechtem Wohnen, aus. Auch im ökonomischen Bereich sind Erfolge zu verzeichnen, die sich in neu entstanden kleingewerblichen Betrieben und ersten touristischen Infrastrukturen manifestieren.

Radenthein, Kärnten, Österreich
Radenthein überzeugt mit hervorragenden Projekten in verschiedenen Teilgebieten der Gemeindeentwicklung. Besondere Anerkennung verdienen die Bemühungen im Sozialbereich, die der negativen Grundstimmung nach dem Niedergang der örtlichen Industrie entgegenwirken. Durch das Engagement von Schlüsselpersonen konnte eine Umkehr erreicht werden, die BürgerInnen Halt und neue Zukunftsperspektiven gibt. Auch die Initiativen der Gemeinde zusammen mit örtlichen Betrieben – Erlebniswelten Granatium und Sagamundo – sind sehr bemerkenswert. Dadurch erhält der Ort ein neues, modernes Image, entsteht Anziehungskraft für Urlauber in der Region und wird nicht zuletzt ein Beitrag zur wirtschaftlichen Belebung geleistet.

Ramsdorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Ramsdorf beeindruckt mit  besonderen Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung. Die soziale Nähe und das intakte gesellschaftliche Netzwerk, die hohe Bereitschaft zur Eigenleistung und die zukunftsgerichteten Initiativen zur Stärkung des sozialen Zusammenhaltes stechen dabei hervor. Große Anerkennung verdient darüber hinaus die ausgeprägte Sensibilität für ein intaktes, dem kulturellen Erbe angepasstes Dorfbild, dem durch qualitätvolle Sanierungen und ein einfühlsames Bauen Rechnung getragen wird.

Romrod, Hessen, Deutschland
Romrod zeichnet sich durch mehrere qualitätvolle Leistungen aus. Alles aber wird überstrahlt von der ausgeprägten Mottogerechtigkeit der Entwicklungsorientierung. Basierend auf einer hohen Sensibilität für die mannigfaltigen Auswirkungen des  demografischen Wandels und der Veränderungen der dörflichen Gesellschaft wird den Problemen der Landflucht und der Überalterung aktiv mit engagiertem Nachdenken und innovativen Projekte begegnet. Zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen in verschiedenen Bereichen der Dorfentwicklung wurden erfolgreich umgesetzt und zeitigen dank einer guten Vernetzung Synergieeffekte und Breitenwirkung.

Roßbach, Sachsen-Anhalt, Deutschland
Roßbach überzeugt mehrfach, insbesondere mit der sehr vorausblickende Leistung der Schaffung und Erhaltung von standortgemäßen Arbeitsplätzen mit Gewerbe- und Handwerksbetrieben, denen ein professioneller Unternehmergeist zu Grunde liegt, der sich auch in der stilgerechten Revitalisierung des Ortskernes unter Berücksichtigung der zeitgemäßen Bedürfnisse widerspiegelt. Im Selbstverständnis um die eigenen Stärken entstand unter Mithilfe der BürgerInnen und Vereine eine solide Basis für einen zu erwartenden Qualitätstourismus, zu dem sowohl die Aktivitäten der beiden Glaubensgemeinschaften wie auch die innovativen Winzer beitrugen. Das
Weindorf Roßbach hat damit für seine Zukunft als lebenswerte Gemeinde bestens vorgesorgt.

Steffeshausen, Deutschsprachige Gemeinschaft, Belgien
Steffeshausen in der belgischen Eifel kann mit dem Pfund einer herrlichen Landschaft im Dreiländereck Belgien-Luxemburg-Deutschland wuchern. Vom Ausgangspunkt eines traditionsgeleiteten Dorfes arbeitet eine selbstorganisierte, intakte Gemeinschaft an der Zukunftsfähigkeit ihres Dorfes. Die gemeinsame Umsetzung zahlreicher Kleinprojekte unter Einbeziehung aller Generationen sichert die starke Bindung der BewohnerInnen an ihren  Lebensraum. Die Ansätze zur Entwicklung des sanften Tourismus werden als Chance gewertet.

Umhausen, Tirol, Österreich
Umhausen fand auf der Suche nach Steigerung seiner touristischen Attraktivität und im Bewusstsein um seine Lage an einer historischen Passstraße eine besondere Nische: Schaffung eines Archäologieparkes unter der Patronanz des populären Ötzis. Der archäologische Freilichtpark, der immer mehr BesucherInnen anzieht, die qualitätvolle agrotouristische Weiterentwicklung und die Restrukturierung der traditionellen Kulturlandschaft stärkten das Selbstbewusstsein und den Zukunftsglauben  der Umhausener BürgerInnen und stellen preiswürdige Leistungen dar.

Wienhausen und Eicklingen, Niedersachsen, Deutschland
Die Gemeinden Eicklingen und Wienhausen weisen in ihren Dörfern sehr intakte Dorfgemeinschaften auf, die in qualitativ sehr guten Einzelprojekten, gepaart mit einer hohen Arbeitsbereitschaft der DorfeinwohnerInnen, Zukunft geschaffen haben. Das Projekt der dezentralen Abwasserklärung sticht dabei als besonders innovativer Beitrag neben vielen sehr gelungenen Sanierungen und Umnutzungen von Altbausubstanz besonders hervor.

Lobende Anerkennung für besondere Leistungen

Kein Teilnehmer

25. bis 27. September 2008

Seit 1990 ruft die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung alle zwei Jahre zum Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis auf. Heuer ging diese begehrte Auszeichnung erstmals nach Italien, und zwar an die 5.200 EinwohnerInnen zählende Gemeinde Sand in Taufers in Südtirol. „Sie stellt mit mutigen gesellschaftlichen Innovationen im Rahmen einer nachhaltigen und ganzheitlichen Gemeindeentwicklung eindrucksvoll unter Beweis, dass sie willens ist, ihre Zukunft selbst zu gestalten“, betonte die Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Theres Friewald-Hofbauer, Wien, bei der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2008 im friesländischen Ort Koudum, Niederlande, dem Gewinner des Wettbewerbes 2006.

Dem Festakt wohnten neben einer Reihe hochrangiger Persönlichkeiten und rund 850 Dorferneuerungsaktivisten aus zahlreichen europäischen Staaten auch der Beauftragte der Königin der Provinz Friesland, Johannes Arnoldus Jorritsma, und der 2. Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Wojewode Riszard Wilczynski, Opole, Polen, bei. Workshops, Exkursionen und ein grandioses Fest der Begegnung, das sich über den ganzen Ort erstreckte und drei Tage andauerte, rundeten das Programm der Veranstaltung ab, die von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung, gefördert und von der ARGE in Kooperation mit Koudum, der Gemeinde Nijefurd und dem Club Niederösterreich durchgeführt wurde.

Sand in Taufers – eine basisdemokratische Bildungsgemeinde

Die Erneuerungsbewegung von Sand in Taufers basiert auf der Erkenntnis, dass Bildung und Weiterbildung der Schlüssel zu einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung sind und dass der Ideenreichtum der BürgerInnen – neben der naturräumlichen und wirtschaftlichen Gunstlage – die wertvollste Ressource der Kommune darstellt. Gemäß diesem innovativen Ansatz und dem Anspruch auf Ganzheitlichkeit besticht Sand in Taufers durch eine Vielzahl an Projekten, die miteinander vernetzt, aufeinander abgestimmt und in kommunale und regionale Konzepte eingebunden sind. Sie präsentieren sich als markante Stationen auf dem Weg zu einer basisdemokratischen Bildungsgemeinde mit hoher Lebensqualität. Soziale, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Aspekte werden dabei als gleichwertig behandelt.

Die gesetzten und projektierten Maßnahmen sind von einer klaren Innovationsorientierung und einem sehr hohen Problembewusstsein, insbesondere für Anliegen des Klimaschutzes und für neue Anforderungen infolge eines permanenten gesellschaftlichen Wandels, gekennzeichnet.

Wettbewerbsprojekte von Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit geprägt

Der 10. Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis stand unter dem Motto „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“ und zeichnete sich durch eine große Teilnehmerzahl (29 Orte bzw. Gemeinden bzw. Mikroregionen aus ebenso vielen europäischen Regionen) sowie ein außerordentlich hohes Niveau aus. Unter vielen guten Projekten wurden die zehn besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 18 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ freuen.

Ziel des Wettbewerbes war es, besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen der Dorf- und Gemeindeentwicklung „vor den Vorhang“ zu bitten und unter Berücksichtigung des ökonomischen und kulturellen Kontextes zu prämieren. Vorrangiges Kriterium war, dass die gesetzten Maßnahmen gemäß dem „Leitbild für Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa“ und im Sinne der Lokalen Agenda 21 darauf abzielen, zu einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume beizutragen. Das Motto des Wettbewerbes 2008 – „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“ – war als Signal dafür gedacht, einen besonderen Fokus auf die soziale Dimension der Lebensqualität zu legen. Es sollte dazu anregen, sich sehr bewusst mit den vielfältigen Veränderungen der Sozial-gemeinschaft Dorf auseinander zu setzen und Antworten auf den demografischen Wandel, auf neue Rollenbilder und neue Familienstrukturen zu suchen.

Bewertet wurden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer. Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung spielten dabei ebenso eine Rolle wie soziale Einrichtungen, kulturelle Initiativen und Bemühungen um eine wirtschaftliche Entwicklung. Wesentlich dabei waren ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperations-bereitschaft geprägte Methodik.

Europäischer Dorferneuerungspreis – Lobbying für den Ländlichen Raum

„Ich bin sehr froh, dass die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung den Europäischen Dorferneuerungspreis kontinuierlich seit 1990 vergibt. Denn dieser Wettbewerb fördert die Europäische Integration und trägt wesentlich dazu bei, dass die ländlichen Räume Europas auf der politischen Tagesordnung bleiben“, so ein Kommentar des „Gastgebers“ und Königlichen Kommissars J.A. Jorritsma.

4. Juli 2008

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 ist entschieden: Eine interdisziplinär zusammengestellte Jury von 18 hochrangigen internationalen ExpertInnen hat nach einer intensiven Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung dieser Tage in München nach eingehender Beratung die Gemeinde Sand in Taufers, Südtirol, Italien, zum Sieger gekürt. „Damit wird ein Projekt ausgezeichnet, das dem Wettbewerbsmotto ,Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen’ auf überzeugende und mehrfache Weise gerecht wird und mit einer ganzheitlichem, nachhaltigen Entwicklung von herausragender Qualität besticht“, freute sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Niederösterreich, in einer ersten Reaktion.

Bildung und Bürgerbeteiligung als Erfolgsgaranten

Sand in Taufers zählt 5100 EinwohnerInnen und startete seine Erneuerungsbewegung im Jahr 2000. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Bildung und Weiterbildung der Schlüssel zu einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung sind und dass der Ideenreichtum der BürgerInnen neben der naturräumlichen und wirtschaftlichen Gunstlage die wertvollste Ressource der Gemeinde darstellen. Dieser Ansatz hat die JurorInnen ebenso beeindruckt wie der Anspruch auf Ganzheitlichkeit und der hohe Grad an thematischen, räumlichen und interkommunalen Vernetzungen gepaart mit Beispiel gebenden gesellschaftlichen Innovationen.

Der Teilnehmer besticht durch eine Vielzahl an Projekten, die sich als markante Stationen auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten und basisdemokratischen Bildungsgemeinde mit hoher Lebensqualität präsentieren. Soziale, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Aspekte werden dabei als gleichwertig behandelt, was in Kombination mit einem sehr ausgeprägten Problembewusstsein, insbesondere für Anliegen des Klimaschutzes und für neue Anforderungen infolge eines permanenten gesellschaftlichen Wandels, und einer klaren Innovationsorientierung die Überzeugung stärkt, dass in Sand in Taufers ein nachhaltiger Entwicklungsprozess in Gang gesetzt wurde, der noch viele Erfolge zeitigen wird.

Sensationell hohes Niveau der Wettbewerbsprojekte

Grund zum Feiern haben aber nicht nur die Sander, sondern auch alle anderen der insgesamt 29 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen. Unter den vielen guten und sehr guten Projekten wurden die zehn Besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganz-heitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 18 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ freuen. Die hohe Qualität der Wettbewerbsprojekte hatte zur Folge, dass sich 2008 kein Teilnehmer in der Kategorie „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ findet (siehe Anlage).

Vom 25. bis 27. September 2008 wird es soweit sein: Die Auszeichnungen werden verliehen – im Rahmen eines Festaktes, eingebettet in Workshops, Exkursionen, einen Abend der Begegnung mit Dorfgemeinschaften aus mehr als 30 europäischen Regionen, eine Ausstellung der Wettbewerbsprojekte und ein dreitägiges Dorffest mit. Austragungsort ist der Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2006.

Die Preisverleihung erfolgt am 26. September 2008 in Koudum (Sieger 2006), Gemeinde Nijefurd, Niederlande, im Rahmen eines Festaktes, der in einen dreitägigen  Veranstaltungsreigen mit Workshops, Exkursionen und unzähligen kulturellen und kulinarischen Highlights eingebunden ist.

24. und 25. April 2008

Das Umweltzentrum in Oberlauterbach, Ortsteil der Stadt Falkenstein in Sachsen, war Gastgeber des 1. Dorferneuerungs-Stammtisches, der Ende April 2008 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft veranstaltet wurde. Ein Austragungsort, der dem Thema des Stammtisches “Neues Leben in alten Mauern” mehr als gerecht wurde, gibt er doch als ehemaliges Rittergut ein großartiges Beispiel dafür ab, wie es gelingen kann, eine wertvolle historische Bausubstanz nicht nur fachgerecht zu restaurieren, sondern auch sinnvoll zu revitalisieren.

Im Zentrum des Workshops stand die Auseinandersetzung mit Vor- und Nachteilen von Umnutzung und Neubau in ländlichen Siedlungen und damit ein Teilbereich des wichtigen und umfassenden Themenkomplexes „Siedeln, Bauen und Wohnen“, der in jeder ganzheitlichen Gemeindeentwicklung besondere Aufmerksamkeit genießen sollte, wie ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer in ihrem Eröffnungsstatement betonte. Denn jeder Lebensraum, ob Haus, Dorf oder Landschaft, gibt Zeugnis von den Erfahrungen, Wagnissen und Sehnsüchten seiner BewohnerInnen und deren Vorfahren, spiegelt deren Lebensalltag und Lebensträume wider und ist damit wesentlicher Kristallisationspunkt für Identität und Identifikation.

Henning Kuschnig, Referent für Dorfentwicklung im Referat für Ländliche Entwicklung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft, erklärte, dass man in Sachsen vorrangig auf Umnutzungen, die eine Baulandeinsparung im Ausmaß von 3,4 Millionen m2 zu bringen vermögen, setze. „Neubauten werden bei uns daher nicht mehr gefördert“, so Kuschnig, der im Hinblick auf die Landflucht auch dafür plädierte, Dörfer attraktiver für Frauen zu  machen.

Mit interessanten Ergebnissen einer Studie, die darauf ausgerichtet war, Neubauten und Umnutzungsobjekte hinsichtlich ihrer Stoff-, Energie-, Emissions- und Kostenbilanzen miteinander zu vergleichen, wusste Wolfram Worm von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft aufzuwarten. Er verwies darauf, dass es dabei zahlreiche Faktoren wie den baulichen Zustand, Abweichung der Zielnutzung von der ursprünglichen Verwendung, Baukörpergröße etc. zu berücksichtigen gebe, die großen Einfluss auf endgültige Bilanzen hätten, dass aber summa summarum ein bemerkenswert großen Plus für Umnutzungen zu verzeichnen sei.

Peter Schawerda, Konsulent der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, warf einen Blick auf Projekte, die er im Rahmen seiner Jurorentätigkeit im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis kennen gelernt hatte. Etwa auf die Region Artland in Niedersachsen, wo es mit viel Engagement gelungen ist, leer fallende bzw. leer gefallene, Jahrhunderte alte und einzigartige Bauernhöfe unter Wahrung der baukulturellen Substanz und der umgebenden idealtypischen Parklandschaft erfolgreich umzunutzen und zusätzlich durch eine sinnvolle Vernetzung der einzelnen Nutzungsformen zu einer Erhöhung der Wertschöpfung beizutragen. Bemerkenswert auch das niederländische Bredevoort, ein 1600 EinwohnerInnen zählender Ort mit einem denkmalgeschützten, mittelalterlichen Stadtkern, wo es innerhalb von nur fünf Jahren gelang, sich als grenzüberschreitende Bücherstadt zu etablieren und rund 40 leerstehende Gebäude zu mehr als 20 Antiquariaten, einem Buchbinde- und ein Dokumentationszentrum für Regionalgeschichte sowie mehreren Kunstgalerien umzufunktionieren. Ein blühender Kulturtourismus mit höchst positiven Auswirkungen auf Wirtschaft und Landwirtschaft war nur eine der Konsequenzen dieser kreativen Idee.

Über seine reichen Erfahrungen mit dem Landeswettbewerb „Ländliches Bauen“ berichtete dessen Juryvorsitzender, Architekt Dietmar Schröder. Der Wettbewerb wird seit 1993 vom Freistaat Sachsen – seit dem Jahr 2003 gemeinsam mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. – ausgerichtet, um vorbildliche Ergebnisse der Sanierung, der Umnutzung sowie des Neubaus ländlicher und landwirtschaftlicher Wohn- und Wirtschaftsgebäude und anderer landschaftstypischer baulicher Anlagen zu würdigen. Dahinter steht die Intention, künftige Bauherren dazu anzuregen, sich die gelungenen Beispiele als Vorbild zu nehmen. Näheres dazu unter:  http://www.smul.sachsen.de/laendlicher_raum/331.htm

Sozialwissenschafterin Ute Roericht von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft schließlich gewährte Einblicke in die Ergebnisse einer Befragung von Familien hinsichtlich ihrer Vorstellungen von Wohnqualität und an ihre Ansprüche und Erwartungen an das Wohnen. Ihr Resumée mit den Worten einer Befragten: Junge Leute und alte Häuser – das passt zusammen!

Neben den oben genannten Fachleuten waren auch die Teilnehmer – VertreterInnen von Behörden, Vereinen und vor allem Gemeinden und Dörfern, die an einem der Wettbewerbe um den Europäischen Dorferneuerungspreis teilgenommen haben – eingeladen, über einzelne Projekte und ihre Erfahrungen mit Renovierung, Umnutzung und Revitalisierung von alten Bausubstanzen zu berichten. Bürgermeister Willibald Kessler aus Lupburg Bayern), Architekt Norbert Seitz vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz (Bayern), Bürgermeister Reinhard Falke aus Ummendorf (Sachsen-Anhalt), Bürgermeisterin Gisela Schöley aus Neustadt im Vogtland (Sachsen), die Vereinsobleute Walter Hammerl und Franz Höfer aus Schönbach (Niederösterreich) und Rainer Jessen von der Gesellschaft zur Förderung musischer Erziehung e.V. (Brandenburg) machten davon Gebrauch und spannten dabei einen weiten thematischen Bogen von denkmalgeschützten Einzelobjekten für private Wohnzwecke zu umfassenden kommunalen und lokalen Revitalisierungsprojekten für  kulturelle, soziale, wirtschaftliche oder wohnliche Nutzung.

Angeregte Diskussionen und vielfältiger Erfahrungsaustausch der TeilnehmerInnen rundeten den Dorferneuerungs-Stammtisch ab und mündeten in der Erkenntnis, dass die Planung des zweiten Stammtisches bald in Angriff genommen werden sollte

29 ausgewählte Dörfer, Gemeinden bzw. Regionen haben sich dem Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008 und seinen Kriterien gestellt. Eine große Herausforderung für die Teilnehmer, aber auch für die JurorInnen, vor allem angesichts der Tatsache, dass außergewöhnliche Qualität und Zukunftsfähigkeit oft erst auf den zweiten Blick sichtbar werden, wenn nicht überhaupt nur spürbar sind.

Umso bedeutender ist es, dass dieser Wettbewerb von einer Jury entschieden wurde, die von vielseitiger Sachkompetenz, ausgeprägter Sensibilität und einem Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein gekennzeichnet ist.

Das sind sie, die JurorInnen 2008:

Josef Attenberger                     Johan W. Boekhoven

Ivona Cimermanová                  Hannes Clauß

Angelika Diesenreiter               Beatrix Drago

Alfons Dworsky                           Jan Florian

Camille Gira                                Peter Haider

Klaus Juen                                  Charles Konnen

Carlo Lejeune                             Marija Markes

Karl Mayr                                     Heike Roos

Peter Schawerda                       Hartwig Wetschko

8. bis 11. Oktober 2007

Best Practice in Salzburg und Bayern

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung veranstaltete zusammen mit der „Gemeindeentwicklung Salzburg“ eine Fachexkursion nach Salzburg und Bayern. DorferneuerungsexpertInnen aus Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland, der Slowakei und der Wojwodschaften Niederschlesien, Oppeln und Schlesien nahmen daran teil und konnten Zukunft weisende Problemlösungen in den vorgestellten Modellprojekten kennen lernen. Zur Vertiefung der Impulse aus den Besichtigungen wurde ein Workshop abgehalten.

Dort könnte das Motto lauten: Brücken zwischen den von „Verinselung“ bedrohten Generationen im Dorf schlagen. Durch die gesellschaftlichen Veränderungen in unserer Zeit spielt sich das soziale Leben immer mehr in gleichartigen Gruppen ab. Jung und Alt leben vielfach aneinander vorbei. Elixhausen will da gegensteuern und zieht soziale Netzwerke ein. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ‘junge Alte“ und hoch betagte Menschen sollen voneinander lernen und damit voneinander profitieren.

“Junge Alte“ liefern das Mittagessen in Kindergarten und Schule, die Bücherei veranstaltet Märchenstunden für Kinder und Seniorlnnen, der Hilfsdienst kümmert sich um die ältere Generation, der Ferienpass bietet den Kids ein buntes Programm und vieles mehr wie ein begehbarer Adventkalender, die Schaffung einer „barrierefreien Gemeinde“, eine Ideen- und Kummernummer, Erhalt und Pflege der Trachten, auch jener der nach 1945 eingewanderten Siebenbürger Sachsen, ein Sportfest mit Bewerben quer durch die Generationen, ein Skulpturenpark, ein „Erzählcafe“. In der Gesamtschau eine gezielte Förderung von generationenübergreifenden Begegnungs- Erfahrungs- und Erlebnisräumen in der Gemeinde

Für den Erfolg war offenbar ein Bonussystem für freiwilliges soziales Engagement entscheidend. Diese Initiative bewertet und dokumentiert freiwillige ehrenamtliche Arbeit vor allem von Jugendlichen, Frauen und Arbeitslosen im erwerbsfähigen Alter und wird von zahlreichen Betrieben der Gemeinde unterstützt. Der so genannte „Sozialausweis“ mit dem dazugehörigen „Sozialkonto“, dient neben einigen Vergünstigungen bei Angeboten im Sozialbereich vor allem auch dazu, die ehrenamtlichen Helfer mit ihren Leistungen durch eine neue Kultur von öffentlichkeitswirksamer Anerkennung aufzuwerten und für alle sichtbar werden zu lassen

1800 Einwohner zählt die am Obertrumer See gelegene Gemeinde im Nahbereich der Stadt Salzburg. See und reich strukturierte bäuerliche Kulturlandschaft sind die Basis, um die sich verschiedenste Initiativen entwickelt haben.

„Tür an Tür mit der Natur“ ist die eine Schiene – die Seehamer Landwirte gehen sorgsam mit ihrem natürlichen Lebensraum um. Der hohe Anteil der kontrolliert biologisch arbeitenden Betriebe ist bemerkenswert. Ebenso die Qualität der „Urlaub am Bauernhof“ Anbieter. Mit dem Öko-Kultur-Projekt Teufelsgraben eröffnet sich eine mystisch-mythologische Erlebniswelt. Der Natur-Erlebnis-Weg, der Wildkarwasserfall mit der Kugelmühle und die Röhrmoosmühle sind neben vielen anderen Erlebnisangeboten Zeichen des harmonischen Zusammenspiels von Natur, Kultur, und Wirtschaftlichkeit.

Die kulturelle Verbindung von Tradition und Moderne hat als Kristallisationspunkt die bereits zur Institution gewordene Seebühne Seeham. Ein buntes Programm aus historischer und zeitgenössischer Kunst, mit viel Musik, Humor und kreativem Bühnenbau ist das Erfolgsrezept dieser Bühne, die ins Wasser hineingebaut ist. Ein Dorf spielt hier Theater.

Ein Projekt der besonderen Art ist die fachgerechte Sanierung des Schmiedbauernhofs, eines kulturhistorisch wertvollen Objektes. Durch die Neugestaltung wird sich eine zukünftige Nutzung als Gemeinde-, Kultur-, Veranstaltungs- und Handwerks- und Biobauernzentrum ergeben. Gleichzeitig ist durch den umgebenden großzügigen Freiraum auch optisch eine räumlich klare dörfliche Mitte entstanden.

Die Impulsregion Salzburger Seenland

Zu den großen Herausforderungen aller drei „Impulsregion 21-Gemeinden“ gehört die Nähe zur Stadt  Salzburg, ein wirtschaftlicher Ballungsraum mit enormer Sogwirkung. Es braucht gute Ideen, um sich in diesem Wettbewerb zu behaupten und eine starke „Identität nach innen“, zu entwickeln. So haben sich innerhalb des regionalen Projektes „Salzburger Seenland“ die 3 Gemeinden Mattsee, Neumarkt und Schleedorf 2005 zur Impulsregion 21 zusammengeschlossen. Unter breiter Beteiligung der BürgerInnen wurden „Gemeindeleitbilder zur Nachhaltigkeit“ entwickelt und vorbildhafte Projekte umgesetzt. Das gemeinsame Exkursionsservice bringt viele Interessierte in die Kleinregion. In dem damit verbundenen Austausch mit anderen „Zukunftsdenkern“ können alle voneinander lernen: die BesucherInnen und die Gastgeber. Die enge Zusammenarbeit der 3 Gemeinden hindert diese aber nicht an der Teilnahme am größeren Regionalprojekt. So werden Kräfte sowohl nach innen aber auch nach außen gebündelt und vernetzt.

Die Stadtgemeinde Neumarkt liegt etwa 20 km von der Stadt Salzburg entfernt. Der Ort verfügt über drei große Gewerbegebiete, ein Gesundheitszentrum, einige Interessenvertretungen und Behörden, mehrere Schulen, hat eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur und eine verkehrsgünstige Lage. Laut Regionalprogramm nimmt sie eine Reihe gemeindeübergreifender Aufgaben wahr. Neumarkt ist auch zum Wohnen attraktiv. Die „Wohlfühlqualität“ soll auch in Zukunft ein starkes Kennzeichen von Neumarkt sein.

Umgesetzt wurden vorbildhafte und zukunftweisende Initiativen: Aktivitäten im Energiebereich, die moderne und bürgernahe Gemeindeverwaltung, Modellprojekte im Sozialbereich, Mut zu zeitgemäßer Architektur, Einsatz für einen intakten Naturraum und für eine naturnahe Landwirtschaft, Initiativen zur Vitalität des Ortskerns sowie kreative und vielseitige Projekte im Kulturbereich mit einem engagiertem Impulszentrum, dem Museum Fronfeste und seinem Kunstvermittlungsprogramm.

Die Marktgemeinde Mattsee soll gemäß dem Regionalprogramm als Kernzone für Tourismus und Naherholung sowie als naturlandschaftliche Ruhezone fungieren. Mit den Schwerpunkten „Natur und Kultur“ hat sie bereits jetzt wirtschaftlich und sozio-kulturell viel bewegt.

Die wichtigsten Leitprojekte sind das Schloss Mattsee als regionales Kulturzentrum, die Leonardo Kunstakademie, die Genussakademie, das Schlosscafé, das renovierte Strandbad mit den Außenanlagen, die Weyerbucht als naturaktive Freizeitfläche für Jung und Alt und schließlich der Naturpark Buchberg. Darüber hinaus hat Mattsee Vorbildwirkung als „lebens- und familienfreundliche Gemeinde“ mit zahlreichen soziokulturellen Initiativen.

Die Dorfgemeinde Schleedorf ist heute vielfach ausgezeichnet, obwohl sie noch vor etwa 20 Jahren zu den zwei strukturschwächsten Gemeinden im Land Salzburg zählte. Seit 1997 bezeichnet sie sich als „Schaudorf Schleedorf“ und ist ein beliebtes Exkursionsziel für etwa 40.000 Tagesgäste aus dem In- und Ausland geworden. Neben den Ausflugsgruppen sind es immer mehr MultiplikatorInnen der Nachhaltigkeit, die sich hier Anregungen holen. Die 1. Österreichische Bio-Schaukäserei, das Aktivmuseum AgriCultur, die Schaubäckerei und die Schauschmiede, das Haus der Dorfgemeinschaft, die Zusammenarbeit mit örtlichen Gewerbe- und Gastronomiebetrieben, die Aktivitäten im Energiebereich und die sozialen „Beispielprojekte“ sind nur einige der Besonderheiten, die von den BewohnerInnen und den BesucherInnen geschätzt werden.

Weyarn – Nachhaltige Zukunftsarbeit mit den BürgerInnen

Basis des Weyarner Weges ist die Bürgerbeteiligung! Eigene Identität kann nur durch Viele bewusst gemacht werden und geht nicht von oben nach unten, sondern nur von unten nach oben.

Weyarn ist ein Dorf im Einflussbereich der Landeshauptstadt München mit etwas über 3000 Einwohnerlnnen auf 47 Quadratkilometern in 20 Dörfern und einer ländlichen Struktur mit reicher Geschichte. Durchzogen von großen Verkehrsadern erlitt die Kommune in den 70-iger und 80-iger Jahren den klassischen Infrastrukturverlust vieler ländlicher Gemeinden. Resignation und Gefahr der Verstädterung waren die Folge.
Mit dem Weg der bayerischen Dorferneuerung und deren klassischen Methoden der Partizipation, der professionellen Begleitplanung und einem effizienten Bodenmanagement begann ein spannender Prozess. Mit gelebter Bürger- und Sozialkultur gelang es, die ländliche Struktur nicht nur zu erhalten, sondern zu stärken. Bürgerwerkstätten wurden flächendeckend einberufen. Arbeitskreise entstanden. Sie haben sich Zeit genommen zur Bestandsaufnahme, haben Stärken und Schwächen analysiert, Potenziale gesehen und vernetzt. Leitbilddiskussionen folgten – in den Arbeitskreisen und vernetzt darüber hinaus. Aus den Leitbildern entstanden umfangreiche Maßnahmenkataloge. Für die Maßnahmen wurden Prioritäten erarbeitet und schließlich mündete das in einem Gemeindeentwicklungsprogramm.

Bürgerbeteiligung – das ist das Ergebnis des Weyarner Weges – ist effizient. Dafür gibt es Beispiele, wie ein dezentrales Gewerbekonzept mit einem Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten, eine Schule als Gemeinschaftsprojekt von Kindern, Eltern und Lehrern, die Verabschiedung von Landschaftsplänen in Übereinstimmung mit allen Beteiligten, oder nach breit geführter Diskussion die Resäkularisierung eines Klosters  und vieles andere mehr.

Daraus hat sich eine neue politische Kultur entwickelt. Die Kommune verabschiedet sich aus der Rolle des Vollversorgers für alle Probleme des täglichen Lebens und wird professionelle „Entwicklungsagentur“, die den Menschen jenen Raum geben, in dem sie den Mut zum Träumen haben und die Kraft zum Handeln nutzbar machen können und in dem Vielfalt in Freiheit zugelassen wird.
Abschließender Workshop zur Exkursion

Workshop

Als Abschluss wurde in Weyarn ein Workshop mit den ExkursionsteilnehmerInnenn abgehalten. Ziel war, die gewonnenen Eindrücke zu formulieren und auf deren brauchbare Anwendung für die jeweiligen Aufgabenstellungen der TeilnehmerInnen zu überprüfen. Dazu gab es eine Gruppenarbeit in drei sprachlichen Gruppen: deutschsprachig, tschechisch & slowakisch und polnisch. Die TeilnehmerInnen sollten die einzelnen Exkursionspunkte durchdenken, diskutieren und Antworten erarbeiten. Hier das Ergebnis in Stichworten

„Highlights“ der Exkursion:

  • Bürgerbeteiligung mit detaillierter Methodik (Weyarn); Einbindung von Generationen, Minderheiten (Elixhausen) und Migranten (Neumarkt); Private akzeptieren gemeinschaftliche dörfliche Interessen (Weyarn, Elixhausen, Seeham); Finanzierung auch durch private Investoren (Schleedorf); Projekte sind weniger Fragen des Geldes, sondern oft einfacher Ideen (Schleedorf, Weyarn, Neumarkt); weniger profitorientiert sondern „wohlfühlorientiert“ (Mattsee)
  • authentische/bodenständige Landwirtschaft (Schleedorf); Museum als Plattform mit starken Innen- und Außenaktivitäten  samt ehrenamtlichen Leistungen(Neumarkt)
  • „Modell Weyarn“ – umfassende Lösung für alle Lebensbereiche; Dorfladen (Weyarn); Museum Fronfeste (Neumarkt); professionelle Planungen (Mattsee); Vernetzung zur „Impulsregion“

Deutlich gewordene Gelingensfaktoren:

  • Wandel im Denken – Umdenken; intensive Kommunikation auf allen Ebenen; permanenter Informationsaustausch; Pflege von Feed Backs
  • Hohes Bewusstsein der Bevölkerung, die das eigene Umfeld auch sehr bewusst sieht; (Elixhausen, Seeham, Weyarn) hohes Bewusstsein auch für soziale Fragen (Elixhausen, Neumarkt, Weyarn)
  • Erfolgsfaktor Bürgerbeteiligung mit professioneller Begleitung (Neumarkt, Weyarn); risikobereite Entscheidungsträger (Elixhausen, Mattsee, Weyarn, Seeham); klare Ziele durch Leitbilder (Weyarn)

Konkrete Anregungen:

  • Wichtigkeit der Festlegung detaillierter Abläufe; Kinderparlamente einbeziehen; Generationenübergreifende Einbindungen; Beachtung der Nachhaltigkeit; ständiger Prozess als Träger der Selbstbildung; Projekte möglichst multifunktional anlegen
  • Neben vielen Impulsen vor allem: Multifunktionalität muss durchgängiges Prinzip werden
  • Mehr Beachtung der Daseinsvorsorge/Altersbetreuung; Wichtigkeit einer professionellen Begleitung; Sozialscheck Elixhausen als starke Anregung

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung rief zum zehnten Mal zur Teilnahme am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis auf. Der Wettbewerb  ist geleitet von der Intention, besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen im Bereich einer ganzheitlichen Landentwicklung und Dorferneuerung „vor den Vorhang“ zu bitten und – unter Berücksichtigung des ökonomischen und kulturellen Kontextes – zu prämieren.

Vorrangiges Kriterium ist, dass die gesetzten Maßnahmen gemäß dem „Leitbild für Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa“  und im Sinne der Lokalen Agenda 21 darauf abzielen, zu einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume beizutragen. Das Motto des Wettbewerbes „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“  forciert jene Dörfer und ländlichen Kommunen in Europa, die den vielfältigen Veränderungen der Sozialgemeinschaft Dorf durch zeitgemäße, menschengerechte und finanziell leistbare Projekte Rechnung tragen.

Teilnahmebedingungen

Pro Land bzw. Region war nur eine Nennung – eines Dorfes oder einer (Verbands-) Gemeinde oder einer Kleinregion – möglich. Nennungsberechtigt waren die für die Dorferneuerung und Landentwicklung der jeweiligen Staaten, Länder und Regionen zuständigen PolitikerInnen bzw. ReferentInnen, aber auch Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), sofern keine Einreichungen von offizieller, behördlicher Stelle vorlagen.

Termine

1. Februar 2008:                   Einsendeschluss für Bewerbungsunterlagen
März 2008:                            1. Bewertungssitzung der Jury
Mai/Juni 2008:                      Bereisung aller Teilnehmerorte durch Jurygruppen
Juni 2008:                              2. Bewertungssitzung der Jury, Beschlussfassung
26. September 2008:           Preisverleihung in Koudum, Niederlande

Preise

  1. An den Sieger wird der „Europäische Dorferneuerungspreis 2008“  vergeben.
  2. Die zweithöchste Auszeichnung, die mehreren Teilnehmern zuerkannt werden kann, ist ein „Europäischer Dorferneuerungspreis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“.
  3. Weiters werden Preise für „Besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ vergeben.
  4. Alle Teilnehmer werden mit einer Anerkennung bedacht.

Es werden keine Geldpreise, sondern Preisobjekte wie Plaketten und Urkunden vergeben.

Beurteilungskriterien

A. ORIENTIERUNG und STRATEGIEN

  1. Nachhaltigkeit
  2. Ganzheitlichkeit
  3. Visionäre und innovative Ausrichtung

B. METHODEN

  1. Eigeninitiative und Bürgerbeteiligung
  2. Aktive und permanente Kommunikation der Akteure (PolitikerInnen, Behörden, BürgerInnen
  3. Prozessbegleitung und/oder -betreuung durch ExpertInnen
  4. Kooperationen in lokalen, regionalen und gegebenenfalls auch Staatsgrenzen überschreitenden Netzwerken und Partnerschaften

C. INHALTE

  1. Stärkung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft unter Berücksichtigung der Kulturlandschaft
  2. Erhaltung und Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten, auch mit Blick auf regionale Wertschöpfungsketten
  3. Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen und Nutzung erneuerbarer Rohstoffe
  4. Symbiose von schützenswerter alter und qualitätvoller neuer Bausubstanz sowie Ressourcen sparende und Verkehr vermeidende Siedlungsentwicklung
  5. Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins der DorfbewohnerInnen
  6. Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen und soziokultureller Qualitäten
  7. Förderung der Teilhabe aller Generationen, Nationalitäten und Minderheiten sowie beider Geschlechter am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben

D. MOTTOGERIGKEIT

Information

Theres Friewald-Hofbauer, Projektleitung
Tel.: +43/1/533 84 01-14; Fax: +43/1/533 84 01-20.;
E-Mail: friewald@clubnoe.at

Gabriele Gober, Sekretariat
Tel.: +43/1/533 84 01-10; Fax: +43/1/533 84 01-20;
E-Mail: info@clubnoe.at

Im Mittelpunkt der im Sommer 2007 erschienenen „Dorferneuerung international – good practice meets best practice“ Nummer 17 stehen die Teilnehmer am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006, wodurch sich diese Publikation als eine Sammlung besonders beispielhafter und herausragender Projekte ländlicher Entwicklung in verschiedenen europäischen Regionen präsentiert.

Darüber hinaus nehmen die mit Unterstützung der Europäischen Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, im September 2006 in Ummendorf, Sachsen-Anhalt, anlässlich der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise durchgeführten Veranstaltungen sowie Informationen über die Europäische Union und die Gemeinsame Agrarpolitik eine zentrale Rolle ein.

In Ergänzung dazu werden auch Blitzlichter auf den 6. Europäischen Dorferneuerungskongress in Kamien Slaski sowie auf den Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008, der Mitte 2007 ausgelobt wurde, geworfen.

Bestellungen richten Sie bitte an info@clubnoe.at

Juni 2007

Ergebnisse einer Evaluierung des Wettbewerbes um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006

Um aus Fehlern zu lernen, um Ideen und Anregungen für neue Aktivitäten zu finden und um die Eindrücke der Teilnehmer festzuhalten, unternahm die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung den Versuch einer Evaluierung des Wettbewerbes um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006.

Neben Fragebögen, die an alle Teilnehmer an den von der Europäischen Union, GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, geförderten Veranstaltungen in Ummendorf (im Rahmen der Preisverleihung) ausgegeben wurden, stand dabei eine Befragung der Repräsentanten der teilnehmenden Orte mehrere Monate nach Abschluss der Aktion im Vordergrund. Dieser späte Zeitpunkt sollte verhindern, dass nur emotional geantwortet wird. Er sollte aber auch Zeit dafür geben, längerfristige Auswirkungen zu erkennen und eventuell gewonnene Projektideen zu realisieren.

Inhaltlich ging es darum zu eruieren,  inwieweit die Maßnahme auf das qualitative Niveau und die Zahl der Entwicklungsmaßnahmen Einfluss genommen hat und inwieweit durch Workshops, Referate, Erfahrungsaustausch, Exkursionen, Ausstellung, Dokumentationsband und das Kennenlernen anderer Projekte ländlicher Entwicklung ein Mehr an Wissen, Sensibilisierung und Motivation betreffend Bedeutung und Intentionen der Gemeinsamen Agrarpolitik gewonnen werden konnte. Außerdem wurde nachgefragt, ob es Bestrebungen und Aktivitäten zu einem längerfristigen Erfahrungsaustausch bzw. zu Kooperationen mit einzelnen oder mehreren im Rahmen der Maßnahme präsentierten Gemeinden gibt.

Folgende Fragen wurden gestellt:

1. Nahm die Maßnahme Einfluss auf das Geschehen in Ihrem Dorf/ Ihrer Gemeinde/ Ihrer Region? Falls ja, in welcher Form (Qualität,  Inhalte, Methoden …)?

2. Wurden Sie zu neuen Projekten angeregt? Falls ja, welcher Art?

3. Gibt es in Ihrem Dorf/ Ihrer Gemeinde/ Ihrer Region Bestrebungen zu einem längerfristigen Erfahrungsaustausch bzw. zu Kooperationen mit einzelnen oder mehreren im Rahmen der Maßnahme präsentierten Gemeinden?

4. Trug die Maßnahme dazu bei, Ihr Verständnis für die ländliche Entwicklung als wesentlicher Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union zu vertiefen?

5. Welche Veranstaltungen sollte die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in nächster Zeit durchführen, um die im Rahmen der Maßnahme gewonnenen Eindrücke, Informationen und Erfahrungen zu vertiefen und zu verbreitern?

Die Rücklaufquote (14 von 30) wird als durchaus zufrieden stellend eingeschätzt, auch die geografische Streuung – Niederlande, Slowakei, Italien, Luxemburg, Slowenien, Ungarn, Belgien, mehrere deutsche Länder und mehrere österreichische Bundesländer – ist positiv zu sehen.
Besonders beeindruckt und gestärkt sind wir aber von der Qualität und der Substanz der Antworten, die dem Wettbewerb inklusive begleitender Veranstaltungen in vielfacher Hinsicht ein äußerst positives Zeugnis ausstellen. Dies umso mehr, da wir wissen, dass viele Fragebögen nicht von einer Person ausgefüllt wurden, sondern mehrfach das Ergebnis vorausgegangener Besprechungen, Diskussionen und Meinungsbildungsprozesse sind.

Die Ergebnisse im Detail:

Fragen 1 und 2:

  • Man fühlt sich bestärkt und auf dem richtigen Weg,
  • ermutigt, da Beispiele zeigen, dass auch Kleine Großes zu bewegen vermögen
  • gewinnt neue Sicht der EU als „Regionalisiererin“, der die Vielfalt etwas wert ist,
  • wird zu mehr Bürgerbeteiligung, Innenentwicklung, Stärkung des sozialen Gefüges,
  • zur Erstellung eines Gemeindegrenzen überschreitenden ILE-Projektes, zu neuen Leader-Projekten,angeregt,
  • übernimmt Führungsrolle und Vorbildfunktion für die Umgebung,
  • wird von den Medien und der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen,
  • schenkt der regionalen Wertschöpfung mittels regionaler Produkte und Tourismus mehr Aufmerksamkeit,
  • beschäftigt sich verstärkt mit alternativen Energien (Biogas, Fernwärme),  mit Wirtschaft, Umwelt und Verkehr,
  • ist bereits dabei, das kulturelle Erbe zu bewahren und
  • meint einander innerhalb der eigenen Region durch die gemeinsame Zeit in Ummendorf näher gekommen zu sein.

Frage 3:

  • Man wird verstärkt von anderen Kommunen (auch weiter entfernten, in Nachbarländern) kontaktiert,
  • geht neue, längerfristige Partnerschaften mit Gemeinden in verschiedenen Ländern ein,
  • wendet sich den umliegenden Gemeinden zu
  • oder konzentriert sich auf bestehende Partnerschaften,
  • will sich Anregungen und Unterstützung bei besonders erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmern holen,
  • möchte verstärkt im Leader-Netzwerk präsent und aktiv sein,
  • fühlt sich aber mancherorts von den eigenen Aufgaben mehr als ausgelastet und tendiert daher zu Erfahrungsaustausch statt Kooperation.

Insgesamt scheinen die Kommunen und Regionen dem europaweiten Erfahrungsaustausch, allem voran durch das Kennenlernen von Best-Practice-Beispielen und deren Trägern, große Bedeutung hinsichtlich ihrer Information, Animation und Motivation beizumessen. Tatsächliche Kooperationen geht man aber im Hinblick auf Effizienz, Bedarfslage und nicht zuletzt auch (Zeit-)Ökonomie eher in der näheren Umgebung, mit Nachbargemeinden, in einer LAG ein.

Frage 4:

  • Man hat erkannt, dass man mit seiner umfassenden Erneuerung ganz  im Sinne der  GAP handelt,
  • fühlt sich bestärkt, dass im Sinne der GAP nicht nur die Produktion, sondern auch soziokulturelle, ökologische, volkswirtschaftliche Leistungen Unterstützung erfahren,
  • bildet einen Arbeitskreis, um entsprechende Informationen weiter zu transportieren,
  • will noch mehr darüber erfahren,
  • antwortet einfach mit ja,
  • empfindet sein bereits ausgeprägtes Wissen über die GAP als gestärkt und geschärft,
  • wird wesentliche Elemente der ländlichen Entwicklung in Regionalentwicklungspläne einfließen lassen und
  • meint auch, dass die Information noch nicht ausreicht.

Frage 5:

  • Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung sollte noch mehr in dieser Richtung arbeiten, Überzeugungsarbeit auch auf Ebenen leisten, die noch nicht von der gesamthaften Entwicklung des ländlichen Raumes berührt sind (nationale Stellen)
  • müsste die Kontakte mit den teilnehmenden Gemeinden langfristig aufrecht erhalten,
  • sollte Veranstaltungen zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch auch mit anderen Dörfern, früheren Teilnehmern, in unterschiedlichen Ländern anbieten,
  • sollte die nationalen Regierungen dazu ermuntern, sich ihrer auch finanziellen Verantwortung für die ländlichen Räume, für die Dörfer verstärkt zu stellen
  • Durchführung von zeitökonomischen und preisgünstigen Exkursionen zu Erfolgsprojekten,
  • Abhaltung von Fachkongressen zu aktuellen, im Rahmen derartiger Befragungen eruierter Themenschwerpunkte mit Darstellung unterschiedlicher Lösungsansätze in naturräumlich und ökonomisch unterschiedlichen Regionen; dabei wird als Zeichen der Wertschätzung die Präsenz höchster EU-Funktionäre/Beamter (KommissarIn) erwartet,
  • Aufzeigen von erfolgreichen Beispielen und Darstellung ihrer Realisierung durch und mit Hilfe der Politik der Europäischen Union,
  • Sollte sich dem Thema „Globalisierung versus ländlicher Raum“ in Zusammenhang mit der EU-Agrarpolitik widmen
  • Sollte gute Beispiele „vor den Vorhang“ bitten und
  • Sich bemühen, verstärkt auch Gemeinden, die nicht in den Wettbewerb involviert sind, nicht an der Maßnahme direkt beteiligt sind, den Zugang zu den gebotenen und erworbenen Informationen zu ermöglichen
  • Setzen von Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung kommunaler Entscheidungsträger.

Abschließend wurden die Gemeinden gebeten, gegebenenfalls ein generelles Resumée zu geben, was einige auch getan haben. Sie werden nachfolgend im Originalwortlaut wiedergegeben:

“Beim Wettbewerb zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 war Schwarzach „Sieganwärter“ und erhielt das Prädikat „Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“. Diese Auszeichnung hat für Schwarzach sehr große Bedeutung, weil damit viele Jahre Entwicklungsarbeit und ein jahrzehntelanges Bemühen um ein attraktives Dorf, in dem man gerne wohnt und arbeitet, gewürdigt wurden.
Die Erarbeitung der Bewerbungsunterlagen führte uns in der Gemeinde nochmals in diese Bemühungen der Vergangenheit und zeigte uns aus heutiger Sicht, dass die beschrittenen Wege die richtigen waren. Viele kleine Projekte erhielten in der Gesamtüberschau einen neuen Stellenwert und zeigten, wie aus Mosaiksteinen ein durchaus bedeutungsvolles Bild werden kann, das auch gut ist für eine europaweite Auszeichnung.
Die Teilnahme unseres Gemeindevorstandes an der Verleihungszeremonie in Ummendorf/Sachsen-Anhalt, die damit verbundene Projektausstellung, die Workshops, Informationen und Exkursionen haben uns Wissen um die vielen Möglichkeiten anderer zukunftsorientierter Gemeinden vermittelt. Vor allem profitierten wir von Beispielen des Sozialwesens und der Förderung von Dorfgemeinschaften, wofür die Gastlichkeit und das Engagement der Ummendorfer selbst das schönste Beispiel war.”

“Die Beteiligung am Wettbewerb zum Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hat uns viele neue Perspektiven eröffnet. Die Besinnung der Orte auf die je eigenen Kräfte und Ausgangsvoraussetzungen können dargestellt, gebündelt und präsentiert werden. Besonders wichtig ist die länderübergreifende gemeinsame Vertretung der Interessen des ländlichen Raums gegenüber den politischen Entscheidungsträgern in den Hauptstädten, die sehr häufig eine größere Affinität zu den Metropolen darstellen.”

„Mit der Teilnahme am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hatten die Bürgerinnen und Bürgern des Bohnentales die Möglichkeit ihre bisherige Arbeit der internationalen Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Teilnahme an der Preisverleihung in Ummendorf war für unsere Delegation eine tolle Erfahrung, die uns ermutigt auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu machen.“

„,Wandel als Chance’ ist ein hervorragender Impulsgeber und Leitfaden für unsere Gemeindeentwicklung.“

Ergänzend bzw. alternativ zu den Fragebögen haben einige Gemeinden und Teilnehmer ihre Eindrücke „formlos“ in Briefen und Mails zum Ausdruck gebracht. Sie bestärken uns in reichem Maße darin, den Weg der Informationsverbreitung und Bewusstseinsbildung über Best-Practice-Beispiele und Erfahrungsaustausch gepaart mit einem hohen Maß an Emotionen fortzusetzen.

22. bis 25. Mai 2007

Eine Video-Dokumentation des 6. Europäischen Dorferneuerungskongresses in Kamien Slaski, Polen, finden Sie im Internet unter folgender Adresse: www.raumordnung-noe.at , bitte Gemeinde / Landesaktionen / NÖ Dorferneuerung/Dorferneuerung international/Videobeiträge auswählen.

Ziel des 6. Europäischen Dorferneuerungskongresses unter dem Motto „ Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“ war es, die mannigfaltigen Zukunftsfragen, die die ländlichen Regionen in einem erweiterten Europa bewegen, zur Sprache zu bringen und zu diskutieren. Auf der Suche nach den richtigen Antworten wurde den Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West in besonderer Weise Rechung getragen.

Darüber hinaus gab der Kongresses aber auch Anlass, zwei Jubiläen zu begehen: Vor 10 Jahren wurde in der Gastgeber-Region, der Wojewodschaft Opole, die Dorferneuerung in Polen gestartet und vor genau 20 Jahren fand in Krems, Niederösterreich, der 1. Europäische Dorferneuerungskongress statt, der zur Gründung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung anregte.

Die Einladung zur Teilnahme richtete sich an alle EuropäerInnen, denen der ländliche Raum, seine Entwicklung und seine Zukunftsfähigkeit ein Anliegen sind. 250 Frauen und Männer aus weiten Teilen Europas, eine Zahl die am polnischen Tag auf 900! anwuchs, nahmen die Einladung an und konnten dabei nicht nur reiche Erkenntnisse gewinnen, sondern auch wertvolle Kontakte knüpfen.

Tirol, Wien/Niederösterreich, Salzburg, Wroclaw/Polen, Tschechien, Slowenien
und nochmals Polen – der Kongress brachte zahlreiche europäische Regionen
zusammen und einander näher.

22. bis 25. Mai 2007

6. Europäischen Dorferneuerungskongress „Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“ in Kamíen Slaski, Polen

Eine Replik von Theres Friewald-Hofbauer

Vier Tage lang avancierte das idyllische schlesische Dorf Kamien Slaski, Preisträgerin im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2000,  als Gastgeberin des 6. Europäischen Dorferneuerungskongresses zum „Mekka“ der europäischen und insbesondere der polnischen Dorferneuerungsszene.

Charles Konnen, stellvertretender Vorsitzender der Europäischen ARGE  Landentwicklung und Dorferneuerung, Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer und Vize-Marschall Ryszard Wilczynski, Opole, informieren die Medienvertreter über die wesentlichen Inhalte des 6. Europäischen Dorferneuerungskongresses

250 TeilnehmerInnen am europäischen Teil und 900 TeilnehmerInnen am polnischen Tag stimmten angesichts der Referate, Diskussionen, Exkursionen und Ausstellungen darin überein, dass das Motto des Kongresses „Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“ nicht treffender hätte sein können. Die Vielfalt an naturräümlichen, kulturellen, historischen, strukturellen und ökonomischen Bedingungen und Prägungen ist enorm, auch innerhalb von Ländern, oft auch von Regionen, und beileibe kein reines West-Ost-Phänomen. So gesehen kann es kein Patentrezept für eine erfolgreiche Entwicklung der so unterschiedlichen ländlichen Räume geben, muss Dorferneuerung etwas sehr Spezielles, ganz im Sinne von „Jedem Dorf seinen Maßanzug“, sein.

Und doch gibt es Allgemeingültiges, an dem weder da noch dort ein Weg vorbei führt, das auch mehrfach angesprochen wurde. Etwa das endogene Potenzial, die Besonderheiten, die es zu erkennen, schätzen zu lernen und zu nutzen gilt. Und, dass Dorferneuerung häufig einer Gratwanderung, nicht selten zwischen (scheinbaren) Gegensatzpaaren, gleichkommt. Zwischen kreativer Spontanität und visionärer Planung, zwischen Tradition und Innovation, zwischen Form und Funktion, zwischen dörflicher Eigenständigkeit und regionalen Allianzen, um nur einige zu nennen.

Herausforderungen von heute als Chancen von morgen

Wesentliche Leitlinien jedes Entwicklungsprozesses, so das unisono Credo, müssen Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit sein, also ökologische, ökonomische, kulturelle und soziale Maßnahmen. Nicht nebeneinander, nicht nacheinander, sondern aufeinander abgestimmt und miteinander verwoben. Menschen bleiben oder kommen nur, wenn sie Arbeit, wenn sie ihr finanzielles Auskommen finden, gleichzeitig aber auch auf einen ländlichen Raum stoßen, der seine ursprünglichen Qualitäten ausspielen kann, Qualitäten, die allem voran Naturnähe sowie soziokulturelle und soziale Kompetenz heißen.

Im ökologischen Bereich wird deutlich, dass die Herausforderungen von heute sich als die Chancen von morgen erweisen könnten. Auf die brennende Frage der  Energieversorgung der Zukunft hat das Land mit nachwachsenden Rohstoffen die richtige Antwort parat. Und im sozialen Sektor könnte der demografische Wandel den Dörfern sogar in die Hand spielen, wenn es ihnen gelingt, sich als Lebensraum zu präsentieren, der prädestiniert dafür ist, die Bedürfnisse älterer Menschen zu befriedigen. Sie sind neben Familien mit Kindern genau jene Bevölkerungsgruppe, die die Vorteile des Landlebens  besonders zu würdigen wissen könnte. Voraussetzung dafür ist freilich, dass geänderte Realitäten akzeptiert werden, dass zeitgemäße Strukturen geschaffen werden, die Frauenbeschäftigung ermöglichen und Kinder- sowie Seniorenbetreuung gewährleisten, was neue Berufsfelder und Einkommensquellen induziert.

Noch eine wichtige Erkenntnis: Das Dorf darf nicht zum Lebensraum der Zukurzgekommenen werden, soll attraktiv auch für Neubürger sein, verträgt Zugezogene und auch ein gewisses Maß an Heterogenität.

Zukunftsgewinn ist möglich

„Top down“ und „Bottom up“ sind bei der Dorferneuerung keine Alternativen. Sie braucht beides, politische Rahmenbedingungen und Bürgerpartizipation. Eine Beteiligung, die freilich auch zugelassen werden muss, idealerweise in kreativen Milieus. Eine Beteiligung, zu  der die BürgerInnen aber auch befähigt sein müssen, was Investitionen in deren Bildung voraussetzt. Eine Geldanlage, die jedenfalls reiche Zinsen trägt, Zinsen die dringend benötigt werden, denn, um es mit Worten des Vorsitzenden der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Erwin Pröll, auszudrücken: Die Zukunft ist kein Geschenk! Insbesondere nicht für die ländlichen Räume angesichts von Globalisierung, Europäischer Einigung und noch längst nicht abgeschlossener Transformationsprozesse im Osten.

Aber: Der Zukunftsgewinn bleibt eine reale Option mit Aussicht auf Erfolg, wenn es gelingt,

  • immer wieder geographische, räumliche, mentale und ideologische Grenzen zu überschreiten ,
  • flexibel genug für eine Erneuerung der Erneuerung zu sein,
  • Synergien zwischen Stadt und Land zu nutzen,
  • den Blick über den Zaun zu wagen, Erfahrungen auszutauschen, Netzwerke zu knüpfen und
  • den Mut zum Träumen mit der Kraft zum Handeln zu paaren.

22. bis 25. Mai 2007

6. Europäischer Dorferneuerungskongress „Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“ in Kamíen Slaski, Polen

Statement von Charles Konnen, Luxemburg, Stellvertretender Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung

Dorferneuerung ist keine Erfindung unserer Zeit. Schon vor dem 2. Weltkrieg gab es in Tschechien in Reaktion auf die fortschreitende Industrialisierung und damit einhergehende wirtschaftliche, soziokulturelle und optische Veränderungen der Dörfer ein so genanntes Dorfrevisionsprogramm. Von Dorferneuerung die Rede war dann erstmals in den späten 50er Jahren im süddeutschen Raum, von wo sie sich sehr rasch auf immer mehr europäische Länder und Regionen ausbreitete und vielfach auch als Ortserneuerung oder Dorfentwicklung bezeichnet wurde.

Eine wesentliche Zäsur in der Geschichte der Dorferneuerungsbewegung stellte zweifellos der 1. Europäische Dorferneuerungskongress im Jahr 1987 in Niederösterreich dar. Der dabei ermöglichte Blick über den Zaun, das Kennenlernen neuer Projekte und Strukturen, wurde als besonders wertvoll empfunden und sollte, so der Wunsch zahlreicher Teilnehmer, zu einer ständigen Einrichtung werden. Damit war die Idee zur Gründung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung  geboren, die ein Jahr später beschlossen und 1989 vollzogen wurde.

Im Laufe ihrer nunmehr 18-jährigen Geschichte hat sich die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung von einem kleinen, losen Bündnis zu  einem immer komplexeren, zunehmend mehr europäische Regionen umfassenden Netzwerk entwickelt, das seit einigen Monaten auch den Status einer eigenen Rechtspersönlichkeit inne hat. Ihre vorrangigen Anliegen sind,

  • die Know-how-Bildung im Bereich einer nachhaltigen dörflichen und regionalen Entwicklung sowie den Know-how-Transfer und den Erfahrungsaustausch zwischen Staaten, Ländern, Regionen, Gemeinden und Dörfern zu fördern,
  • das Selbstwertgefühl, die Motivation und das Engagement der LandbewohnerInnen zu heben und
  • die Wahrnehmung der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung des ländlichen Raumes und der Anliegen seiner BewohnerInnen durch Öffentlichkeit,  Medien und Politik zu forcieren.

Die Grundintention der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, nämlich die Stärkung der ländlichen Räume in Europa als zukunftsfähige Wirtschafts- Erholungs- und Lebensräume, entspricht exakt jener, die Dorferneuerungsbewegungen in Europa seit jeher verfolgen. Dass die Mittel und Wege zu diesem Ziel sich oft von Ort zu Ort und erst recht im Laufe der Jahre sehr unterschiedlich präsentieren, liegt auf der Hand. Denn Europa ist reich an Vielfalt – und das in jeder Hinsicht: vielfältig an Kulturen, Werthorizonten sowie an naturräumlichen, aber auch sozioökonomischen Gegebenheiten. Dazu kommen gewandelte und sich permanent verändernde politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Aktion und Reaktion, oft auch eine Erneuerung der Erneuerung und immer wieder Grenzüberschreitungen im weitesten Sinn verlangen und bewirken.

Die von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung im 2-Jahres-Rhythmus durchgeführten Wettbewerbe um den Europäischen Dorferneuerungspreis  liefern uns den Beweis, dass es der Dorferneuerung gelingt, diesem Anspruch gerecht zu werden. Sie ist vielerorts von einer Ortsbildaktion zu einem ganzheitlichen, nachhaltigen und innovativen Prozess gereift, bei dem die Betroffenen, also die BewohnerInnen des ländlichen Raumes, die Hauptrolle spielen. Dabei werden häufig die Dorfgrenzen überschritten und kommunale, zunehmend auch regionale Kooperationen eingegangen, die dabei helfen, Synergieeffekte zu nutzen und Projekte in Angriff zu nehmen, die den üblichen thematischen und finanziellen Rahmen eines einzelnen Dorfes zu sprengen vermögen.

Auch wenn vieles bereits gelungen scheint, wenn da und dort die Dorferneuerung dafür gesorgt hat, dass sich die wirtschaftliche Situation und die Lebensbedingungen spürbar verbessert haben, wenn der ländliche Raum einen neuen, höheren Stellenwert in der Öffentlichkeit erlangt hat, so steht doch auch außer Zweifel, dass die Probleme der letzen Jahrzehnte wie wirtschaftliche Aushöhlung, Abwanderung und Verstädterung längst nicht überwunden sind, dass ländliche Räume nicht gerade auf der Gewinnerseite der Globalisierungswelle stehen, dass die Geldmittel seitens der Europäischen Union  nicht für alle Ewigkeit gesichert sind und dass die Zukunftsfähigkeit unserer Dörfer stets auf Neue hart erkämpft und erarbeitet werden muss.

Das heißt, wir müssen in Zukunft noch mehr als in der Vergangenheit in der Lage sein, Scheuklappen abzulegen und gewandelte Realitäten zu akzeptieren, Fehlentwicklungen und Gefahrenpotenziale zu erkennen und ihnen mit geeigneten Mitteln zu begegnen sowie Chancen und Entwicklungsoptionen aufzuspüren und sie mit ganzer Kraft zu nutzen. Konkret bedeutet das:

  • Stärkung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft unter Berücksichtigung der Kulturlandschaft
  • Erhaltung und Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten, auch mit Blick auf regionale Wertschöpfungsketten
  • Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen und Nutzung erneuerbarer Rohstoffe
  • Symbiose von schützenswerter alter und qualitätvoller neuer Bausubstanz sowie Ressourcen sparende und verkehrsvermeidende Siedlungsentwicklung
  • Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins der DorfbewohnerInnen
  • Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen und soziokultureller Qualitäten
  • Förderung der Teilhabe aller Generationen, Nationalitäten und Minderheiten sowie beider Geschlechter am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben

Ebenso wichtig wie die Inhalte sind dabei die Methoden und Strategien, die es zu verfolgen gilt. So ist Wert auf vernetzte, sektorübergreifende Projekte zu legen, die dem Anspruch auf eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung gerecht werden, die von Eigeninitiative, Bürgerengagement, der Bereitschaft zur Zusammenarbeit sowie von Konsequenz, zugleich aber auch von Flexibilität und Lernfähigkeit geprägt sind und die sich auch Expertenmeinungen nicht verschließen.

Ans Ziel kann nur eine eigenständige, auf den vorhandenen Potenzialen aufbauende Entwicklung führen. Aber um neue Ideen, Impulse und Motivation zu gewinnen, bedarf es eines ständigen Erfahrungsaustausches mit anderen, mit den Menschen aus den  Nachbardörfern ebenso wie mit jenen aus nahen und fernen europäischen Regionen, mit denen man auch dann und wann gemeinsam als „Chor“ auftritt, um lauter zu sein, um sich Gehör in Warschau und in Brüssel zu verschaffen. Dazu kann und will dieser Kongress im Besonderen und die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung im Allgemeinen wesentlich beitragen.

22. bis 25. Mai 2007

6. Europäischer Dorferneuerungskongress „Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“ in Kamíen Slaski, Polen

Vortrag von Univ. Prof. Wolfgang Müller-Funk in Stichworten

  1. Spatiale Wende (spatial turn“)  in den Kultur- und Sozialwissenschaften: >reale<, symbolische, imaginäre Räume im soziokulturellen Kontext.
  2. Raum als dynamische Größe ( Produktion, Gestaltung, Konstruktion)
  3. Die Ausdifferenzierung bestimmter Raumebenen – die Bedeutung des realen Territoriums nimmt ab, die Bedeutung der sozialen und kulturellen Funktion nimmt zu. Soziale und kulturelle Räume sind nicht determiniert durch die sog. natürlichen Voraussetzungen.
  4. „Globalisierung“ als Theorie vom Raumwandel: –    Veränderung der symbolischen Räume (Verringerung der Differenz: Homogenisierung und Heterogenisierung in Lebensstil, Ökonomie durch             Kommunikationsmedien) –    Veränderung der >realen< Abstände durch Transport- und Verkehrsmedien –    Veränderung des Verhältnisses von Stadt und Land, von Zentrum und Peripherie –    Zusammenwachsen, Interdependenzen –    Räume in Bewegung: Permanenz der Völkerwanderung (Arbeitsmigration, temporär oder permanent, touristische Migration, temporär oder permanent): Dominanz der Arbeitsmigration von den Peripherien in die post-urbanen Zentren, touristische Wanderbewegungen von der Städten aufs „Land“)
  5. Problematik der Kategorie „ländlicher Raum“: –    basiert noch immer auf der Gegenüberstellung der traditionellen Stadt und des traditionellen Landes. Beide haben sich verändert. –    Periphere Räume sind nach der schrittweisen Durchsetzung marktkapitalistischer Ökonomie in westlichen Gesellschaften nicht länger durch Agrarproduktion     oder gar durch Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgung) gekennzeichnet. –    Gemischte Ökonomie in peripheren, post-agrarischen Räumen. –    Selbst und Fremdbild bleiben jedoch nach wie vor von diesen früheren Nutzungsweisen und den ihnen entsprechenden Sozial- und Symbolordnungen geprägt (z. B. positive oder kritische Nostalgisierung von „Heimat“ im österreichischen Film und in der Literatur).
  6. Der periphere Raum in Europa, aber auch anderswo ist nicht einheitlich. Beispiele: –    metropolennaher Raum (Umland von Wien) –    dünn besiedelter Raum. (Waldviertel, Weinviertel, Mostviertel, Sudmähren, Südsteiermark, Masuren, Peloponnes) –    strukturierter Raum mit mittleren urbanen Fokussierungen. (Oberösterreich) –     regionale touristische Räume.(Tirol) –    post-industrielle regionale Räume ( Teile der Steiermark, Mittelengland, Schlesien)
  7. Ein düsteres Szenario des regionalen Raumes: der einstmalig ländliche Raum als Verlierer der Moderne und Hypermoderne (Globalisierung): –    Abwanderung (Sonderfall. Vertreibung) als sozio-kultutrelle Auszehrung –    Mangel an Infrastruktur –    Überalterung –    Dominanz vormoderner überkommener Strukturen –    Ausgrenzung junger Menschen und Frauen –    Verschwinden der  ländlichen Identitätskonzepte, die durch keine neue ersetzt werden (ländliche Raum nähert sich – symbolisch- den              randständigen Bezirken     urbaner Milieus an).
  8. Ein heiteres Szenario  würde einerseits auf die erfolgreichen Regionen Bezug nehmen und andererseits die Mängel der hypermodernen marktkapitalistischen Ökonomie samt ihrer kulturellen Lebensstile hervorheben: Moderne Gesellschaften brauchen periphere, naturnahe Räume (Kompensationsthese): –    Sozial überschaubarer und >greifbarer<  Raum (Solidarität,  Zusammenleben, Gestaltungsmöglichkeiten des einzelnen)
    –    naturnaher Raum (Erholung, spezifische Erfahrungsmodi)
    –    höhere Lebensqualität, geringere Fremdbestimmung  im Hinblick auf Zeit, Raum und Lebensstil.
    –    relativ preiswerter Lebensraum.
    –    markierter Raum mit oftmals historischen Architekturelementen (kein „Nicht-„Ort“, kein passagerer Raum).
    –    Funktion verhältnismäßig leerer Räume für Kultur.
  9. These von der Deterritorialisierung und Dezentrierung: Gefahren und Chancen.
    –    Verstärkung der negativen Tendenzen im Sinne von (7)
    –    Verstärkung der positiven Möglichkeiten im Sinne von (8)

Noch einmal die drei  zentralen Prämissen des „spatial turn“ (vgl. 2 und 3).
1.    Raum ist eine von Menschen geschaffene und produzierte soziokulturelle Entität
2.    Der natürliche Raum determiniert nicht den sozio-ökonomischen Raum.
3.    Bestimme Raumaspekte sind unter den Bedingungen moderner kapitalistischer Gesellschaften nicht deckungsgleich.

Daraus ergibt sich eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Eine Auswahl:

–    Vernetzung mit anderen Räumen im Rahmen einer globalisierten Ökonomie
–    Nutzung moderner digitaler Medien (Verringerung räumlicher Abstände, und zwar real wie symbolisch)
–    Nischenprodukte und – dienstleistungen, die anderswo nicht bzw. nicht zum entsprechenden Preis angeboten werden können.
–    Ökologisierung der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion.
–    Verlagerung von Produktionsformen, die nicht unbedingt in urbanen Zentren angesiedelt sein müssen.
–    Nutzung von Grenzen für Grenznahe Räume  als Schwellenräume mit Brückenfunktion (im Kontext der europäischen Integration)
–    Nutzung bestimmter Segmente des Tourismus (Kultur, Gesundheit, Sport etc.)

Ob die Möglichkeiten genutzt werden, hängt also nicht von den sog. natürlichen Gegebenheiten, sondern davon ab, wer diese regionalen Räume nutzt, gestaltet     und kulturelle ausgestaltet.  Solche kulturellen Faktoren sind beispielsweise:

–    Überwindung traditioneller konservativer, rückwärtsgewandter und gegenweltlicher Leitbilder („Heimat“)
–    Zuzug von Menschen aus anderen Bereichen (Nachbarländer, städtischer Raum und Umraum). Beispiel:  österreichisches Umland von Bratislava. (Heterogenisierung des ländlichen Raumes)
–    Integration ortsfremder Bevölkerung seitens der traditionellen Bevölkerung
–    Ausbau bestimmter Infrastrukturen (Politik): Verkehr, Information, Bildung
–    Nutzung der Ressourcen, über die temporäre Bewohner potentiell verfügen.(kultureller Transfer: Touristen, Aussteiger, Zweitwohnsitzer, Pensionisten).
–    Entwicklung von zeitgemäßen kulturellen Ausdrucksformen.
–    Selbstbewusste Kommunikation mit urbanen Zentren und deren Kultur.
BewohnerIn einer hochgradig strukturierten und differenzierten globalen Welt sein.

Wolfgang Müller-Funk (im Bild von links nach rechts mit Maria Forstner, Landesobfrau der Niederösterreichischen Dorf- und Stadterneuerung, Theres Friewald-Hofbauer, Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, und Mariola Szachowicz, Marschallamt Opole) nach seinem beeindruckenden Vortrag, der für etliche Diskussionen sorgte.

22. bis 25. Mai 2007

6. Europäischer Dorferneuerungskongress „Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“

Statement von Marschall Ryszard Wilczynski, Opole, Polen

Auf das polnische Dorf haben besonderen Einfluss:

  • europäische Integration,
  • Globalisierung,
  • Angleichung (in allen Bereichen) – Verlust an Verschiedenheit, Popularisierung der städtischen Muster und der Geschmacklosigkeit,
  • chaotische Entwicklung der Orte und Vororte, ungeeignete und falsche Raumplanung,
  • Wirtschaftsflucht -hauptsächlich junger Menschen,
  • Industrialisierung der Landwirtschaft, Verlust dörflicher Strukturen,
  • Dominanz durch dir politische Gemeindeebene, Verlust der Selbstbestimmung und verwaltung, Identitätsverlust,
  • Schwächung der bürgerlichen Gesellschaft, das Verlorengehen des dörflichen Lebens in historischer Bedeutung,
  • fehlende staatliche Steuerungsmechanismen zur Dorfentwicklungspolitik und fehlende Instrumente zur Ergänzung der verschiedenen Teilbereichsprogramme,
  • mangelndes Interesse der Selbstverwaltung der Woiwodschaft an der Erhaltung und Förderung ländlicher Bereiche und die Vernachlässigung regionalbezogener Politik.

Der Eintritt in die EU hat die Auflösung landwirtschaftlich genutzter Flächen beschleunigt (in der Woiwodschaft Oppeln geht der Prozess zu Ende). Durch die Aufgabe der Landwirtschaft stellen sich in Polen für die Bevölkerung im Vergleich zum Westen die Lebensbedingungen schlechter dar (diese Veränderungen verzogen sich in West-Europa vor etwa 30 Jahren). Das Potential der polnischen Dörfer ist geringer, die Infrastruktur ist unvollkommener und ist weniger effektiv, die bereitstehenden Mittel zur Entwicklung und Revitalisierung sind unvergleichbar kleiner, und die Herausforderungen unvergleichbar größer.

Das polnisch Dorf der Zukunft wird von Landflucht gekennzeichnet, verursacht durch den Wegzug insbesondere junger Menschen auf der Suche nach Arbeit und verbesserten Lebensbedingungen in die größere Städte und nach Westeuropa. Dieser Prozess ist, da der Anreiz Fähigkeiten herauszufordern und sein Können unter Beweis zu stellen, nicht aufzuhalten ist. Unter diesen Voraussetzungen wird sich das polnische Dorf nicht entwickeln können oder gar aufgegeben werden.

Wird das Dorf überleben können? Die Antwort ist ja, unter der Voraussetzung, dass man dem derzeitigen Prozess gesteuert und die Bedingungen zur Rückkehr fördert. Das Dorf kann ein Ort sein, in dem sich die Menschen, die durch das jahrelange Pendler Dasein erschöpft haben, durch strukturelle Veränderungen adäquate Lebensbedingungen schaffen können. Durch die weltweite Vernetzung durch das Internet wäre das Dorf der ideale Lebensraum für Freiberufler, beispielsweise Architekten, Designer, Finanzberater. Die Dörfer bieten die Möglichkeit Zivilisationsmüden, alternative Lebensformen Bevorzugenden, sowie demjenigen, die ihren Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen möchten, ideale Lebensbedingungen. Eine verlässliche Schätzung der Einwohnerzahl und Zahl der Berufstätigen lässt sich auf Grund von Landflucht und temporärer Fluktuation nicht ermitteln. Durch die og. Entwicklungen werden die Einwohner gezwungen neue Organisationsformen zu entwickeln. Das Dorfgemeinschaftshaus in seiner ursprünglichen Bedeutung wird ersetzt durch ein multifunktionales Aktionszentrum und Schulen auf computergestützten Unterricht ausgerichtet.

Wodurch lässt sich ein positives Szenario schaffen? Wodurch kann sich das Dorf gegenüber der Stadt profilieren?
Ich sehe keine grundlegende Veränderung der Infrastruktur als erforderlich an, sondern vielen reicht ein Minimum an Standards aus. In den nächsten Jahren stehen keine Mittel zur Verfügung um die Standards der Dörfer dem westlichen Niveau anzugleichen, in diesem Wettbewerb steht das polnische Dorf auf verlorenem Posten. Auch der Arbeitsmarkt kann dieses Problem nicht relativieren, da die Bedingungen hier zunehmend schwieriger werden. Eine Chance im Wettbewerb zwischen Stadt und Dorf besteht für Letzteres nicht in den materiellen Faktoren, sondern in dem Gemeinschaftsgefühl und der Identifikation.

Dazu 3 Faktoren:

  • Gemeinschaftsgefühl,
  • Verbundenheit mit der natur und dem kulturellen Erbe,
  • Heimatverbundenheit.
Die Gestaltung eines individuellen Umfeldes ist in der Stadt schwieriger zu erreichen. Durch die beiden erstgenannten Faktoren erhöht der Dorfbewohner die Möglichkeit einen Bezug zu gewachsenen Strukturen herzustellen wie: Naturverbundenheit und sozio-kulturelle Identität. Der reiz der Sache liegt in der Einfachheit, damit können ungenutzte Potentiale freigesetzt werden. Diese Potentiale kämen der Entwicklung zu einem lebendigen Dorf zugute, entsprechend des Konzepts eines thematisierten oder eines kooperativen Dorfes wie von mir in einem Artikel „10 Jahre Dorferneuerung – der Weg zum Ziel“ dargestellt wurde. Die Zukunft des Dorfes ist nur zu sichern durch Wahrung zwischenmenschlicher Kontakte. Grundlage für den Erhalt dörflicher Gemeinschaft ist der mentale Aspekt.

Zum Schluss meiner Ausführungen lassen Sie mich noch ein Wort bezüglich Dorferneuerung in der gegenwärtigen Situation anmerken. Es gibt keine Zweifel, dass im Zuge der Globalisierung nach derzeitigen Erkenntnisstand die Attraktivität und Bedeutung des Dorfes und des ländlichen Raumes allgemein Zustimmung findet, aber es gibt auch keine Zweifel, dass die technische Entwicklung und die gesellschaftlichen Veränderungen auch zukünftig außerhalb des ländlichen Raumes stattfinden. Folgender Schluss ist zu ziehen -Stadt und Dorf müssen nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern im Rahmen der Globalisierung gleichberechtigt Dorf-Stadt-Welt. Das Dorf mit seinen unverzichtbaren Reservoire an Werten und Gütern kann als Rückzugsort angesehen werden. Das Dorf der Zukunft wird also ein Dorf der Ergänzung. Das Finden und Nutzen der Bereiche dieser Ergänzung kann eine Perspektive für die Dorferneuerung sein und als Instrument, das die Zukunft des Dorfes gestaltet gelten und der Erhalt und die Kultivierung des polnischen Dorfes stellt bei der kulturellen Verschiedenheit Europas ein wichtiges Erbe dar.

22. bis 25. Mai 2007

6. Europäischer Dorferneuerungskongress „Geeintes Europa – Reich an Vielfalt und Herausforderungen“ in Kamíen Slaski, Polen

Statement von Univ. Prof. Alfons Dworsky

Planung ist vorausschauende Gestaltung von Lebensräumen. So verstanden reicht Dorfplanung bis in die historische Tiefe der Frühgeschichte zurück, und umfasst die Breite aller Kulturlandschaften.

Dorferneuerung ist eine Parallelkonstruktion zur Stadterneuerung und damit eine kommunalpolitische Erscheinung der 70er und 80er Jahre in Europa. Die sehr unterschiedliche Ausformung von Zielen, Methoden und Instrumenten legt es nahe, die nationalen Voraussetzungen genauer zu betrachten:

Schon im deutschsprachigen Raum: Schweiz, Österreich und Deutschland sind entscheidende Unterschiede zu erklären:

Da in der Schweiz keine Kriegs- und Nachkriegsverwüstungen stattfanden, da Rustikalität, Selbst- und Mitbestimmung geradezu Kernstücke schweizerischer Identität waren und sind, gab es dort keinerlei Veranlassung „Dorferneuerung“ einzuführen.

In Österreich entwickelte sich die Dorferneuerung im Zusammenfluss zweier Strömungen: Von „Unten“ als konfliktorientierte Gemeinwesenarbeit etwa parallel zu den emanzipatorischen Forderungen der erhaltungsorientierten, sanften, von Partizipation getragenen Stadterneuerungen, und von „Oben“ als umfassendes Förderungsinstrument zur Revitalisierung bedrohter Orte und Regionen.
Dorferneuerungspläne der frühen Phase der 80er Jahre waren schwerpunktmässig erhaltungsorientierte städtebauliche und architektonische Ziele bzw. Entwürfe. Später traten ökologische und regionale Leitbilder hinzu, die zur Selbstbindung der Beteiligten und als Grundlage von individuellen, lokalen und regionalen Förderungsansuchen dienlich und nötig sind.
Die professionelle Moderation von umfassender Bürgerbeteiligung ist üblich, ebenso die Ausfertigung der Ergebnisse. In manchen Fällen ist die Anpassung der kommunalen Bauleitplanung  (Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung) nötig und vorgeschrieben. In dieser Hinsicht kann der Dorferneuerungsplan – in Kernbereichen – auch Zielvorgabe für raumplanerische Verordnungen sein.

In Deutschland wurde die Dorferneuerung auf das vorhandene Instrument der Flurneuordnung bzw. Flurbereinigung aufgesattelt, zunächst als innerörtliches agrarstrukturelles Begleitmassnahmenpaket, dann als umfassendere, partizipatorisch erarbeitete Konzeption von Bürgerinnen und Bürgern. Der Dorferneuerungsplan deckt zwar mit sektoralen bzw. thematischen Arbeitsgruppen alle Belange der Kommunalentwicklung innerhalb und ausserhalb der Ortslage ab, bleibt aber im Kern ein Grundlagenwerk der agrarstrukturellen Förderung. Da Erstellung und Verordnung von Bauleitplänen nicht dem Agrarressort obliegt, ist im Dorferneuerungsverfahren eine obligate Bindung an die Bauleitplanung nicht vorgesehen.

Obwohl von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehend, vereinheitlicht sich die Praxis aktueller Dorferneuerungsplanungen im „Westen“ zusehends. Parallel zur Ausformung von EU-Förderungsinstrumenten, die für die Entwicklung ländlicher Räume geschaffen wurden verändern sich auch die Horizonte der Dorferneuerungsprojekte: In vermehrtem Mass moderieren professionelle Regionalentwicklungsagenturen, die mit Fachleuten aus den Bereichen Ökologie, Regionalplanung, Kommunalplanung, Architektur, Sozialmanagement u.s.w. ausgestattet sind Leitbildprozesse, die primär auf EU Förderbarkeit zugeschnitten sind.

Ob Horizontausweitung, Professionalisierung und Effizienzsteigerung den wohl unvermeidlich damit verbundenen Verlust von Bürgernähe und Spontaneität rechtfertigen, wird die Zukunft weisen.

23. September 2006

Als Sieger des 8. Europäischen Dorferneuerungspreises 2004 hatte die Gemeinde Ummendorf die ehrenvolle Aufgabe, für die Preisträger des Jahres 2006 die angemessene Plattform der Auszeichnungsveranstaltung zu organisieren und auszugestalten.

Mein besonderer Dank gilt der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, dass sie nun bereits zum neunten Mal den ländlichen Räumen Europas Gelegenheit gegeben hat, sich in Fragen der Dorferneuerung zu messen und dem jeweiligen Motto gerecht zu werden. Für mich ist dies der anspruchvollste Wettbewerb zu dieser Thematik.

Ummendorf vertrat als Gastgeber den Bördekreis und das Bundesland Sachsen-Anhalt und damit die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Wir wollten gute Gastgeber sein. Deshalb begannen wir unsere Arbeit am Festprogramm bereits im Oktober 2004. Eine Vielzahl von Akteuren und viele fleißige Helfer waren daran beteiligt. Ja, man kann sagen, unsere ganze Gemeinde hatte Anteil an der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieser Veranstaltung. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Ummendorferinnen und Ummendorfern und selbstverständlich auch bei den Helferinnen und Helfern außerhalb für diese tatkräftige Unterstützung sehr herzlich bedanken.

Mit Unterstützung des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt und vieler Sponsoren ist es uns gelungen, ein ansprechendes 3-Tages-Programm zu organisieren und durchzuführen. Ich wünsche mir, dass alle Gäste mit guten Eindrücken aus Ummendorf in ihre Heimatregionen zurückgekehrt sind und dass sie sich von unserer Gastfreundschaft, Lebensfreude und von dem „Wir-Gefühl“ der UmmendorferInnen, die eine große Familie von 1.100 EinwohnerInnen verkörpern, überzeugen konnten.

Den Preisträgern des Wettbewerbes 2006 spreche ich, auch im Namen aller BürgerInnen der Gemeinde, meine herzlichsten Glückwünsche aus. Allen Teilnehmern am 9. Europäischen Dorferneurungswettbewerb wünsche ich viel Kraft, Mut und Glück bei der weiteren Entwicklung ihrer Gemeinden und Regionen.

23. September 2006

Europäischer Dorferneuerungspreis 2006

Koudum, Friesland, Niederlande

Das etwa 2750 EinwohnerInnen zählende Koudum ist Teil der Gemeinde Nijefurd und liegt im Südwesten der Provinz Friesland in unmittelbarer Nähe des Ijsselmeeres. Das einstmals agrarisch geprägte Dorf entwickelte sich in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Gartenbaudorf mit überregionaler wirtschaftlicher Bedeutung und zu einem kommunalen behördlichen Zentrum. Eine Entwicklung, die 1984 mit der Gemeindegebietsreform ein jähes Ende nahm und Koudum nicht nur den Verlust seiner Funktion als Amtszentrum bescherte, sondern das gesamte politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben äußerst negativ beeinträchtigte – dramatischer Rückgang der Arbeitsplätze, Wegbrechen von Dienstleistungs-einrichtungen, Betriebsaufgaben, Abwanderung der Bevölkerung, leer stehende und verfallende Häuser und Geschäftslokale, keine Nachfrage nach Bauland …

Doch die Opferhaltung währte nur kurz. Bald regten sich da und dort kleine Initiativen,  schlossen sich BürgerInnen zu Gruppen zusammen, wuchs ein immer dichteres Netzwerk, das ein Ziel verband: Koudum zu einem attraktiven Wohn-, Arbeits- und Freizeitraum mit polyfunktionalen Zentrumseinrichtungen für die gesamte Südwestregion Frieslands zu entwickeln. Eines der Schlüsselprojekte auf diesem erfolgreichen Weg war der Kauf von Land zur Errichtung des Neubaugebietes „Morraplan“, bestehend aus 130 Wohnungen, Ferienhäusern und permanent bewohnten Häusern, durch die Stiftung „Trochgean“ – auf eigenes finanzielles Risiko der Unternehmer und BürgerInnen. Der Mut wurde belohnt und induzierte einen Wohnimpuls, der die Bevölkerungszahlen steigen und die Wirtschaftskraft wachsen ließ.

Aus einer Vielzahl an aufeinander abgestimmten Maßnahmen und Projekten – aufbauend auf einem fundierten Zukunftskonzept und hohem Planungsniveau, getragen von einem effizienten Netzwerk aus BürgerInnen (Interessenverband „Dorpsbelangen“, Unternehmerverein, Stiftung „Trochgean“), PolitikerInnen und ExpertInnen und geprägt von Eigeninitiative, BürgerInnenengagement, Risiko-bereitschaft und nachhaltiger Orientierung – seien exemplarisch angeführt:

  • Unterstützung für Existenzgründer durch eine Stiftung, der örtlichen Mühle  und der Gartenbaubetriebe – auch im Hinblick auf ihre Identität stiftende Bedeutung
  • Erhalt der weiterführenden Schule durch räumliche und inhaltliche Verschränkung mit lokaler Radio- und Fernsehstation, Bibliothek, Jugendtreff und Musikschule
  • Erfolgreiches, kreatives Bemühen um Verbleib und Neuansiedlung wichtiger Dienstleistungseinrichtungen im sozialen,  kulturellen und touristischen Bereich
  • Verbesserung der Siedlungsentwicklung und des Ortsbilds sowie Umnutzung zahlreicher leer gefallener Gebäude, etwa zu einem Bildhauerzentrum und einer Pflegediensteinrichtung
  • Bedürfnis gerechtes Wohnen und Arbeiten für Menschen mit geistigen oder körperlichen Handicaps sowie umfassende, qualitätvolle und menschen-gerechte Infrastrukturen für Senioren- und Kinderbetreuung
  • Abgeschlossene Planung zur Errichtung einer Biogasanlage durch eine Bauerngemeinschaft zur Energieversorgung eines neuen Wohngebietes und bewusste Nutzung von Naturschutzprogrammen als Entwicklungspotenzial
  • Entwicklungshilfepartnerschaft mit Tansania zum Know-how-Transfer und zur Errichtung einer Molkerei.

Sieganwärter und ausgezeichnet mit:
Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität

Betzdorf, Luxemburg

Die Dorfentwicklungsmaßnahmen in Betzdorf zeigen eine große Vielfalt und spiegeln einerseits eine mutige eigenständige Gemeindeentwicklung, andererseits aber auch eine vielseitige interkommunale Zusammenarbeit wider. Allen Aktivitäten ist gemeinsam, dass sie auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet, von einer Bündelung der Kräfte und Ressourcen geprägt, von Visionen und Courage gekennzeichnet und von einer breiten Bürgerbeteiligung getragen sind. Die modellhaften und nachahmenswerten Projekte weisen eine hohe Planungsqualität auf und spannen einen weiten Bogen von Landschafts- und Naturschutz über Raumordnung, erneuerbare Energie und Soziales bis hin zu Bildung und Kultur.

Gurk, Kärnten, Österreich

Gurk darf sich zweifellos einer ganzheitlichen, nachhaltigen und mottogerechten Dorfentwicklung auf höchstem Niveau rühmen. So ist es  gelungen, neben dem Kloster zu einer partnerschaftlichen, aber eigenständigen Entwicklung zu finden, die auf vorhandenen Stärken aufbaut. Das soziale Zusammenleben wird beispielhaft gestärkt. Das ökologische Bewusstsein mündet in mutige Pionierprojekte, die zudem zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen. Darüber hinaus hat man es verstanden, Dorf- und Regionalentwicklung beispielhaft zu vernetzen und daraus großen Nutzen zu ziehen.

Impulsregion 21, Salzburg, Österreich

Die „Impulsregion 21“, ein Netzwerk der Gemeinden Schleedorf, Mattsee und Neumarkt innerhalb des Salzburger Seenlandes, baut auf den bisherigen, durchaus beeindruckenden Dorferneuerungsaktivitäten der drei Gemeinden auf und überzeugt mit ihrer Fokussierung auf Stärken und Synergien mit deutlicher regionaler Ausstrahlung wie auch mit der Konzentration auf behutsame Aneignung und wirtschaftliche Nutzung der Landschaft im Bereich Erholung, Bio-Vermarktung und Gesundheitsvorsorge.

Lana, Südtirol, Italien

Die Dorferneuerung in Lana, basierend sowohl auf intensiver Bürgerbeteiligung als auch auf Expertenstudien, ist auf das Aufrechterhalten menschlicher Nähe in einem wachsenden Ort ausgerichtet. Der Wandel wird nicht als Gefahr gesehen, sondern als Chance, mit neuen Möglichkeiten auf heutige Bedürfnisse der Menschen zu reagieren. So werden  zeitgemäße soziale Infrastrukturen für alle Alterskategorien bereitgestellt, Aktivitäten zur Ausländer- und Behindertenintegration gesetzt und „Kinderfreundliche Betriebe“ ausgezeichnet. Der Bau einer modernen öffentlichen Bibliothek mit angeschlossenen kulturellen Aktivitäten ist bezeichnend für den Stellenwert der Kultur und mit einer qualitätvollen zeitgemäßen Architektur bei öffentlichen Bauten beweist man Mut zu Neuem.

Latrop, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Latrop ist es auf herausragende Weise gelungen, aus einer peripheren Lage in einem Talschluss und aus einer niedergehenden ökonomischen Situation heraus den Wandel in eine neue Funktion als Chance zu sehen, sich neu zu positionieren und zu entwickeln. Die Anbindung der alten Landschafts- und Waldnutzung an heutige Wirtschafts- Lebensraum- und Erholungsfunktionen konnte erhalten bleiben und durch breite touristische Nutzung als neue, vorrangige Funktion ergänzt werden, wodurch die ökonomische Basis nachhaltig gesichert und die Lebensqualität deutlich erhöht wird.

Launsbach, Hessen, Deutschland

Aufbauend auf einem bemerkenswerten bürgerschaftlichen Engagement, konzentrieren sich die einzelnen Projekte auf das Ziel, allen BürgerInnen ein Höchstmaß an Lebensqualität zu gewährleisten. Die beispielhafte Vernetzung der sozialen und soziokulturellen Aktivitäten mit Generationen übergreifenden Patenschaften erweist sich als faszinierende Stärke und stellt im Standortwettbewerb um junge Familien ein gewichtiges Argument dar. Der bewusste Umgang mit einer Kulturlandschaft, in der die Land- und Forstwirtschaft keine Rolle mehr spielt, zeigt eine zukunftsfähige Alternative auf.

Pinnow, Brandenburg, Deutschland

Die Dorferneuerung in Pinnow, basierend auf einem Gemeindeentwicklungsplan, präsentiert sich insgesamt als nachhaltig und alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche umfassend. Besonders hervorzuheben sind das gelungene Ankämpfen gegen eine drohende Depression, der vernetzte Projektsansatz zu einem harmonischen und stimmigen Ganzen, der Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten, die Revitalisierung alter Bausubstanzen, der Umgang mit benachteiligten Menschen und die vielfältigen touristischen Aktivitäten.

Posterstein, Thüringen, Deutschland

Posterstein weiß in allen relevanten Bereichen einer nachhaltigen Dorfentwicklung mit Musterprojekten und Erfolgsmeldungen aufzuwarten – mit einer zukunftsorientierten Landwirtschaft mit Zielrichtung  erneuerbare Energie und Produktionsnischen, vielseitigen Handwerks- und Gewerbebetrieben, reichhaltigen Kulturangeboten bis hin zu einem regen Vereinsleben in einem qualitativ hochwertigen Wohnstandort. Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft der BürgerInnen, bei der Neugestaltung von Gemeinschaftsanlagen unentgeltlich mitzuarbeiten und mit Kopf und Händen den Wandel als Chance zu nutzen.

Schwarzach, Vorarlberg, Österreich

Schwarzach besticht in mehrfacher Hinsicht, allem voran aber mit herausragender Qualität im Bereich der Raumentwicklung. Potenziale und Probleme des urbanistischen Wandels werden nicht nur gesehen, sondern als Chance genutzt. Gedankliches Modell ist ein polyfunktionaler, polyzentrischer, eng mit der offenen Kulturlandschaft verflochtener Lebensentfaltungsraum. Ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen limitiert Verdichtung und Intensivierung der baulichen Entwicklung. Eine architektonisch sehr anspruchsvolle Gestaltung, die konsequente Unterstützung und Förderung der Nutzung von  Alternativenergien und positive Perspektiven für die lokale Wirtschaft durch ein landesweit bedeutsames und international prämiiertes Medienzentrum und das Halten ansässiger Qualitätsbetriebe in der Gemeinde sind weitere Glanzlichter.

Tápiógyörgye, Ungarn

In Tapiogyörgy ist es auf herausragende Weise gelungen, die eigenen Stärken zu erkennen, daraus ein schlüssiges Konzept für eine nachhaltige Entwicklung zu entwerfen, die vorhandenen Mittel zielgerichtet und höchst effektiv einzusetzen, die Eigeninitiativen auffallend zu stärken, einen wichtigen Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit zu setzen und nicht zuletzt auch ökologischen Ansprüchen in einem überdurchschnittlichen Maße gerecht zu werden.

Ybbsitz, Niederösterreich, Österreich

Die Gemeinde Ybbsitz versteht es in beeindruckender Manier, rund um das Leitbild der Schmiedekunst – aufbauend auf den energetischen Voraussetzungen der Wasserkraft und in intensiver Auseinandersetzung mit Geschichte, Siedlungsstruktur und kulturell-ökonomischen Grundlagen – eine ganzheitliche und umfassende Dorferneuerung zu realisieren. In Ergänzung dazu konzentrieren sich Engagement und zahlreiche Aktivitäten darauf, die Schmiedekunst über das Haus Ferrum erlebnistouristisch aufzubereiten und mit den restaurierten Schmiedehämmern in das Gesamtkonzept der Eisenstraße einzubinden.

Europäischer Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung

Almenland, Steiermark, Österreich

Mit einem der besten Leader-Projekte Österreichs setzt das Almenland auf den Aufbau von regionalen Qualitätsmarken. Von dieser Strategie profitieren Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Gastronomie durch zusätzliche Wertschöpfung und stabilere Arbeitsplätze sowie eine intakte Umwelt.

Artland, Niedersachsen, Deutschland

Die herausragende Leistung besteht allem voran darin, leer fallende bzw. leer gefallene, jahrhunderte alte und einzigartige Bauernhöfe unter Wahrung der baukulturellen Substanz und der umgebenden idealtypischen Parklandschaft erfolgreich umzunutzen und über neue Wertschöpfungen lebensfähig zu halten.

Baltów, Swietokrzyskie, Polen

Baltów zeichnet sich vorrangig dadurch aus, dass es gelungen ist, durch unternehmerisches Handeln und Eigeninitiative die wirtschaftliche Situation der Gemeinde in einer sehr peripheren Lage spürbar zu verbessern. Es ist ein nachahmenswertes Beispiel insbesondere für Gemeinden, die in einer resignativen Grundstimmung verharren.

Bröbberow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Der Gemeinde ist es auf beeindruckende Weise gelungen, eine neue dörfliche Gemeinschaft aufzubauen und mit umfassenden ökonomischen, sozialen und ökologischen Qualitäten auszustatten sowie ihre landschaftlichen Potenziale zur Nutzung als Erholungsraum und zur Entwicklung eines Naturerlebnistourismus umzugestalten.

Falkenstein, Gemeinden Neustadt im Vogtland und Oberlauterbach, Sachsen, Deutschland

Falkenstein überzeugt mit umfassenden Infrastrukturmaßnahmen, der Revitalisierung des Ritterguts „Adlershof“ mit dem integrierten Natur- und  Umweltzentrum Vogtland, der Wiederbelebung von verschiedensten Festen, dem hohen Eigenleistungsanteil bei Projektsumsetzungen und der Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen zur Verbesserung der soziokulturellen und sozialen Qualitäten.

Fraczków, Opole, Polen

Fraczków zeichnet sich durch große Leistungen in der Umnutzung und Weiterentwicklung ererbter Strukturen aus. Der Wandel wird als Chance begriffen, verloren gegangene kulturelle Qualitäten durch ein Dorfzentrum neu zu schaffen bzw. wiederzugewinnen. Dass dabei aus dem Bestand der baulichen Strukturen der sozialistischen Zeit heraus- und weiterentwickelt wird, ist besonders positiv zu bewerten.

Hünningen, Deutschsprachige Gemeinschaft, Belgien

Auf Basis einer intakten Dorfgemeinschaft und aufbauend auf der Kenntnis der eigenen, durchaus schwierigen Vergangenheit, wurden vielfältige Ideen eigenständig entwickelt und unter Mitwirkung zahlreicher engagierter DorfbewohnerInnen schrittweise umgesetzt. Beispiele dafür sind die Schaffung von Vereinslokalitäten und die Errichtung von Kulturrouten.

Konken, Rheinland-Pfalz, Deutschland

Konken beeindruckt vor allem mit dem „Haus der kulinarischen Landstraße“ als Zentrum der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und sichtbarem Zeichen der Dorferneuerung, der Umnutzung landwirtschaftlicher Anwesen in der Ortsmitte für Wohnzwecke, mit einem Jugendtreff, der auf Eigeninitiative der Dorfjugend entstand, sowie einem aktiven Vereinsleben.

Kovárov, Pisek, Tschechien

Kovárov darf als besonders beispielhaft für eine erfolgreiche ländliche Erneuerung auf Basis der Pflege und Entwicklung kultureller Werte angesehen werden. Höchste Anerkennung verdienen auch die vielfältigen Aktivitäten im sozialen Bereich, insbesondere für Kinder, Jugendliche und ältere DorfbewohnerInnen, die wesentlich zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen.

Langenstein, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Langenstein beeindruckt mit dem Aufbau einer „neuen Landwirtschaft“, geprägt von den Schwerpunkten Naturschutz und Landschaftspflege, dem Erhalt von Traditionsbetrieben, der Errichtung eines neuen Gewerbegebiets, der Schaffung von sozialen Einrichtungen für benachteiligte Menschen, einem reichhaltigen Vereinsleben in einem hochwertigen Wohnstandort sowie mit seinem respektvollen Umgang mit der eigenen Geschichte, wie Burg, Schloss, Wohnhöhlen und die Gedenkstätte „Zweibergen“ beweisen.

Les Bons Villers, Wallonie, Belgien

Das Wettbewerbsmotto „Wandel als Chance“ wird in Les Bons Villers bereits vielfältig und kreativ gelebt. Die hervorragenden Leistungen im sozialen  und kulturellen Bereich, die nur auf der Basis von großem bürgerschaftlichen Engagement entstehen konnten, sowie die Bemühungen um eine nachhaltige Weiterentwicklung der Landwirtschaft und Kulturlandschaft sind Impulsgeber über das Gemeindegebiet hinaus.

Lupburg, Bayern, Deutschland

Lupburg besticht durch seine mediterran anmutende Lage auf der Jura-Hochebene und zeichnet sich mottogerecht durch besondere Leistungen in den Bereichen der Bewusstseinsbildung mit den Instrumenten „Bürgerwerkstatt“ und „Dorfinszenierung“, der baulichen Erneuerung der Ortsmitte um den dominanten Burgberg, des behutsamen Umgangs mit Natur und Landschaft und durch ein aktives Vereinsleben aus.

Neutal, Burgenland, Österreich

Die besondere Leistung in Neutal besteht in der Entwicklung von einem Kleinbauern- über ein Ofenmaurerdorf zu einem bedeutenden Betriebsstandort mit qualitätvollen Arbeitsplätzen, insbesondere im Bereich  moderner Technologien. Damit wird nicht nur die Wirtschaftskraft gestärkt, sondern auch die Lebensqualität verbessert, zumal ganz im Sinne der Nachhaltigkeit Pendlerbewegungen deutlich reduziert wurden.

Podsreda, Slowenien

Podsreda ist es im Schatten der bekannten Burg gelungen, den Ortskern zu einem attraktiven Lebensraum umzugestalten, der durch die Ansiedelung kleiner Betriebe auch wirtschaftliche Effekte zeitigt und touristische Nutzungsmöglichkeiten für die Zukunft bietet.

Lobende Anerkennung besonderer Leistungen

Bohnental, Gemeinden Tholey und Schmelz, Saarland, Deutschland

Besonders anzuerkennen sind die breite Bürgerbeteiligung und das Engagement, mit dem das Projekt Bohnenetal gestartet wurde. Diverse Pilotprojekte zeigen das hohe Niveau des Prozesses und lassen einen erfolgreichen Verlauf erwarten. Interessant und gelungen sind die mit viel Eigeninitiative entstanden Gemeinschaftshäuser und Schutzhütten.

Boretice, Südmähren, Tschechien

Boretice zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Aufbruchstimmung aus, die sich in vielen Projekten, die miteinander in Verbindung stehen, manifestiert – allem voran die Entwicklung des Weintourismus in der Kellergasse, der gepaart ist mit der Revitalisierung des Kulturhauses, der Umnutzung der ehemaligen LPG, Landschaftssanierungen und einem geplanten Flugplatz.

Schwendau, Tirol, Österreich

Schwendau hat sich dem Leitbild eines traditionsgeleiteten und zugleich zukunftsorientierten alpinen Dorfes verschrieben. Zahlreiche Kleinprojekte, die von aktiven GemeindebürgerInnen, darunter auch ein bemerkenswerter Anteil an Kindern und Jugendlichen, initiiert und umgesetzt wurden, zeugen davon, dass Schwendau seine Potenziale bewahren und entwickeln wird.

Vlachovo,  Slowakei

Vlachovo stellt sich auf bemerkenswerte Weise der großen Herausforderung, seine baukulturellen und landschaftlichen Qualitäten in Verbindung mit sanftem Tourismus weiter zu entwickeln. Vielen Einzelprojekte wie Schlosssanierung und Teichrenaturierung lassen bereits Erfolg versprechende Ansätze erkennen, fachliche Betreuung und ausgeprägtes bürgerschaftliches Engagement sind weitere große Pluspunkte.

21. biss 23. September 2006

Koudum in Holland gewinnt Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 – Rund 900 Dorferneuerungsakteure aus zahlreichen europäischen Regionen wohnen der stimmungsvollen Preisverleihung in Sachsen-Anhalt bei.

„Seit 1990 ruft die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung alle zwei Jahre zum Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis auf. Heuer geht diese begehrte Auszeichnung erstmals nach Holland, und zwar an den 2.750 Ein¬wohnerInnen zählenden Ort Koudum, wo es auf Basis ausgeprägter Eigeninitiative, Bürgerengagement und unternehmerischem Risiko auf überzeugende Weise gelungen ist, das Wettbewerbsmotto ‚Wandel als Chance’ in die Tat umzusetzen und eine nachhaltige Dorfentwicklung auf den Weg zu bringen“, betonte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, aus Anlass der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2006 in Ummendorf, Sachsen-Anhalt, Deutschland, der Siegergemeinde des Jahres 2004. Dem Festakt wohnten neben einer Reihe hochrangiger Persönlichkeiten und rund 900 Dorferneuerungsaktivisten aus zahlreichen europäischen Staaten auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer und Landwirtschafts¬ministerin Petra Wernicke, beide Magdeburg, bei. Workshops, Exkursionen und ein Fest der Begegnung, das sich über den ganzen Ort erstreckte und drei Tage andauerte, rundeten das Programm der von der Europäischen Union geförderten und von der ARGE in Kooperation mit der Gemeinde Ummendorf und dem Land Sachsen-Anhalt durchgeführten Veranstaltung ab.

Koudum: mutige und zukunftsorientierte Entwicklung
Das zur Gemeinde Nijefurd gehörende Koudum, jahrzehntelang  ein Zentrumsort  mit überregionaler wirtschaftlicher Bedeutung, verlor 1984 durch eine Gemeindegebietsreform schlagartig seine Funktion als Amtszentrum, was binnen Kurzem das gesamte politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben lahm legte. Doch die Opferhaltung währte nicht lange und bald regten sich vielfältige Bürgerinitiativen,  die darauf abzielten, Koudum zu einem attraktiven Wohn-, Arbeits- und Freizeitraum mit polyfunktionalen Zentrumseinrichtungen für die gesamte Südwestregion Frieslands zu entwickeln. „Eines der Schlüsselprojekte auf diesem erfolgreichen Weg war der Kauf von Land zur Errichtung eines Neubaugebietes, bestehend aus 130 Wohnungen, Ferienhäusern und permanent bewohnten Häusern, durch eine Stiftung – auf eigenes finanzielles Risiko der Unternehmer und BürgerInnen. Der dadurch induzierte Wohnimpuls bewirkte einen deutlichen Anstieg der Bevölkerungszahlen und der Wirtschaftskraft“, erklärte der Vorsitzende der 17-köpfigen, internationalen Wettbewerbsjury, Univ.-Prof. Matthias Reichenbach-Klinke, Technische Universität München.

Aus einer Vielzahl an aufeinander abgestimmten Projekten – getragen von einem effizienten Netzwerk aus BürgerInnen, PolitikerInnen und ExpertInnen und geprägt von nachhaltiger Orientierung – seien exemplarisch angeführt:

  • Unterstützung für Existenzgründer, der örtlichen Mühle  und der Gartenbaubetriebe
  • Erhalt der Schule durch räumliche und inhaltliche Verschränkung mit lokaler Radio- und Fernsehstation, Bibliothek, Jugendtreff und Musikschule
  • Neuansiedlung wichtiger Dienstleistungseinrichtungen im sozialen,  kulturellen und touristischen Bereich
  • Verbesserung der Siedlungsentwicklung und des Ortsbilds sowie Umnutzung zahlreicher leer gefallener Gebäude, etwa zu einem Bildhauerzentrum und einer Pflegediensteinrichtung
  • Bedürfnis gerechtes Wohnen und Arbeiten für Menschen mit geistigen oder körperlichen Handicaps sowie qualitätvolle Infrastrukturen für Senioren- und Kinderbetreuung
  • Abgeschlossene Planung zur Errichtung einer Biogasanlage durch eine Bauerngemeinschaft
  • Nutzung von Naturschutzprogrammen als Entwicklungspotenzial
  • Entwicklungshilfepartnerschaft mit Tansania zum Know-how-Transfer und zur Errichtung einer Molkerei.

Wettbewerbsprojekte von Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit geprägt
Der 9. Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis stand unter dem Motto „Wandel als Chance“ und  zeichnete sich durch eine große Teilnehmerzahl (30 Orte bzw. Gemeinden bzw. Mikroregionen aus ebenso vielen europäischen Regionen) sowie ein außerordentlich hohes Niveau aus. Unter vielen guten Projekten wurden die elf Besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 14 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“, vier über eine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ freuen.

Bewertet wurden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer. Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung spielten dabei ebenso eine Rolle wie soziale Einrichtungen, kulturelle Initiativen und Bemühungen um eine wirtschaftliche Entwicklung. Wesentlich dabei waren ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperationsbereitschaft geprägte Methodik.

„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hat deutlich gezeigt: Die Menschen wollen daran teilhaben, ihre Heimat zu gestalten. Dabei beweisen sie, wie mit Selbstbewusstsein und mit Kompetenz die Attraktivität des ländlichen Raumes erhöht werden kann“, so der abschließende Kommentar des „Gastgebers“, Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer.

21. bis 23. September 2006

Europas führende Dorferneuerungsorte in Ummendorf prämiert

Stimmungsvoll, motivierend, informativ – so erlebten die rund 900 Dorferneuerungsakteure aus zahlreichen europäischen Regionen den Festakt zur Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2006 in Ummendorf, Sachsen-Anhalt, dem neben zahlreichen anderen hochrangigen Persönlichkeiten auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer und Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke, beide Magdeburg, beiwohnten.

„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 hat deutlich gezeigt: Die Menschen wollen daran teilhaben, ihre Heimat zu gestalten. Dabei beweisen sie, wie mit Selbstbewusstsein und mit Kompetenz die Attraktivität des ländlichen Raumes erhöht werden kann“, betonte Ministerpräsident Böhmer in seiner Festansprache, die sich zu einem Plädoyer für die europäische Einigung unter Wahrung der regionalen Vielfalt gestaltete. Peter Kaltenegger, Europäische Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung, skizzierte in seiner Rede Strategien und Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU und verwies sowohl auf die vielfältigen Gefahren und Probleme als auch auf die Chancen der ländlichen Regionen. „Sie zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass es Wege und Möglichkeiten gibt, den tief greifenden Wandel in der ländlichen Lebenswelt erfolgreich zu bewältigen“, adressierte er an die Wettbewerbsgemeinden. Juryvorsitzender Matthias Reichenbach-Klinke und Jurorin Marija Markeš warfen „Blitzlichter“ auf die Highlights des Wettbewerbes 2006 und strichen vor allem die Bedeutung des Mottos „Wandel als Chance“ heraus.

Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Bewertungskommission präsentierten sie schließlich die Preisträgergemeinden und deren wesentlichsten Projekte in den jeweiligen Landessprachen. Die Verleihung der Preise, die von Ministerin Petra Wernicke vorgenommen wurde, erreichte, wie nicht anders zu erwarten, beim Sieger, dem niederländischen Ort Koudum, Teil der Gemeinde Nijefort in der Region Friesland, seinen absoluten Höhepunkt. An die 50 begeisterte HolländerInnen „stürmten“ die Bühne und steckten mit ihrer offen zur Schau getragenen Freude und Begeisterung alle Anwesenden an.

Für bewegende Momente und berührende Augenblicke sorgten die qualitätvollen künstlerischen Einlagen des Akkordeonorchesters Oschersleben und des Vokalkreises des Telemannkonservatoriums Magdeburg sowie Moderatorin Theres Friewald-Hofbauer, Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, mit einer beeindruckenden Multimedia-Show.
Alles in allem ein unvergessliches Fest, wie viele der TeilnehmerInnen meinten, auch dank der grenzenlosen Gastfreundschaft der UmmendorferInnen mit Bürgermeister Reinhard Falke an der Spitze, das einen idealen Rahmen für das Knüpfen von Kontakten zwischen den Dorfgemeinschaften abgab. Workshops zu wesentlichen Themen der Entwicklung des ländlichen Raumes, Exkursionen zu Besonderheiten der Gastgeberregion und ein Fest der Begegnung komplettierten das Programm der von der Europäischen Union geförderten und von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung in Kooperation mit der Gemeinde Ummendorf und dem Land Sachsen-Anhalt durchgeführten Veranstaltung.

3. Juli 2006

Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung vergibt zum 9. Mal den Europäischen Dorferneuerungspreis – 30 Länder bzw. Regionen mit einem Projekt vertreten – Sieger: der niederländische Teilnehmer Koudum – zwölf weitere  Projekte mit Siegerqualitäten

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006 ist entschieden: Eine interdisziplinär zusammengestellte Jury von 16 hochrangigen internationalen ExpertInnen hat nach einer intensiven Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung Anfang der Woche in München nach eingehender Beratung die Ortsgemeinde Koudum in den Niederlanden zum Sieger gekürt. „Damit wird ein Projekt ausgezeichnet, das das Wettbewerbsmotto „Wandel als Chance“ auf überzeugende und mehrfache Weise umgesetzt hat und dem Anspruch auf ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung in herausragender Manier gerecht wird“, freut sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, in einer ersten Reaktion.

Das etwa 2750 EinwohnerInnen zählende Koudum ist Teil der Gemeinde Nijefurd und liegt im Südwesten der Provinz Friesland in unmittelbarer Nähe des Ijsselmeeres. Das einstmals agrarisch geprägte Dorf entwickelte sich in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Gartenbaudorf mit überregionaler wirtschaftlicher Bedeutung und zu einem kommunalen behördlichen Zentrum. Eine Entwicklung, die 1984 mit der Gemeindegebietsreform ein jähes Ende nahm und Koudum nicht nur den Verlust seiner Funktion als Amtszentrum bescherte, sondern das gesamte politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben äußerst negativ beeinträchtigte – dramatischer Rückgang der Arbeitsplätze, Wegbrechen von Dienstleistungseinrichtungen, Betriebsaufgaben, Abwanderung der Bevölkerung, leer stehende und verfallende Häuser und Geschäftslokale, keine Nachfrage nach Bauland …

Doch die Opferhaltung währte nur kurz. Bald regten sich da und dort kleine Initiativen,  schlossen sich BürgerInnen zu Gruppen zusammen, wuchs ein immer dichteres Netzwerk, das ein Ziel verband: Koudum zu einem attraktiven Wohn-, Arbeits- und Freizeitraum mit polyfunktionalen Zentrumseinrichtungen für die gesamte Südwestregion Frieslands zu entwickeln. Eines der Schlüsselprojekte auf diesem erfolgreichen Weg war der Kauf von Land zur Errichtung des Neubaugebietes „Morraplan“, bestehend aus 130 Wohnungen, Ferienhäusern und permanent bewohnten Häusern, durch die Stiftung „Trochgean“ – auf eigenes finanzielles Risiko der Unternehmer und BürgerInnen. Der Mut wurde belohnt und induzierte einen Wohnimpuls, der die Bevölkerungszahlen steigen und die Wirtschaftskraft wachsen ließ.

Aus einer Vielzahl an aufeinander abgestimmten Maßnahmen und Projekten – aufbauend auf einem fundierten Zukunftskonzept und hohem Planungsniveau, getragen von einem effizienten Netzwerk aus BürgerInnen (Interessenverband  „Dorpsbelangen“, Unternehmerverein, Stiftung „Trochgean“), PolitikerInnen und ExpertInnen und geprägt von Eigeninitiative, BürgerInnenengagement, Risikobereitschaft und nachhaltiger Orientierung – seien exemplarisch angeführt:

  • o        Unterstützung für Existenzgründer durch eine Stiftung, der örtlichen Mühle  und der Gartenbaubetriebe – auch im Hinblick auf ihre Identität stiftende Bedeutung
  • o        Erhalt der weiterführenden Schule durch räumliche und inhaltliche Verschränkung mit lokaler Radio- und Fernsehstation, Bibliothek, Jugendtreff und Musikschule
  • o        Erfolgreiches, kreatives Bemühen um Verbleib und Neuansiedlung wichtiger Dienstleistungseinrichtungen im sozialen,  kulturellen und touristischen Bereich
  • o        Verbesserung der Siedlungsentwicklung und des Ortsbilds sowie Umnutzung zahlreicher leer gefallener Gebäude, etwa zu einem Bildhauerzentrum und einer Pflegediensteinrichtung
  • o        Bedürfnis gerechtes Wohnen und Arbeiten für Menschen mit geistigen oder körperlichen Handicaps sowie umfassende, qualitätvolle und menschengerechte Infrastrukturen für Senioren- und Kinderbetreuung
  • o        Abgeschlossene Planung zur Errichtung einer Biogasanlage durch eine Bauerngemeinschaft zur Energieversorgung eines neuen Wohngebietes und bewusste Nutzung von Naturschutzprogrammen als Entwicklungspotenzial
  • o        Entwicklungshilfepartnerschaft mit Tansania zum Know-how-Transfer und zur Errichtung einer Molkerei.

Den „Wandel als Chance“, so das Motto des Wettbewerbs um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2006, haben neben Koudum auch alle anderen der insgesamt 30 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen begriffen und genutzt. Unter vielen guten Projekten wurden die elf Besten, die mit zu den Sieganwärtern gezählt hatten, mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganz­heitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 14 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“, vier über eine „Lobende Anerkennung besonderer Leistungen“ freuen.

Die Preisverleihung erfolgt am 22. September 2006 in Ummendorf, Sachsen-Anhalt

2. bis 3. Juli 2006

Das etwa 2750 EinwohnerInnen zählende Koudum ist Teil der Gemeinde Nijefurd und liegt im Südwesten der Provinz Friesland in unmittelbarer Nähe des Ijsselmeeres. Das einstmals agrarisch geprägte Dorf entwickelte sich in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Gartenbaudorf mit überregionaler wirtschaftlicher Bedeutung und zu einem kommunalen behördlichen Zentrum. Eine Entwicklung, die 1984 mit der Gemeindegebietsreform ein jähes Ende nahm und Koudum nicht nur den Verlust seiner Funktion als Amtszentrum bescherte, sondern das gesamte politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben äußerst negativ beeinträchtigte – dramatischer Rückgang der Arbeitsplätze, Wegbrechen von Dienstleistungs-einrichtungen, Betriebsaufgaben, Abwanderung der Bevölkerung, leer stehende und verfallende Häuser und Geschäftslokale, keine Nachfrage nach Bauland …

Doch die Opferhaltung währte nur kurz. Bald regten sich da und dort kleine Initiativen,  schlossen sich BürgerInnen zu Gruppen zusammen, wuchs ein immer dichteres Netzwerk, das ein Ziel verband: Koudum zu einem attraktiven Wohn-, Arbeits- und Freizeitraum mit polyfunktionalen Zentrumseinrichtungen für die gesamte Südwestregion Frieslands zu entwickeln. Eines der Schlüsselprojekte auf diesem erfolgreichen Weg war der Kauf von Land zur Errichtung des Neubaugebietes „Morraplan“, bestehend aus 130 Wohnungen, Ferienhäusern und permanent bewohnten Häusern, durch die Stiftung „Trochgean“ – auf eigenes finanzielles Risiko der Unternehmer und BürgerInnen. Der Mut wurde belohnt und induzierte einen Wohnimpuls, der die Bevölkerungszahlen steigen und die Wirtschaftskraft wachsen ließ.

Aus einer Vielzahl an aufeinander abgestimmten Maßnahmen und Projekten – aufbauend auf einem fundierten Zukunftskonzept und hohem Planungsniveau, getragen von einem effizienten Netzwerk aus BürgerInnen (Interessenverband „Dorpsbelangen“, Unternehmerverein, Stiftung „Trochgean“), PolitikerInnen und ExpertInnen und geprägt von Eigeninitiative, BürgerInnenengagement, Risiko-bereitschaft und nachhaltiger Orientierung – seien exemplarisch angeführt:

o        Unterstützung für Existenzgründer durch eine Stiftung, der örtlichen Mühle  und der Gartenbaubetriebe – auch im Hinblick auf ihre Identität stiftende Bedeutung

o        Erhalt der weiterführenden Schule durch räumliche und inhaltliche Verschränkung mit lokaler Radio- und Fernsehstation, Bibliothek, Jugendtreff und Musikschule

o        Erfolgreiches, kreatives Bemühen um Verbleib und Neuansiedlung wichtiger Dienstleistungseinrichtungen im sozialen,  kulturellen und touristischen Bereich

o        Verbesserung der Siedlungsentwicklung und des Ortsbilds sowie Umnutzung zahlreicher leer gefallener Gebäude, etwa zu einem Bildhauerzentrum und einer Pflegediensteinrichtung

o        Bedürfnis gerechtes Wohnen und Arbeiten für Menschen mit geistigen oder körperlichen Handicaps sowie umfassende, qualitätvolle und menschen-gerechte Infrastrukturen für Senioren- und Kinderbetreuung

o        Abgeschlossene Planung zur Errichtung einer Biogasanlage durch eine Bauerngemeinschaft zur Energieversorgung eines neuen Wohngebietes und bewusste Nutzung von Naturschutzprogrammen als Entwicklungspotenzial

o        Entwicklungshilfepartnerschaft mit Tansania zum Know-how-Transfer und zur Errichtung einer Molkerei.

Sieganwärter und ausgezeichnet mit:

Europäischer Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität

Betzdorf, Luxemburg

Die Dorfentwicklungsmaßnahmen in Betzdorf zeigen eine große Vielfalt und spiegeln einerseits eine mutige eigenständige Gemeindeentwicklung, andererseits aber auch eine vielseitige interkommunale Zusammenarbeit wider. Allen Aktivitäten ist gemeinsam, dass sie auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet, von einer Bündelung der Kräfte und Ressourcen geprägt, von Visionen und Courage gekennzeichnet und von einer breiten Bürgerbeteiligung getragen sind. Die modellhaften und nachahmenswerten Projekte weisen eine hohe Planungsqualität auf und spannen einen weiten Bogen von Landschafts- und Naturschutz über Raumordnung, erneuerbare Energie und Soziales bis hin zu Bildung und Kultur.

Gurk, Kärnten, Österreich

Gurk darf sich zweifellos einer ganzheitlichen, nachhaltigen und mottogerechten Dorfentwicklung auf höchstem Niveau rühmen. So ist es  gelungen, neben dem Kloster zu einer partnerschaftlichen, aber eigenständigen Entwicklung zu finden, die auf vorhandenen Stärken aufbaut. Das soziale Zusammenleben wird beispielhaft gestärkt. Das ökologische Bewusstsein mündet in mutige Pionierprojekte, die zudem zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen. Darüber hinaus hat man es verstanden, Dorf- und Regionalentwicklung beispielhaft zu vernetzen und daraus großen Nutzen zu ziehen.

Impulsregion 21, Salzburg, Österreich

Die „Impulsregion 21“, ein Netzwerk der Gemeinden Schleedorf, Mattsee und Neumarkt innerhalb des Salzburger Seenlandes, baut auf den bisherigen, durchaus beeindruckenden Dorferneuerungsaktivitäten der drei Gemeinden auf und überzeugt mit ihrer Fokussierung auf Stärken und Synergien mit deutlicher regionaler Ausstrahlung wie auch mit der Konzentration auf behutsame Aneignung und wirtschaftliche Nutzung der Landschaft im Bereich Erholung, Bio-Vermarktung und Gesundheitsvorsorge.

Lana, Südtirol, Italien

Die Dorferneuerung in Lana, basierend sowohl auf intensiver Bürgerbeteiligung als auch auf Expertenstudien, ist auf das Aufrechterhalten menschlicher Nähe in einem wachsenden Ort ausgerichtet. Der Wandel wird nicht als Gefahr gesehen, sondern als Chance, mit neuen Möglichkeiten auf heutige Bedürfnisse der Menschen zu reagieren. So werden  zeitgemäße soziale Infrastrukturen für alle Alterskategorien bereitgestellt, Aktivitäten zur Ausländer- und Behindertenintegration gesetzt und „Kinderfreundliche Betriebe“ ausgezeichnet. Der Bau einer modernen öffentlichen Bibliothek mit angeschlossenen kulturellen Aktivitäten ist bezeichnend für den Stellenwert der Kultur und mit einer qualitätvollen zeitgemäßen Architektur bei öffentlichen Bauten beweist man Mut zu Neuem.

Latrop, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Latrop ist es auf herausragende Weise gelungen, aus einer peripheren Lage in einem Talschluss und aus einer niedergehenden ökonomischen Situation heraus den Wandel in eine neue Funktion als Chance zu sehen, sich neu zu positionieren und zu entwickeln. Die Anbindung der alten Landschafts- und Waldnutzung an heutige Wirtschafts- Lebensraum- und Erholungsfunktionen konnte erhalten bleiben und durch breite touristische Nutzung als neue, vorrangige Funktion ergänzt werden, wodurch die ökonomische Basis nachhaltig gesichert und die Lebensqualität deutlich erhöht wird.

Launsbach, Hessen, Deutschland

Aufbauend auf einem bemerkenswerten bürgerschaftlichen Engagement, konzentrieren sich die einzelnen Projekte auf das Ziel, allen BürgerInnen ein Höchstmaß an Lebensqualität zu gewährleisten. Die beispielhafte Vernetzung der sozialen und soziokulturellen Aktivitäten mit Generationen übergreifenden Patenschaften erweist sich als faszinierende Stärke und stellt im Standortwettbewerb um junge Familien ein gewichtiges Argument dar. Der bewusste Umgang mit einer Kulturlandschaft, in der die Land- und Forstwirtschaft keine Rolle mehr spielt, zeigt eine zukunftsfähige Alternative auf.

Pinnow, Brandenburg, Deutschland

Die Dorferneuerung in Pinnow, basierend auf einem Gemeindeentwicklungsplan, präsentiert sich insgesamt als nachhaltig und alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche umfassend. Besonders hervorzuheben sind das gelungene Ankämpfen gegen eine drohende Depression, der vernetzte Projektsansatz zu einem harmonischen und stimmigen Ganzen, der Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten, die Revitalisierung alter Bausubstanzen, der Umgang mit benachteiligten Menschen und die vielfältigen touristischen Aktivitäten.

Posterstein, Thüringen, Deutschland

Posterstein weiß in allen relevanten Bereichen einer nachhaltigen Dorfentwicklung mit Musterprojekten und Erfolgsmeldungen aufzuwarten – mit einer zukunftsorientierten Landwirtschaft mit Zielrichtung  erneuerbare Energie und Produktionsnischen, vielseitigen Handwerks- und Gewerbebetrieben, reichhaltigen Kulturangeboten bis hin zu einem regen Vereinsleben in einem qualitativ hochwertigen Wohnstandort. Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft der BürgerInnen, bei der Neugestaltung von Gemeinschaftsanlagen unentgeltlich mitzuarbeiten und mit Kopf und Händen den Wandel als Chance zu nutzen.

Schwarzach, Vorarlberg, Österreich

Schwarzach besticht in mehrfacher Hinsicht, allem voran aber mit herausragender Qualität im Bereich der Raumentwicklung. Potenziale und Probleme des urbanistischen Wandels werden nicht nur gesehen, sondern als Chance genutzt. Gedankliches Modell ist ein polyfunktionaler, polyzentrischer, eng mit der offenen Kulturlandschaft verflochtener Lebensentfaltungsraum. Ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen limitiert Verdichtung und Intensivierung der baulichen Entwicklung. Eine architektonisch sehr anspruchsvolle Gestaltung, die konsequente Unterstützung und Förderung der Nutzung von  Alternativenergien und positive Perspektiven für die lokale Wirtschaft durch ein landesweit bedeutsames und international prämiiertes Medienzentrum und das Halten ansässiger Qualitätsbetriebe in der Gemeinde sind weitere Glanzlichter.

Tápiógyörgye, Ungarn

In Tapiogyörgy ist es auf herausragende Weise gelungen, die eigenen Stärken zu erkennen, daraus ein schlüssiges Konzept für eine nachhaltige Entwicklung zu entwerfen, die vorhandenen Mittel zielgerichtet und höchst effektiv einzusetzen, die Eigeninitiativen auffallend zu stärken, einen wichtigen Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit zu setzen und nicht zuletzt auch ökologischen Ansprüchen in einem überdurchschnittlichen Maße gerecht zu werden.

Ybbsitz, Niederösterreich, Österreich

Die Gemeinde Ybbsitz versteht es in beeindruckender Manier, rund um das Leitbild der Schmiedekunst – aufbauend auf den energetischen Voraussetzungen der Wasserkraft und in intensiver Auseinandersetzung mit Geschichte, Siedlungsstruktur und kulturell-ökonomischen Grundlagen – eine ganzheitliche und umfassende Dorferneuerung zu realisieren. In Ergänzung dazu konzentrieren sich Engagement und zahlreiche Aktivitäten darauf, die Schmiedekunst über das Haus Ferrum erlebnistouristisch aufzubereiten und mit den restaurierten Schmiedehämmern in das Gesamtkonzept der Eisenstraße einzubinden.

Europäischer Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung

Almenland, Steiermark, Österreich

Mit einem der besten Leader-Projekte Österreichs setzt das Almenland auf den Aufbau von regionalen Qualitätsmarken. Von dieser Strategie profitieren Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Gastronomie durch zusätzliche Wertschöpfung und stabilere Arbeitsplätze sowie eine intakte Umwelt.

Artland, Niedersachsen, Deutschland

Die herausragende Leistung besteht allem voran darin, leer fallende bzw. leer gefallene, jahrhunderte alte und einzigartige Bauernhöfe unter Wahrung der baukulturellen Substanz und der umgebenden idealtypischen Parklandschaft erfolgreich umzunutzen und über neue Wertschöpfungen lebensfähig zu halten.

Baltów, Swietokrzyskie, Polen

Baltów zeichnet sich vorrangig dadurch aus, dass es gelungen ist, durch unternehmerisches Handeln und Eigeninitiative die wirtschaftliche Situation der Gemeinde in einer sehr peripheren Lage spürbar zu verbessern. Es ist ein nachahmenswertes Beispiel insbesondere für Gemeinden, die in einer resignativen Grundstimmung verharren.

Bröbberow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Der Gemeinde ist es auf beeindruckende Weise gelungen, eine neue dörfliche Gemeinschaft aufzubauen und mit umfassenden ökonomischen, sozialen und ökologischen Qualitäten auszustatten sowie ihre landschaftlichen Potenziale zur Nutzung als Erholungsraum und zur Entwicklung eines Naturerlebnistourismus umzugestalten.

Falkenstein, Gemeinden Neustadt im Vogtland und Oberlauterbach, Sachsen, Deutschland

Falkenstein überzeugt mit umfassenden Infrastrukturmaßnahmen, der Revitalisierung des Ritterguts „Adlershof“ mit dem integrierten Natur- und  Umweltzentrum Vogtland, der Wiederbelebung von verschiedensten Festen, dem hohen Eigenleistungsanteil bei Projektsumsetzungen und der Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen zur Verbesserung der soziokulturellen und sozialen Qualitäten.

Fraczków, Opole, Polen

Fraczków zeichnet sich durch große Leistungen in der Umnutzung und Weiterentwicklung ererbter Strukturen aus. Der Wandel wird als Chance begriffen, verloren gegangene kulturelle Qualitäten durch ein Dorfzentrum neu zu schaffen bzw. wiederzugewinnen. Dass dabei aus dem Bestand der baulichen Strukturen der sozialistischen Zeit heraus- und weiterentwickelt wird, ist besonders positiv zu bewerten.

Hünningen, Deutschsprachige Gemeinschaft, Belgien

Auf Basis einer intakten Dorfgemeinschaft und aufbauend auf der Kenntnis der eigenen, durchaus schwierigen Vergangenheit, wurden vielfältige Ideen eigenständig entwickelt und unter Mitwirkung zahlreicher engagierter DorfbewohnerInnen schrittweise umgesetzt. Beispiele dafür sind die Schaffung von Vereinslokalitäten und die Errichtung von Kulturrouten.

Konken, Rheinland-Pfalz, Deutschland

Konken beeindruckt vor allem mit dem „Haus der kulinarischen Landstraße“ als Zentrum der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte und sichtbarem Zeichen der Dorferneuerung, der Umnutzung landwirtschaftlicher Anwesen in der Ortsmitte für Wohnzwecke, mit einem Jugendtreff, der auf Eigeninitiative der Dorfjugend entstand, sowie einem aktiven Vereinsleben.

Kovárov, Pisek, Tschechien

Kovárov darf als besonders beispielhaft für eine erfolgreiche ländliche Erneuerung auf Basis der Pflege und Entwicklung kultureller Werte angesehen werden. Höchste Anerkennung verdienen auch die vielfältigen Aktivitäten im sozialen Bereich, insbesondere für Kinder, Jugendliche und ältere DorfbewohnerInnen, die wesentlich zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen.

Langenstein, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Langenstein beeindruckt mit dem Aufbau einer „neuen Landwirtschaft“, geprägt von den Schwerpunkten Naturschutz und Landschaftspflege, dem Erhalt von Traditionsbetrieben, der Errichtung eines neuen Gewerbegebiets, der Schaffung von sozialen Einrichtungen für benachteiligte Menschen, einem reichhaltigen Vereinsleben in einem hochwertigen Wohnstandort sowie mit seinem respektvollen Umgang mit der eigenen Geschichte, wie Burg, Schloss, Wohnhöhlen und die Gedenkstätte „Zweibergen“ beweisen.

Les Bons Villers, Wallonie, Belgien

Das Wettbewerbsmotto „Wandel als Chance“ wird in Les Bons Villers bereits vielfältig und kreativ gelebt. Die hervorragenden Leistungen im sozialen  und kulturellen Bereich, die nur auf der Basis von großem bürgerschaftlichen Engagement entstehen konnten, sowie die Bemühungen um eine nachhaltige Weiterentwicklung der Landwirtschaft und Kulturlandschaft sind Impulsgeber über das Gemeindegebiet hinaus.

Lupburg, Bayern, Deutschland

Lupburg besticht durch seine mediterran anmutende Lage auf der Jura-Hochebene und zeichnet sich mottogerecht durch besondere Leistungen in den Bereichen der Bewusstseinsbildung mit den Instrumenten „Bürgerwerkstatt“ und „Dorfinszenierung“, der baulichen Erneuerung der Ortsmitte um den dominanten Burgberg, des behutsamen Umgangs mit Natur und Landschaft und durch ein aktives Vereinsleben aus.

Neutal, Burgenland, Österreich

Die besondere Leistung in Neutal besteht in der Entwicklung von einem Kleinbauern- über ein Ofenmaurerdorf zu einem bedeutenden Betriebsstandort mit qualitätvollen Arbeitsplätzen, insbesondere im Bereich  moderner Technologien. Damit wird nicht nur die Wirtschaftskraft gestärkt, sondern auch die Lebensqualität verbessert, zumal ganz im Sinne der Nachhaltigkeit Pendlerbewegungen deutlich reduziert wurden.

Podsreda, Slowenien

Podsreda ist es im Schatten der bekannten Burg gelungen, den Ortskern zu einem attraktiven Lebensraum umzugestalten, der durch die Ansiedelung kleiner Betriebe auch wirtschaftliche Effekte zeitigt und touristische Nutzungsmöglichkeiten für die Zukunft bietet.

Lobende Anerkennung besonderer Leistungen:

Bohnental, Gemeinden Tholey und Schmelz, Saarland, Deutschland

Besonders anzuerkennen sind die breite Bürgerbeteiligung und das Engagement, mit dem das Projekt Bohnenetal gestartet wurde. Diverse Pilotprojekte zeigen das hohe Niveau des Prozesses und lassen einen erfolgreichen Verlauf erwarten. Interessant und gelungen sind die mit viel Eigeninitiative entstanden Gemeinschaftshäuser und Schutzhütten.

Boretice, Südmähren, Tschechien

Boretice zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Aufbruchstimmung aus, die sich in vielen Projekten, die miteinander in Verbindung stehen, manifestiert – allem voran die Entwicklung des Weintourismus in der Kellergasse, der gepaart ist mit der Revitalisierung des Kulturhauses, der Umnutzung der ehemaligen LPG, Landschaftssanierungen und einem geplanten Flugplatz.

Schwendau, Tirol, Österreich

Schwendau hat sich dem Leitbild eines traditionsgeleiteten und zugleich zukunftsorientierten alpinen Dorfes verschrieben. Zahlreiche Kleinprojekte, die von aktiven GemeindebürgerInnen, darunter auch ein bemerkenswerter Anteil an Kindern und Jugendlichen, initiiert und umgesetzt wurden, zeugen davon, dass Schwendau seine Potenziale bewahren und entwickeln wird.

Vlachovo,  Slowakei

Vlachovo stellt sich auf bemerkenswerte Weise der großen Herausforderung, seine baukulturellen und landschaftlichen Qualitäten in Verbindung mit sanftem Tourismus weiter zu entwickeln. Vielen Einzelprojekte wie Schlosssanierung und Teichrenaturierung lassen bereits Erfolg versprechende Ansätze erkennen, fachliche Betreuung und ausgeprägtes bürgerschaftliches Engagement sind weitere große Pluspunkte.

15. bis 18. Mai 2006

Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung veranstaltete eine Fachexkursion nach Sachsen und in die polnische Wojwodschaft Opole im ehemaligen Schlesien. DorferneuerungsexpertInnen aus Deutschland, Litauen, Österreich, Polen, der Slowakei und Tschechien nahmen daran teil und  konnten beachtliche Lösungen zur Aufarbeitung von oft schweren Hypotheken aus der jüngeren Vergangenheit dieser Regionen kennen lernen. Vorbereitet, begleitet und betreut wurde diese mehrtägige Besichtigungsfahrt vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft sowie vom Marschallamt in Opole.

Braunkohle-Landschaft in Sachsen

Ein zentrales Thema der Exkursionsziele in Sachsen war der Umgang mit den gewaltigen, 15 bis 20 Quadratkilometer großen „Restlöchern“ in der Landschaft – Relikte des mittlerweile aufgelassenen Braunkohletagebaus. Ziel ist es, diese so genannte „Braunkohlefolgelandschaft“ im südöstlichen Sachsen zwischen Lausitz und Neiße zu fluten und Stück für Stück in eine touristisch genutzte Seenlandschaft umzuwandeln. Eine gewaltige Herausforderung, geht es doch dabei um die Schaffung der notwendigen Infrastruktur, um aufwändige Uferbesicherungen des geschütteten Materials, um die Bewältigung von Problemen mit der Quantität und Qualität des Wassers und auch um die teilweise Rückführung von enteignetem Grund und Boden.

Auch kreative „Nebennutzungen“ aus der Braunkohlezeit gab es zu besichtigen, etwa die Erlichthofsiedlung, wo einstmals abgesiedelte regionaltypische Holzhäuser, die „Holzschrothäuser“, in einer neu angelegten Siedlung aufgestellt, mit vielfältigen handwerklichen Funktionen, Attraktionen und Festen belebt und wirtschaftlich tragfähig genutzt werden.

Bertsdorf-Hörnitz in Sachsen

Besonders beeindruckt zeigten sich die TeilnehmerInnen von Bertsdorf-Hörnitz, einer Gemeinde in der Oberlausitz, deren Ortsbild durch ca. 250 prächtig in Stand gehaltene bzw. renovierte Umgebindehäuser entscheidend geprägt wird. Rund 230 davon sind in die Denkmalliste aufgenommen. Beachtenswert ist darüber hinaus die Umnutzung mehrerer dieser Gebäude für handwerkliche und gewerbliche Zwecke, so dass insgesamt keinerlei leer stehende Bausubstanz zu verzeichnen ist.

Improvisation und Flexibilität als Erfolgsfaktoren

Mit einer für westliche Verhältnisse unvorstellbaren Ausgangslage sah und sieht man sich im polnischen Opole konfrontiert. Zum Beispiel in Franczków, einem ehemaligen Domainendorf mit Schloss, das nach der Verstaatlichung in kommunistischer Zeit als zentraler Ort mit mehrgeschossigen Wohnhäusern für die Mitarbeiter eines Kombinates von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften angelegt und groß erweitert wurde. Dadurch kam es zum radikalen Bruch mit den historischen Wurzeln. Nach der Wende 1989 wurde nach der Auflösung der großen verstaatlichten Betriebe mit massivem Verlust von Arbeitsplätzen eine „Werksgesellschaft“ gegründet; 1996 erfolgte der Verkauf von Schloss und Park an einen italienischen Investor. Ein wirtschaftlicher Tiefpunkt, der aber nicht Resignation, sondern einen mutigen, engagierten Neubeginn auslöste. Mit einer gewaltigen Portion Eigeninitiative und unterstützt von EU-Programmen ist es den BürgerInnen dieses „PGR-Dorfes“ mittlerweile gelungen, ein ehemaliges Bürogebäude zu einer Kirche und zu einem Dorfzentrum sowie eine Wasserpumpenanlage und deren Umgebung zu einer Begegnungsstätte der BewohnerInnen umzugestalten. Diese ersten Projekte gelten als derartig bahnbrechend, dass Franczków gemeinsam mit anderen polnischen PGR-Dörfern als Ausgangs- und Kristallisationspunkt einer Art „Selbsthilfegruppe“ agiert.

Franczków in Polen

Mit großem Interesse wurden auch die „Themendörfer“ betrachtet. Der erste Schritt ist die Suche nach einem speziellen Thema, das stets auf vorhandenen personellen oder naturräumlichen Quellen aufbaut. Danach erfolgt die innovative Entwicklung von Programmen, Attraktionen, Bildungsangeboten und Festen, die einzeln betrachtet eher kleine, in ihrer Summenwirkung aber durchaus bemerkenswerte Wertschöpfungen bringen. „Graswurzelbewegung“ nennen die polnischen Dorfernerneuerer diesen Ansatz und meinen damit die Bewegung von unten und von innen.

Neben diesen Beispielen waren noch zahlreiche weitere Highlights zu bestaunen.Zum Beispiel Kamien Slaski, ein Zukunftsdorf mit starker wirtschaftlicher Entwicklung zum Seminar- und Kongressdorf auf Basis des kulturhistorischen Erbes. Hier wird die gegebene Situation eines von der Kirche restaurierten Schlosses mit einer kleinen integrierten Wallfahrtskirche voll genutzt.

Kamien Slawski

Das Kennenlernen der Probleme und Lösungen von Landentwicklung und Dorferneuerung in den östlichen Nachbarländern war für alle ExkursionsteilnehmerInnen ein Gewinn: Für die östlichen FachexpertInnen waren es Beispiele, die ihnen und ihren realen Problemen weit näher kommen als Fragen der ländlichen Entwicklung im Westen, die Fachleute aus dem Westen wiederum konnten sich davon überzeugen, mit welch andersartigen und oft sehr einfachen Mitteln erfolgreich für Problemlösungen im ländlichen Raum gearbeitet werden kann.

Peter Schawerda, der diese Exkursion seitens der Europäischen ARGE mitbetreut hat, meint dazu:“ Ich bin beeindruckt, wie hier aus der Not eine Tugend gemacht wird. Die bei uns gewohnte Betreuung und Planung durch ExpertInnen steht dort weit stärker im Hintergrund, Tugenden wie Improvisation und Flexibilität treten dagegen in den Vordergrund. Und die polnische Herangehensweise über die so genannte Graswurzelbewegung ist wohl ein sehr mutiger methodischer Ansatz, von dem wir im Westen durchaus lernen können.“

4. und 5. April 2006

„Der Wettbewerb um den 9. Europäischen Dorferneuerungspreis ist geleitet von der Intention, beispielhafte Aktivitäten und Initiativen im Sinne einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume vor den Vorhang zu bitten und zu prämieren“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien. Das Motto des Wettbewerbes „Wandel als Chance“, so Pröll weiter, forciere vor allem jene ländlichen Gemeinden und Regionen in Europa, die in den vielfältigen Veränderungen und Umbrüchen am Beginn des dritten Jahrtausends chancenreiche Herausforderung sehen, denen es sich mit zukunftsmutigen Projekten sowie Netzwerkorientierung und Kooperationsbereitschaft zu stellen gelte.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung wird seit 1990 im Zweijahresrhythmus durchgeführt. Neben dem „Europäischen Dorferneuerungspreis“ werden auch Auszeichnungen für „Herausragende ganzheitliche Dorfentwicklungsprojekte“ und für „Besondere Leistungen in Teilbereichen der Dorferneuerung“ vergeben. Nach der 1. Bewertungssitzung der internationalen Wettbewerbsjury am 4. und 5. April in Steinbach an der Steyr, Oberösterreich, waren in den letzten Wochen sechs Jurykommissionen unterwegs, um sich in Vorortbesichtigungen mit allen Details der 30 Wettbewerbsprojekte aus ebenso vielen europäischen Regionen aus elf Ländern vertraut zu machen. Die Entscheidung wird im Juli 2006 in München fallen, die Preisverleihung erfolgt am 22. und 23. September 2006 in der Siegergemeinde des Wettbewerbes 2004, in Ummendorf, Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Bewertet werden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden, also Aktivitäten im Sinne einer Standort angepassten wirtschaftlichen Entwicklung, die Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen, die Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung sowie auch kulturelle Initiativen und Weiterbildungsmaßnahmen. „Für den Sieg werden nur jene Teilnehmer in Frage kommen, die sich durch nachhaltige, vernetzte und ganzheitliche Konzepte auszeichnen, die von der Bevölkerung initiiert und getragen werden, in regionale Kooperationen eingebunden sind und dem Motto ,Wandel als Chance’ deutlich Rechnung tragen “, ist Projektleiterin Theres Friewald-Hofbauer überzeugt.

November 2005

15 Jahre Europäischer  Dorferneuerungspreis im Spiegel der Zeit

Vor rund 100 Gästen aus den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien präsentierte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, in den Prunkräumen des Palais Niederösterreich das Buch „HeimSuchungen. 15 Jahre Europäischer Dorferneuerungspreis im Spiegel der Zeit“.

Pröll war voll des Lobes für das optisch wie inhaltlich äußerst beeindruckende Werk und bedankte sich dafür insbesondere bei Herausgeberin und Autorin Theres Friewald-Hofbauer, Projektleiterin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Universitätsprofessor Matthias Reichenbach-Klinke, Technischen Universität München, Vorsitzender der Jury im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis und ebenso Mitautor wie Carlo Lejeune aus Belgien, der die Präsentationsveranstaltung moderierte. Viel Applaus erntete auch die „Zimbalmusik Hradistan“ aus Tschechien, die für eine mitreißende musikalische Gestaltung sorgte.

Das 220 Seiten umfassende und mit einer Vielzahl an beeindruckenden Fotos reich illustrierte Buch widmet der Darstellung der Siegerprojekte der bisherigen acht Wettbewerbe um den Europäischen Dorferneuerungspreis breiten Raum und wirft Blitzlichter auf herausragende Initiativen und Leistungen zahlreicher weiterer Wett-bewerbsteilnehmer. Es beschränkt sich aber nicht darauf zu dokumentieren, sondern lässt darüber hinaus namhafte AutorInnen zu wesentlichen Themen und Methoden einer ganzheitlichen ländlichen Entwicklung zu Wort kommen und darf damit auch als komplexer Diskussions- und Handlungs-Leitfaden für zukunftsfähige Entwicklungsansätze und -wege angesehen werden.

Pröll betonte, dass die Dorferneuerung, wie auch in der vorgestellten Publikation zum Ausdruck gebracht werde, künftig verstärkt die Themenbereiche Wirtschaft und Arbeit, Bildung, Mobilität, Siedlungsentwicklung und Soziale Verantwortung im Visier haben und dabei insbesondere auf Bürgerbeteiligung und Kooperationen setzen müsse, um erfolgreich zu sein. Denn der ländliche Raum stünde sicher nicht auf der Gewinnerseite der Globalisierungswelle, sei nach wie vor mit Problemen wie wirtschaftlicher Aushöhlung, Abwanderung und Verstädterung konfrontiert und erweise sich einmal mehr als Schicksalsraum für die gesamte Gesellschaft. Für ihn stehe nämlich ohne Zweifel fest, dass die Erhaltung vitaler Dörfer die Voraussetzung für menschengerechte Städte sei. „Jeder Wandel und jede Krise beinhalten Herausforderungen und oftmals auch neue Chancen, die es freilich zu erkennen und zu nutzen gilt. Davon weiß dieses Buch einiges zu berichten und ist somit zweierlei: einerseits ein wertvolles Zeitdokument, das Einblick in die gewandelten Realitäten, die die ländlichen Regionen Europas an der Jahrtausend-wende geprägt und gefordert haben, gewährt, und andererseits eine Frohbotschaft, die von der Vitalität, dem Elan und dem Esprit der DorfbewohnerInnen kündet. Von erfolgreichen HeimSuchungen und HeimFindungen“, meinte Erwin Pröll abschließend.

Theres Friewald-Hofbauer, Hrsg.: „HeimSuchungen. 15 Jahre Europäischer Dorferneuerungspreis im Spiegel der Zeit“ mit Beiträgen von Josef Attenberger, Georg Böttner, Alfons Dworsky, Reinhard Falke, Gerd Freese, Theres Friewald-Hofbauer, Werner Grolly, Gabriele von Grunelius, Siegfried Holler, Nikolaus Juen, Charles Konnen, Carlo Lejeune, Marija Markes, Karl Paradeiser, Erwin Pröll, Matthias Reichenbach-Klinke, Birgit Reutz-Hornsteiner, Heike Roos, Peter Schawerda, Myriam Schiltz, Johanna Schmidt-Grohe und Karl Sieghartsleitner. 220 Seiten. Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Wien 2005. ISBN: 3-9501869-4-8

ARGE-Vorsitzender Erwin Pröll, Herausgeberin Theres Friewald-Hofbauer und Juryvorsitzender Matthias Reichenbach-Klinke bei der Präsentation des Buches „Heimsuchungen“

21. September 2005

Ländlicher Raum 2005. Gewandelte Realitäten – neue Herausforderungen

Landeshauptmann Erwin Pröll, Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung

„Die ländlichen Räume Europas am Beginn des 21. Jahrhunderts sind geprägt von einem raschen Wandel und weit reichenden politischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbrüchen. Globale Trends wirken bis in das kleinste Dorf hinein und verlangen nach raschen und klaren Entscheidungen – von den politisch Verantwortlichen ebenso wie von den Betroffenen selbst“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, bei der Eröffnung des 5. Europäischen Dorferneuerungskongresses zum Thema „Ländlicher Raum 2005. Gewandelte Realitäten – neue Herausforderungen“ im Niederösterreichischen Landhaus in St. Pölten.

Die Zukunft ist kein Geschenk, vor allem nicht für das Dorf und seine BewohnerInnen, die sicher nicht zu den GewinnerInnen der Globalisierungswelle zählen. Realitätsverweigerung und Scheuklappenritte sind aber sicher nicht die geeigneten Antworten darauf. Viel mehr gilt es, die gewandelten Realitäten zu akzeptieren, Fehlentwicklungen und Gefahrenpotenzialen entschieden entgegen zu treten sowie neue Chancen und Entwicklungsoptionen aufzuspüren und mit ganzem Engagement zu nutzen.

Tradition & Innovation

Die ländlichen Räume bedürfen daher einer modernen Standortpolitik, die sich in besonderer Weise der Themenbereiche

  • Erscheinungsbild, Siedeln, Bauen und Wohnen,
  • Arbeit und Wirtschaft,
  • Soziale Aufgaben sowie
  • Bildung und Kommunikation

annehmen muss. Dabei sei so manche Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bewahren und Erneuern zu absolvieren. Man müsse, „Offen sein für die Chancen im Wandel der Zeit, aber selbstbewusst genug, um nicht jedem Trend nach zu laufen“, wie Pröll betonte.

Konkurrenzfähigkeit ist aber nicht nur eine Frage des Standortes, sondern auch der Standpunkte. Ohne Standpunkte wie

  • Harmonie mit der Natur und verantwortungsbewusster Umgang mit der Schöpfung;
  • Ausgleich zwischen sozialer Sicherheit des Einzelnen und sozialem Frieden der Gesellschaft;
  • Miteinander und Kooperation statt Entsolidarisierung, Intoleranz und Egoismus sowie
  • Balance zwischen Mensch und Technik

droht die Gefahr, in die Standortfalle zu tappen und die spezifische Lebens- und Umweltqualität des ländlichen Raumes einem neoliberalistischen Gewinnstreben zu opfern.

In diesem Zusammenhang verwies Pröll auf die so genannte „Mastensteuer“, die Handybetreiber in Niederösterreich vor die Alternative stellt, entweder eine Landesabgabe zu entrichten oder bestehende Sendemasten gemeinsam mit anderen Mobilfunkanbietern zu nutzen. „4000 weitere Masten in den kommenden Jahren sind eine zu große Belastung für die Landschaft und erst recht für die Gesundheit der Menschen. Ich bekenne mich dazu, dass nicht alles, was technisch machbar ist, auch gegenüber unseren nächsten Generationen verantwortbar ist“, stellte Erwin Pröll klar.

Ohne Bürgerbeteiligung keine Zukunftsfähigkeit!

Die Politik für den ländlichen Raum und seine BewohnerInnen steht vor großen Aufgaben und vielfältigen Herausforderungen. Denn Zukunft haben nur

  • lernende Regionen,
  • Dörfer, die den Bauern ebenso wie den Angehörigen verschiedenster Berufsgruppen, aller Generationen und beider Geschlechter als Lebens- und/oder Wirtschaftsraum dienen,
  • ein unverwechselbares eigenständiges Profil entwickeln,
  • in Kooperationen und Netzwerke investieren und
  • den Menschen in den Mittelpunkt aller Entwicklungsüberlegungen stellen.

„Aber selbst die beste Politik, ob europäisch, national, regional oder kommunal, wird nur wenig erreichen können, wenn nicht die Betroffenen selbst zu Beteiligten werden. Denn Eigeninitiative und Bürgerengagement sind das UM und Auf, das wertvollste Kapital jeder erfolgreichen Entwicklung“, schloss Pröll.

21. September 2005

Plädoyer für ein nachhaltiges Landmanagement und eine aktive Bürgergesellschaft

Holger Magel, Präsident des UN-Habitat Professionals Forum Ressourcenreich(er) ländlicher Raum.

Zukunftsraum oder unerfüllter Zukunftstraum?

Blaise Pascal hat einmal gesagt: „Nur weil wir die Gegenwart nicht recht zu erklären und zu erforschen verstehen, bemühen wir uns geistreich um die Einsicht in die Zukunft.“ Das ist es wohl nicht, warum wir Landentwickler, Dorferneuerer oder neuerdings auch Experten der Ländlichen Entwicklung so viel und so gerne von der Zukunft, vom Zukunftsraum oder gar Zukunftstraum ländlicher Raum reden.

Natürlich wissen wir, wie es aussieht um die ländlichen Räume in Europa und auf der Welt, selbstverständlich wissen wir von ihren gegenwärtigen großen Gefährdungen und ihren gewandelten und unveränderten Realitäten. Es muss also etwas anderes sein, warum und was uns seit Jahrzehnten immer wieder über die und von der Zukunft der ländlichen Räume sprechen und schreiben lässt. Ist es ein sich und andere befeuernder Optimismus gemäß dem Motto „Wer nicht den Mut hat zu träumen, der hat nicht die Kraft zu handeln?“ oder ist es ein bewusstes Dagegenhalten, weil man sieht, dass global und kontinental Vieles in Richtung Urbanisierung, Metropolisierung und Bildung von europäischen Städtenetzen läuft, was aus politischer, ökonomischer und auch wissenschaftlicher Sicht vielfach als unaufhaltsam angesehen und zumindest innerlich längst akzeptiert wird.

Seit Jahrzehnten nun hören wir also die Botschaften vom ländlichen Raum als „Lebensraum der Zukunft“, vom „Zukunftsraum ländlicher Raum“, wie gerade eben wieder von Markus Holzer oder, so ein Buchtitel von Alois Glück und mir, vom „Das Land hat Zukunft“… All das hören wir fast wie seinerzeit das biblische Volk vom gelobten Land und fragen uns, wann wird das Realität nicht nur für einige eher wohlhabende oder kinderreiche Stadtflüchtlinge, sondern für möglichst viele? Wenn man die gewandelten Realitäten betrachtet, scheint es, dass wir weiter denn je davon entfernt sind. Immer öfter wird nämlich darüber gesprochen, ob und wie lange noch wir es uns z.B. in Deutschland leisten können, überall im Lande, also auch im Oderbruch oder in der Uckermarck für gleichwertige Lebensbedingungen sorgen zu wollen, immer deutlicher wird, dass mit dem Wegbrechen hoher Agrarquoten in Osteuropa leider auch Arbeitsplätze, Lebensstandard und die Jugend für den ländlichen Raum verloren gehen, von den Problemen in Afrika oder Asien, mit denen ich ständig im Rahmen des Habitat Professionals Forum oder auch im Rahmen meines internationalen Master Studiengangs Land Management and Land Tenure an der TU München konfrontiert bin, gar nicht zu reden.

Und natürlich stellt sich dabei auch mir sehr oft die Frage, ob das ein aussichtsloses Rudern gegen den Trend, gar ein Kampf gegen Windmühlen ist, natürlich erfassen einen immer wieder Zweifel, ob dieser Einsatz  für die ländlichen Räume, für die Erhaltung und Wertschöpfung ihrer Ressourcen und Potenziale, für ihre Menschen und ihre natürlichen Schätze nicht aussichtslos ist – überdies wenn einem mehrfach widerfährt, dass die sog. „große Welt“ sich nun vor allem auf die Städte stürzt und gestürzt hat. Erinnern Sie sich noch an die Botschaft des Weltstädtekongresses Urban 21 in Berlin? An das was Bundeskanzler Schröder formuliert hat: Die Zukunft gehört den Städtern! Hätte es im Rahmen des diesjährigen Weltarchitekturkongresses in Istanbul nicht wenigstens den kleinen weitgehend unbeachteten Vortrag über „The proto sustainable Chinese village as Generator of the future Chinese city“ gegeben, wäre ich ziemlich verzweifelt heimgefahren, enttäuscht über das Nicht-Interesse eines wichtigen Berufsstandes an der zumindest zu diskutierenden Unverzichtbarkeit einer Balance zwischen Stadt und Land. Sixtus Lanner, der bereits in den 70er Jahren das Land-Thema popularisierte, hat immer wieder den ehemaligen französischen Premierminister Edgar Faure zitiert: „Wenn das Land nicht mehr atmet, ersticken die Städte.“ Und ich habe dieses Zitat längst auch chinesischen Politikern und Kollegen vorgehalten, die nun – endlich – sich um die gefährdeten ländlichen Regionen im Westen des „Reiches der Mitte“ kümmern wollen. Dieses „Reich der Mitte“ ist nämlich in großer Gefahr, aus der Balance zu geraten. Dieselben chinesischen Kollegen hören mir nun selbst leidgeplagt aufmerksamer als früher zu, wenn ich aus Hans Sedlmayrs unvergessenem Meisterwerk „Verlust der Mitte“ (Sie merken die Parallelität) die tausend- und millionenfach erwiesene Wahrzeit zitiere:

„Die Erde, von der er lebt, zwingt den Menschen einzusehen, dass gewisse Formen seines Denkens und Handelns zerstörerisch sind und zur ´Verwüstung´ im buchstäblichen Sinne führen. Das anorganische, mechanische Denken wird durch die Erde selbst widerlegt…“

Vielleicht müsste ich aber nicht nur chinesischen oder UN-Spitzenvertretern z.B. in Nairobi, sondern auch deutschen und europäischen Meinungsführern aus den Ballungszentren, aus Wirtschaft und Wissenschaft einen weiteren, ebenfalls überaus seherisch begabten österreichischen Wissenschaftler vorhalten, nämlich Prof. Johann Millendorfer: Er hat nicht nur die berühmten LILA-Prinzipien geprägt, sondern vor allem von der „Nachfrage nach Bäuerlichkeit“ gesprochen, wobei er Bäuerlichkeit als eine Grundhaltung „bewahrender Progressivität“ bezeichnet hat und in der einerseits bewahrende Werte wie Glaube, Familie, positive Einstellung zu allem Lebendigem, „Kinder und Rinder“, schonende Behandlung des Bodens, Beständigkeit, Bejahung des Heimatortes etc. ebenso Platz haben wie andererseits progressive Lerneffizienz aufgrund ständigen Umgangs mit land-typischen komplexen lebenden Organismen und Strukturen.

Millendorfer sprach vor rd. 20 Jahren von der Nachfrage nach Bäuerlichkeit (die in Österreich ungleich „gesellschaftsfähiger“ ist als anderswo) und wurde vielfach missverstanden angesichts doch so offensichtlich unverminderten Bauernsterbens oder rückläufiger Bedeutung von allem Agrarischen. Er hatte aber im Kern recht wie im Übrigen auch mit seinem frühen Verweis auf das Aufkommen des 6. Kondratieff-Zyklusses mit dem sowohl innovativen wie auch ökonomisch bedeutsamen Streben nach Sinn, nach seelischer und körperlicher Gesundheit. Vielleicht würde Millendorfer angesichts unserer heutigen Krisen im Gesundheitswesen und ihrer völlig unzureichenden Bewältigungsstrategien darauf hinweisen, was das einzig Richtige wäre: Nämlich in die Gesunderhaltung zu investieren.

20 Jahre nach Millendorfers Nachfrage nach Bäuerlichkeit sollten wir heute besser von der Notwendigkeit des Ländlichen  sprechen und hierbei an all die reichlich gegebenen physischen und immateriellen Ressourcen und Potenziale denken, die die ländlichen Räume und ihre Menschen auch unter gewandelten Agrarverhältnissen und -strukturen nach wie vor prägen, beeinflussen und leiten. Wenn die Notwendigkeit des Ländlichen – in englisch wohl von countryside – und dessen Ressourcen begriffen sind, kommt die Nachfrage von selbst, wie sie z.B. auf dem Tourismus- , hier im speziellen auf dem Gesundheitstourismussektor längst eingesetzt hat.

Nicht nur die „ökologischen Fußabdrücke“ städtischer Zentren, aber diese ganz besonders ,zeigen, dass die Stadt das Land braucht, oft ver- und aufbraucht, zuweilen sogar aus- und leersaugt. Das Ergebnis in vielen Ländern unserer Erde ist desaströs: Die Städte selbst werden größer und größer, immer unregierbarer und chaotischer; Slums, Armut, Kriminalität, Krankheiten und himmelschreiende Ungerechtigkeiten prägen die großen Städte dieser Welt wie umgekehrt in den ländlichen Räumen leere und überalterte Dörfer zurückbleiben und in ihrer Trostlosigkeit und fehlenden Kraft für endogene Entwicklungen den Auftakt für einen weiteren „Circulus vitiosus“ bilden.

Faire Partnerschaft zwischen Stadt und Land

Was wir dringend brauchen, ist gegenseitige Achtung und Anerkennung im Geiste einer fairen Partnerschaft von Stadt und Land. Es darf hierbei kein oben und unten, kein hierarchisches Gefälle geben. Natürlich braucht das Land die Dynamik und Kraft der Städte, in „fachchinesischer“ Sprache  den ökonomischen und kulturellen Bedeutungsüberschuss der Städte, vor allem deren Märkte, Infrastrukturen und Arbeitsplätze, aber das darf nicht zu einer Attitüde von einseitigen Abhängigkeiten und Überlegenheiten führen. Auch nicht zu der Geisteshaltung: Der einzig sinnvolle Zukunfts-, Innovations- und deshalb auch Investitionsraum sind die Städte!

Vieles würde das schlechte Verhältnis zwischen den städtischen und ländlichen Kommunalen Spitzenverbänden verbessern, wenn auch endlich anerkannt würde, wie notwendig der ländliche Raum, wie notwendig ländliches Denken, kurzum das Ländliche gerade auch für die Städte(r) und für die Gesamtgesellschaft sind. Ländliche Räume, ländliches Denken oder das Ländliche basieren im Sinne von Johann Millendorfer (dessen Nachfolger im Auftrag des Bayer. Landwirtschaftsministeriums die Werte und Ressourcen der ländlichen Räume ökonomisch erfasst und kapitalisiert haben) auf spezifischen, vielfach unser Überleben sichernden und viele städtische Probleme lösenden Ressourcen, die das Wort vom „Ressourcenreich ländlicher Raum“ bzw. vom ressourcenreichen Land mehr als rechtfertigen. Diese Ressourcen, Schätze, Werte, Potenziale oder Charakteristika sind im Verlaufe der geistig sehr stürmischen Dorferneuerungsbewegung in den 80er und 90er Jahren vielfach beschrieben worden; selbst die eher nüchtern formulierenden Europäische Kommission und der Europarat haben nach ihrem Eintritt in die Ländliche Raum- sowie Dorferneuerungsbewegung Anfang der 90er Jahre immer wieder diese Ressourcen, diese unverwechselbaren ländlichen Charakteristika beschrieben. Und sie sind „geerdet“, operationabel ,praktikabel gemacht worden.

Es war ein kolossaler Fortschritt, der Franz Fischler zu verdanken ist, dass sich die europäische Sicht der ländlichen Entwicklung – soweit es finanzpolitisch überhaupt möglich war – vom anfangs zu agrarischen weiterbewegt hat zur allseits und allzeit existierenden kommunalen Ebene und Sicht. Das ist wichtig und richtig, denn hier auf lokaler Ebene spielen sich anschaulich und konkret Leben, Wohnen, Arbeiten, Bilden und Erholen ab, hier werden die Ressourcen benutzt, gepflegt, verbraucht und geschaffen! Auf diese Gesamtheit von für ihren Lebensraum gesamtverantwortlichen Kommunen und Bürgern müssen wir uns stützen, wenn es um Maßnahmen zur Behebung von Schwächen und um die Begegnung von Gefährdungen geht.

Im Dorf bin ich universal

Am schönsten und komplettesten hat wohl Leopold Kohr das „Ressourcenreich ländlicher Raum“ beschrieben. Ich möchte ihn zitieren, um der Gefahr einer oberlehrerhaften  (im Übrigen x-fach wiedergegebenen )und dann trotzdem lückenhaften Aufzählung einzelner Ressourcen zu entkommen. Der Salzburger Philosoph der kleinen Einheit und große Freund der Dorferneuerung hat gesagt:

„Im Dorf höre ich auf Provinzler zu sein. Im Dorf bin ich Universalist.“

Universalist –so verstehe ich ihn- in einem komplexen Kosmos, in einer ganzheitlichen Lebenswelt von Menschen, Tieren, Pflanzen mit allen damit verbundenen konkret spür- und formbaren Lebensformen, Lebensqualitäten und natürlichen Kreisläufen.

Dieser „Kosmos des Ländlichen“ bietet aber nicht nur den im ländlichen Raum lebenden Menschen ein hohes Maß an Ressourcen und Be-Reich-erung, sondern auch – und das war ja gerade die Botschaft Millendorfers und das muss neuerlich die Botschaft dieser Europäischen  Arge und dieses Kongresses sein – den Städten. All dies ist gefährdet, weil es  weniger denn je einen autonomen ländlichen Raum gibt, weil vor allem die Balance nicht mehr stimmt. Dann auch helfen die schönsten Lobpreisungen und Schwärmereien über das Leben auf dem Lande, über Eigenhilfe, Naturnähe, Überschaubarkeit, Nachbarschaft ,Kreislaufdenken  etc. nicht weiter. Gefragt sind die grundlegenden ökonomischen Strukturen und Rahmenbedingungen! Immerhin hat die  bayerische Regierungspartei bei ihrem jüngsten Kongress zum ländlichen Räum trotz bedrohlicher demographischer Daten und alarmierender Abwanderungstrends in einigen nord- und ostbayerischen Regionen erklärt, dass sie an der Entwicklung aller ländlichen Räume festhalten wolle. Abwanderung –so der einflussreiche Klubobmann der CSU Joachim Herrmann – dürfe nicht als „unabänderliches Schicksal“ hingenommen werden. Herrmann verweist dabei auf die 70er Jahre, als man schon einmal von (damals noch) Bonner Seite angesichts erdrückender negativer Trends ganze Landstriche wie z.B. den Bayerischen Wald „passiv sanieren“ wollte und als die Bayerische Staatsregierung mächtig und letztlich erfolgreich dagegen hielt.

Der Geist (und die Mentalität) verändert die Welt

Hier galt, was wohl überall gilt: „Der Geist, die Einstellung verändert die Welt.“

Wenn wir, angesichts natürlich unübersehbarer demographischer, finanzieller, struktureller und sonstiger Probleme, die wir mit dem flotten Slogan „ärmer, älter, weniger und bunter“ zu umschreiben versuchen, anfangen, zu resignieren und uns auf die sog. nicht beeinflussbaren Sachzwänge wie auf die heutzutage allzugern benutzte Globalisierung zurückzuziehen, dann haben wir schon verloren. Es ist eben ein großer Unterschied , sich infolge demographischer Entwicklung bewusst und pro-aktiv auf vernünftige Maßnahmen z.B. des Stadt- oder Dorfumbaus oder auf die Anpassung bzw. Neukonzeptionierung von Wohn- und Infrastrukturen zu konzentrieren oder sich resignativ und seufzend mit der Ausblutung und Ausdünnung ganzer Regionen zufrieden ,d.h. geschlagen zu geben und dies dann wie folgt zu umschreiben: „Die… Mittel können dann teilweise dazu verwendet werden, in Regionen ohne erkennbare Entwicklungschancen die Mindestversorgung aufrecht zu erhalten…“

Darüber und auch über die konkreten fachlichen Herausforderungen wird bei diesem Kongress  intensiv zu reden sein. Dieses angesprochene notwendige sowohl realistische wie auch optimistisch-aktive Eingreifen gehört für mich zum Bestandteil jedes Guten Regierens. Zum „Guten Regieren“ gehört für mich auch das Herbeiführen eines gedeihlichen Miteinanders von Stadt und Land im Sinne des weltberühmten Freskos von Ambrogio Lorenzetti im Rathaus von Siena anstelle einer Tolerierung von Darwinismus und Verdrängungswettbewerb. Es wäre schön, wenn diesbezüglich seitens der EU sehr genau oder noch strikter auf diesbezügliche programmatische Schritte und Weiterentwicklungen in den Länder- und Regionalprogrammen geachtet würde.

Zu „Good Governance“ gehören schließlich – und dies besonders im Hinblick auf die gebotene Stärkung der ländlichen Räume und zur bewussten Wahrnehmung und Nutzung ihrer reichlichen Ressourcen – einerseits die noch viel stärkere Mobilisierung ihrer bürgerschaftlichen Potenziale – denn mit Staat und Wirtschaft alleine bewältigen wir die Zukunft immer weniger – und andererseits das bewusste Vorhalten und zur Verfügung stellen von Landmanagementkompetenzen und -strukturen im Sinne der „Quadrophonie von aktivierendem Beraten, Planen, Ordnen und Bauen“.

Wir alle wissen und sind auch stolz darauf, dass gerade die Land –typischen Maßnahmen der Dorferneuerung und Landentwicklung besonders leuchtende Beispiele von Bürgerbeteiligung, Bürgerengagement und Bürgergesellschaft sind und sogar Maßstab waren für Agenda 21 Prozesse und Stadterneuerung.

So sehr ich einerseits ein weiterhin notwendiges Erstarken einer Aktiven Bürgergesellschaft propagiere, so sehr bin ich zugleich ein Verfechter kompetenter staatlicher Institutionen mit dem Auftrag zur Wahrnehmung eines nachhaltigen Landmanagements, das natürlich weit mehr ist als nur innerhalb vorgegebener mehr oder weniger agrargeprägter Förderschienen und Programme zu handeln. Landmanagement ist letztlich die bewusste Sorge um Lebensqualität und Lebensstrukturen im ländlichen Raum basierend auf allen Tätigkeiten im Sinne der vorerwähnten Quadrophonie auf und rund um unsere begrenzte Ressource Grund und Boden. Dazu brauchen wir Institutionen, die im Auftrag von uns allen und als Partner der Bürger und Wirtschaft handeln. Prof. Michael Steiner vom Joanneum-Research-Center in Graz hat dazu unmissverständlich gesagt:

„Staatliches Eingriffen legitimiert sich an der Notwendigkeit, einen Wandel zu unterstützen, der aus sich heraus nicht oder nicht schnell genug stattfinden würde.“

Diese Notwendigkeit sehe ich ohne Zweifel trotz oder neben Potenzialen zur Eigenentwicklung, trotz Bürgergesellschaft und der angestrebten „neuen Verantwortungsgemeinschaft von Staat und Bürgern“ im ländlichen Raum klar gegeben. Der Staat (und dazu zähle ich auch die EU) ist weiterhin gefordert; er muss von sich aus den Wandel pro-aktiv unterstützen.

Steiner fordert aber noch etwas sehr Wichtiges, was bei den hinter uns liegenden oder gegenwärtigen Verwaltungsreformen m.E. leider viel zu wenig bedacht worden ist:

„Eine Stufenordnung der Politik bedeutet eine Zuordnung von Aufgaben an diejenigen Institutionen, die die Macht haben, diese auch durchzusetzen sowie eine entsprechende Assignation von Zielen und Instrumenten.“

Theres Friewald-Hofbauer (Kongressorganisatorin und -moderatorin), Wien; LH Erwin Pröll (Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung), St. Pölten; Marija Markeš, Slowenien; Landesrätin Doraja Eberle, Salzburg; Holger Magel, München

21. und 22. September 2005

Landeshauptmann Erwin Pröll, Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung

„Die ländlichen Räume Europas am Beginn des 21. Jahrhunderts sind geprägt von einem raschen Wandel und weit reichenden politischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbrüchen. Globale Trends wirken bis in das kleinste Dorf hinein und verlangen nach raschen und klaren Entscheidungen – von den politisch Verantwortlichen ebenso wie von den Betroffenen selbst“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, bei der Eröffnung des 5. Europäischen Dorferneuerungskongresses zum Thema „Ländlicher Raum 2005. Gewandelte Realitäten – neue Herausforderungen“ im Niederösterreichischen Landhaus in St. Pölten.

Die Zukunft ist kein Geschenk, vor allem nicht für das Dorf und seine BewohnerInnen, die sicher nicht zu den GewinnerInnen der Globalisierungswelle zählen. Realitätsverweigerung und Scheuklappenritte sind aber sicher nicht die geeigneten Antworten darauf. Viel mehr gilt es, die gewandelten Realitäten zu akzeptieren, Fehlentwicklungen und Gefahrenpotenzialen entschieden entgegen zu treten sowie neue Chancen und Entwicklungsoptionen aufzuspüren und mit ganzem Engagement zu nutzen.

Tradition & Innovation

Die ländlichen Räume bedürfen daher einer modernen Standortpolitik, die sich in besonderer Weise der Themenbereiche

  • Erscheinungsbild, Siedeln, Bauen und Wohnen,
  • Arbeit und Wirtschaft,
  • Soziale Aufgaben sowie
  • Bildung und Kommunikation

annehmen muss. Dabei sei so manche Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bewahren und Erneuern zu absolvieren. Man müsse, „Offen sein für die Chancen im Wandel der Zeit, aber selbstbewusst genug, um nicht jedem Trend nach zu laufen“, wie Pröll betonte.

Konkurrenzfähigkeit ist aber nicht nur eine Frage des Standortes, sondern auch der Standpunkte. Ohne Standpunkte wie

  • Harmonie mit der Natur und verantwortungsbewusster Umgang mit der Schöpfung;
  • Ausgleich zwischen sozialer Sicherheit des Einzelnen und sozialem Frieden der Gesellschaft;
  • Miteinander und Kooperation statt Entsolidarisierung, Intoleranz und Egoismus sowie
  • Balance zwischen Mensch und Technik

droht die Gefahr, in die Standortfalle zu tappen und die spezifische Lebens- und Umweltqualität des ländlichen Raumes einem neoliberalistischen Gewinnstreben zu opfern.

In diesem Zusammenhang verwies Pröll auf die so genannte „Mastensteuer“, die Handybetreiber in Niederösterreich vor die Alternative stellt, entweder eine Landesabgabe zu entrichten oder bestehende Sendemasten gemeinsam mit anderen Mobilfunkanbietern zu nutzen. „4000 weitere Masten in den kommenden Jahren sind eine zu große Belastung für die Landschaft und erst recht für die Gesundheit der Menschen. Ich bekenne mich dazu, dass nicht alles, was technisch machbar ist, auch gegenüber unseren nächsten Generationen verantwortbar ist“, stellte Erwin Pröll klar.

Ohne Bürgerbeteiligung keine Zukunftsfähigkeit!

Die Politik für den ländlichen Raum und seine BewohnerInnen steht vor großen Aufgaben und vielfältigen Herausforderungen. Denn Zukunft haben nur

  • lernende Regionen,
  • Dörfer, die den Bauern ebenso wie den Angehörigen verschiedenster Berufsgruppen, aller Generationen und beider Geschlechter als Lebens- und/oder Wirtschaftsraum dienen,
  • ein unverwechselbares eigenständiges Profil entwickeln,
  • in Kooperationen und Netzwerke investieren und
  • den Menschen in den Mittelpunkt aller Entwicklungsüberlegungen stellen.

„Aber selbst die beste Politik, ob europäisch, national, regional oder kommunal, wird nur wenig erreichen können, wenn nicht die Betroffenen selbst zu Beteiligten werden. Denn Eigeninitiative und Bürgerengagement sind das UM und Auf, das wertvollste Kapital jeder erfolgreichen Entwicklung“, schloss Pröll.

Juni 2005

Der Wettbewerb um den 9. Europäischen Dorferneuerungspreis ist geleitet von der Intention, besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen, die gemäß dem „Leitbild für Landentwicklung und Dorferneuerung in Europa“  und im Sinne der Lokalen Agenda 21 mit dem Ziel einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume gesetzt werden, „vor den Vorhang“ zu bitten und unter Berücksichtigung des ökonomischen und kulturellen Kontextes zu prämieren. Das Motto des Wettbewerbes „Wandel als Chance“  forciert jene Dörfer und ländlichen Kommunen in Europa, die die vielfältigen Veränderungen und Umbrüche, die die dörfliche Lebenswelt am Beginn des dritten Jahrtausends prägen, als chancenreiche Herausforderung erkannt haben, der es sich mit gegenwartsbejahenden und zukunftsmutigen Projekten sowie Netzwerkorientierung und Kooperationsbereitschaft zu stellen gilt.

Beurteilungskriterien

A. ORIENTIERUNG und STRATEGIEN

  1. Nachhaltigkeit
  2. Ganzheitlichkeit
  3. Visionäre und innovative Ausrichtung
  4. Partizipation an regionalen, Dorf- , Gemeinde- und gegebenenfalls auch Staatsgrenzen überschreitenden Netzwerken

B. METHODEN

  1. Eigeninitiative und Bürgerbeteiligung,
  2. Aktive und permanente Kommunikation der Akteure (PolitikerInnen, Behörden, BürgerInnen)
  3. Prozessbegleitung und/oder -betreuung durch ExpertInnen
  4. Kooperationen in nachbarschaftlichen und kommunalen Allianzen sowie in regionalen Partnerschaften

C. INHALTE

  1. Stärkung und Einbindung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft in regionale Kreisläufe unter Berücksichtigung der Kulturlandschaft
  2. Erhaltung und Aufbau standortgemäßer Erwerbsmöglichkeiten
  3. Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen
  4. Symbiose von schützenswerter alter und qualitätvoller neuer Bausubstanz sowie Ressourcen sparende und verkehrsvermeidende Siedlungsentwicklung
  5. Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins der DorfbewohnerInnen
  6. Wiederbelebung traditioneller und Schaffung zeitgemäßer soziokultureller Qualitäten und sozialer Einrichtungen
  7. Förderung der Teilhabe aller Generationen, Nationalitäten und Minderheiten sowie beider Geschlechter am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben

D. MOTTOGERECHTIGKEIT

Preise

  1. An den Sieger wird der „Europäische Dorferneuerungspreis 2006“  vergeben.
  2. Die zweithöchste Auszeichnung, die mehreren Teilnehmern zuerkannt werden kann, ist ein „Europäischer Dorferneuerungspreis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“.
  3. Weiters werden Preise für „Besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“ vergeben.
  4. Alle Teilnehmer werden mit einer Anerkennung bedacht.

Es werden keine Geldpreise, sondern Preisobjekte wie Plaketten und Urkunden vergeben.

Teilnahmebedingungen

Pro Land bzw. Region war nur eine Nennung, und zwar eines Dorfes, einer (Verbands-)Gemeinde oder einer Mikroregion, möglich. Nennungsberechtigt waren die für die Dorferneuerung und Landentwicklung der jeweiligen Staaten, Länder und Regionen zuständigen PolitikerInnen bzw. ReferentInnen, aber auch Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), sofern keine Einreichungen von offizieller, behördlicher Stelle vorlagen.

21. April 2005

Die Ergebnisse im Wettbewerb um die European Kids’ Trophy 2005 stehen fest. 34 Projekte aus 19 europäischen Ländern bzw. Regionen wurden eingereicht, vorgeprüft und schließlich einer interdisziplinären, internationalen Jury zur Bewertung vorgelegt. Orientiert an den Kriterien

  • nachhaltige Erhöhung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen in ihrem Freizeitbereich, als Rahmen zur Persönlichkeitsentwicklung sowie zur Stärkung der Identifikation mit ihrer unmittelbaren Heimat;
  • gesamtheitliche Verbesserung des ökonomischen und kulturellen Dorf- bzw. Gemeindelebens;
  • Eigeninitiative und Beteiligung der betroffenen Jugendlichen, Kinder und deren Eltern bzw. anderer Bezugspersonen (Pädagogen, Meinungsbildner, Funktionäre örtlicher Vereine etc.) an den Entscheidungs- und Umsetzungsprozessen sowie
  • Ausrichtung auf die Interessen beider Geschlechter

entschied diese nach eingehenden Beratungen, die European Kids’ Trophy 2005 an das Projekt „Verkehrsgarten im Technisch-Ökologischen Projektzentrum Rabutz, Kartbahn mit Solarmobilen“ zu vergeben.

12 weitere Einreichungen wurden mit einer „European Kids’ Trophy für herausragende Leistungen“ und

14 mit einer „European Kids’ Trophy für vorbildliche Leistungen“ ausgezeichnet.

7 Projekte wurden mit einer „Lobenden Anerkennung“ bedacht.

Die Preisverleihung fand im November 2005 in Rheinland-Pfalz, Deutschland, statt.

Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung und Rheinland-Pfalz vergeben erstmals eine European Kids‘ Trophy für die europaweit besten Projekten im Sinne einer kinder- und jugendfreundlichen Dorferneuerung – 34 Projekte aus 19 europäischen Ländern bzw. Regionen vertreten – Sieger: „Verkehrsgarten im Technisch-Ökologischen Projektzentrum Rabutz, Kartbahn mit Solarmobilen“, Rabutz, Gemeinde Wiedemar, Freistaat Sachsen, Deutschland 

8. Oktober 2004

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis wurde 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ins Leben gerufen und wurde bereits zum achten Mal vergeben. Nach Dorfbeuern in Salzburg (1990), Illschwang in Bayern (1992), Steinbach an der Steyr in Oberösterreich (1994), Beckerich in Luxemburg (1996), Obermarkersdorf in Niederösterreich (1998), Kirchlinteln in Niedersachsen (2000) und dem Großen Walsertal in Vorarlberg (2002) darf jetzt auch Ummendorf in Sachsen-Anhalt über den Gewinn des Europäischen Dorferneuerungspreises jubeln.

Der Wettbewerb 2004 stand unter dem Motto „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ und forcierte damit jene ländlichen Gemeinden und Regionen in Europa, die ihre Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit in äußerer Erscheinung und innerer Qualität gerade in Zeiten der Globalisierung und internationalen Vereinheitlichung als unverzichtbaren Wert erkannt haben und in dynamischen Entwicklungsprozessen zu sichern versuchen. Ein hoher Anspruch, dem eine große Zahl der 32 Wettbewerbsgemeinden aus ebenso vielen europäischen Regionen auch tatsächlich gerecht wurde.

Die ländlichen Räume Europas beziehen ein Gutteil ihres speziellen Reizes und ihres Entwicklungspotenziales aus ihrer Eigenart und Vielfältigkeit. Ein Umstand, der es den Juroren im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2004 nicht gerade leicht gemacht hat., Vergleiche zu ziehen und Sieger zu küren. Dazu kommt, dass sich die natürlichen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen höchst unterschiedlich präsentieren und „das Wesentliche für das Auge unsichtbar ist“. Aber bei allen Unwägbarkeiten und Differenzierungen steht das Verbindende und Allgemeingültige weit über dem Trennenden, gibt es ein übergeordnetes, gemeinsames Ziel: die nachhaltige Sicherung der dörflichen Lebensräume. Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis unterstützt die Akteure auf diesem Weg, indem er zum Erfahrungsaustausch anregt, die Fähigkeit, sich zu präsentieren, fördert und sich als effizientes PR-Instrument für die Anliegen der ländlichen Bevölkerung erweist.

Ich freue mich sehr, dass wir das Fest der Preisverleihung im Großen Walsertal feiern durften und bedanke mich bei unseren Freunden aus Vorarlberg für die großartige Gastfreundschaft. Allen Preisträgern und Gästen wünsche ich, dass die interessanten, stimmungsvollen und fröhlichen Stunden der Begegnung ihnen ein Stück Motivation und Zukunftsmut für ihr Engagement für die ländliche Lebenswelt mit nach Hause gegeben haben.

Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Wien, Österreich

7. und 8. Oktober 2004

Europas Dörfer unterwegs zur Einzigartigkeit!

„Der Europäische Dorferneuerungspreis 2004 geht an Ummendorf in Sachsen-Anhalt, das dem Wettbewerbsmotto ‚Aufbruch zur Einzigartigkeit’ durch eine vorbildhafte Bürgerbeteiligung und einen intelligenten Umgang mit den eigenen Stärken auf überzeugende Weise gerecht geworden ist und aus einer fast aussichtslosen Ausgangsposition heraus eine unglaubliche Eigenkraft mit bemerkenswerten Auswirkungen auf die Lebensqualität der DorfbewohnerInnen entwickelt hat. Es vermag damit allen Dörfern und ländlichen Gemeinschaften Europas Mut zum Engagement und Hoffnung auf den Erfolg zu geben“, betonte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, bei der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2004 in Raggal, Großes Walsertal, Vorarlberg, Österreich. Dem Festakt wohnten neben zahlreichen hochrangigen Persönlichkeiten und rund 800 Dorferneuerungsakteuren aus 15 europäischen Staaten auch der Vorarlberger Landesrat Manfred Rein bei.

“Das knapp über 1000 EinwohnerInnen zählende Ummendorf liegt im nordwestlichen Teil der Magdeburger Börde rund zehn Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. Es startete unmittelbar nach der Grenzöffnung ein Dorferneuerungsprogramm, das über eine Vielzahl an aufeinander abgestimmten Maßnahmen, die alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche umfassen, zu sozio-ökonomischer Stabilität und kultureller Aufbruchstimmung geführt hat. Ebenfalls am Siegerpodest finden sich das Steirische Vulkanland, Steiermark, das für eine einzigartige, kreative und zeitgemäße Entwicklung im regionalen Verbund steht, und die Gemeinde Heinerscheid, Luxemburg, als ein herausragendes Beispiel für nachhaltige, innovative kommunale Wertschöpfung“, erklärte der Vorsitzende der 17-köpfigen, internationalen Wettbewerbsjury, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Matthias Reichenbach–Klinke, Technische Universität München.

Die Courage zum „Aufbruch zur Einzigartigkeit haben neben den drei Finalisten auch alle anderen der insgesamt 32 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen bewiesen. Unter vielen guten Projekten wurden die elf Besten mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 13 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“, sieben über eine „Besondere Anerkennung“ freuen.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis wurde 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung mit dem Ziel, den Erfahrungsaustausch zu fördern und die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit bewusst zu machen, ins Leben gerufen. Er wird im 2-Jahresrhythmus veranstaltet und wurde heuer zum achten Mal vergeben. Bewertet wurden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer. Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung spielten dabei ebenso eine Rolle wie soziale Einrichtungen, kulturelle Initiativen und Bemühungen um eine regionsangepasste wirtschaftliche Entwicklung. Wesentlich dabei waren ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiaive und Kooperationsbereitschaft geprägte Methodik der Umsetzung. Nicht zuletzt ging es auch darum, dem Motto gerecht zu werden.

„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis  2004 hat ganz deutlich gezeigt: Viele Bewohnerinnen und VerantwortungsträgerInnen der ländlichen Räume Europas haben den Auftrag zur eigeninitiativen Zukunftsgestaltung angenommen und bewiesen, dass sie über genug Kraft, Know-how und Courage verfügen, ihre Geschichte selbst zu schreiben“, schloss Erwin Pröll.

Hohe Lebensqualität in allen Regionen

Das Land Vorarlberg freut sich, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 8. Europäischen Dorferneuerungspreis im Großen Walsertal begrüßen zu dürfen, betont Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber. Mit diesem Preis werden besonders herausragende und beispielhafte Aktivitäten und Initiativen, die die Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume nachhaltig stärken, vor den Vorhang gebeten und ausgezeichnet. Gemeinsam mit den Gemeinden ist das Land bemüht, für eine möglichst hohe Lebensqualität in allen Regionen des Landes zu sorgen. Dies geschieht durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, aber auch durch ideelle Unterstützungsmaßnahmen, so Landeshauptmann Sausgruber.

Im Jahr 2002 wurde dem Großen Walsertal mit dem Projekt „Biosphärenpark“ der Dorferneuerungspreis zuerkannt – ein klassisches Beispiel für gelebte Zusammenarbeit aller Beteiligten, nachhaltige Nutzung der Ressourcen und die Stärkung der eigenen Identität. Das diesjährige Motto des Wettbewerbes „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ will jene ländlichen Gemeinden und Regionen stärken, die – vor dem Hintergrund der Globalisierung und der internationalen Vereinheitlichung – ihre Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit in äußerer Erscheinung und innerer Qualität sichern wollen.

Durch die europäische Ausrichtung des Wettbewerbes werden auch grenzüberschreitende Kontakte im „Europa der Regionen“ gefördert. Die Auseinandersetzung mit den Lösungsansätzen Anderer erleichtert auch die Beurteilung, was im Spannungsfeld von Kontinuität und Veränderung für den eigenen Lebensraum „sinnvoll“ ist. Denn der Blick über die Grenze dient nicht nur dazu, Neues zu finden, sondern auch um zu erkennen, was der Wert des Eigenen ist.

Maßnahmen des Landes

Das Land ist seit jeher ein Partner der Gemeinden: Auf Basis verschiedener Richtlinien fördert das Land die Gemeinden entweder über echte Landesbeiträge oder aus Bedarfszuweisungen gemäß Finanzausgleich. Kleinere strukturschwache Gemeinden werden zudem aus dem Strukturfonds unterstützt. Insgesamt kommen so unsere Gemeinden jährlich auf Zuschüsse vom Land von mittlerweile gut 100 Millionen Euro.

Neben der Bereitstellung finanzieller Mittel leistet das Land aber auch mittels zahlreicher Projekte und Initiativen wertvolle Hilfestellung bei der Gemeinde- und Regionalentwicklung:

„Lebenswert leben“

Das Projekt „Lebenswert leben“, das in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Lebensqualität durch Nahversorgung schaffen soll, läuft schon seit Jahren sehr erfolgreich. Seit den Anfängen im Jahr 1997 haben sich inzwischen 25 Gemeinden aus ganz Vorarlberg den Leitsätzen der Nahversorgung verschrieben.

Besonders wird in letzter Zeit auch auf die soziale Nahversorgung (Solidarität, Identität, Nachbarschaftshilfe) geachtet. Die Erhaltung dieses Sozialkapitals unterstützt wesentlich den langfristigen Erfolg einer Region. Besonderes Augenmerk wurde in den letzten Jahren auch auf die Einbindung von Jugendlichen durch Bewusstseinsbildung für einen nachhaltigen Lebensstil und Hervorhebung von jugendlichem Engagement gelegt.

Lebenswert leben hat aber auch mit der aktiven Beteiligung der BürgerInnen zu tun, denn Nahversorgung kann nicht „verordnet“ oder ausschließlich durch Förderungen aufrechterhalten werden, sondern nur von den Menschen durch aktives Tun (z.B. Änderung des Einkaufsverhaltens) langfristig gesichert werden.

Entwicklungskonzept Klostertal

Ein klares Bild einer erlebbaren Identität wird derzeit im Klostertal unter Mitwirkung vieler aktiver Menschen geschaffen. Grundlage dafür bietet das Entwicklungskonzept Klostertal, das die Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität zum Ziel hat. Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und den angrenzenden Regionen groß geschrieben. Die Klostertalgemeinden sind an den Talenden mit der Stadt Bludenz und der Tourismusregion Arlberg engstens verflochten und es wird darauf geachtet, bei diesem Veränderungsprozess diese Grenzen bewusst wahrzunehmen.

Grundlage für den Entwicklungsprozess war die Bewusstseinsbildung für den Zusammenhang von Lebensqualität, Nähe und soziale Strukturen („Lebenswert leben“). Dadurch wurde ein Klima für die Erarbeitung eines Tal weiten Leitbildes mit intensiver BürgerInnenbeteiligung geschaffen. Angeregt durch eine Jugendstudie wurde mit der gezielten Einbindung von Jugendlichen begonnen, wobei die Hauptschule mit zahlreichen Projekten mitarbeitet.

Als erster konkreter Schritt für eine nachhaltige strukturelle Veränderung wird derzeit an einem Regionalmanagement gearbeitet, das den begonnenen Prozess in Gang halten und Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Identität und Wertschöpfung koordinieren soll. Eine Wirkungsanalyse der geplanten Maßnahmen (Unternehmen.V) soll zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess führen.

„Unternehmen.V“

„Unternehmen.V“, ein Modell zur Begleitung von Nachhaltigen Entwicklungsprozessen in Gemeinden und Städten, wurde vom Büro für Zukunftsfragen entwickelt und läuft seit 2002. Damit wurde ein Instrumentarium geschaffen, mit dem die Gemeindeentwicklung fachübergreifend analysiert, dargestellt und vor allem in Richtung Nachhaltigkeit gesteuert werden kann.

Der abstrakte Begriff der Nachhaltigkeit füllt sich so mit Leben und Inhalten und dient als Richtschnur für die kommunale Entwicklung. Nach erfolgreichem Start in Vorarlberg stößt es nun auch in anderen Regionen auf großes Interesse. Die Mitgliedsregionen der „Bodensee Agenda“ sind derzeit in einem 3 Jahre laufenden Projekt dabei, Unternehmen.V zu übernehmen. Außerdem laufen konkrete Gespräche mit den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg über eine Übernahme und eine gemeinsame Weiterentwicklung.

Gewinner des Europäischen Dorferneuerungspreises 2002

Der Tradition, dass die Verleihungsveranstaltung der Europäischen Dorferneuerungspreise jeweils in der Region des letzten Siegers ausgetragen wird, kommt das Große Walsertal gerne nach und lädt gemeinsam mit dem Land Vorarlberg die VertreterInnen der 32 teilnehmenden Gemeinden, sowie Interessierte vom Land und Tal ein. „Der UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal freut sich, dass er dieses Jahr Gastgeber für die Verleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises 2004 sein darf“, so der Obmann der Regionalplanungsgemeinschaft Großes Walsertal anlässlich der Pressekonferenz am 7.10.2004 in Marul.

Der Biosphärenpark Großes Walsertal war 2002 Sieger des Europäischen Dorferneuerungspreises, der damals unter dem Motto „Grenzen überschreiten“ stand. Von einer internationalen Jury wurde die Arbeit im Großen Walsertal, die gemeindeübergreifend gemäß dem Biosphärenpark Leitbild umgesetzt wird, mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Eine solch begehrte Auszeichnung spornt an – viele neue Projekte konnten in den letzten beiden Jahren mit neuem Schwung in Angriff genommen werden.

In Kooperation mit dem Land Vorarlberg haben die Gemeinden des Tales gemeinsam mit dem Biosphärenparkmanagement alle Hebel in Bewegung gesetzt, um der Verleihung einen würdigen Rahmen zu geben und den 850 Teilnehmern einen unvergesslichen Aufenthalt zu ermöglichen. „Eine solche Großveranstaltung stellt für eine kleine Region wie das Große Walsertal eine große Herausforderung an, die wir aber sehr gerne wahrgenommen haben“, so REGIO Obmann Türtscher.  Umrahmt wird der feierliche Festakt am Donnerstag, den 8.10.2004 mit Alphornklängen und dem  Buchbodner Jugendchor Arc-en-ciel. Verwöhnt werden die Teilnehmer mit einem Buffet aus regionalen Biosphärenpark-Produkten. Am Freitag werden Exkursionen zu den Themen Käse, Architektur, Energie und Wirtschaft, Kultur und Berglandwirtschaft angeboten, damit die Teilnehmer das Große Walsertal besser kennen lernen können und sich über die Projekte im Biosphärenpark informieren können. Am Mittag treffen sich alle zum gemeinsamen Suppenessen, wo es dann auch die Möglichkeit gibt, Walser Produkte als Mitbringsel oder als Proviant für die Heimreise zu kaufen.


Europäischer Dorferneuerungspreis 2004

Ummendorf, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Europäische Dorferneuerungspreise für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität – Sieganwärter

Heinerscheid, Luxemburg

Steirisches Vulkanland, Steiermark, Österreich

Bertsdorf-Hörnitz, Sachsen, Deutschland

Dobbertin, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Griffen, Kärnten, Österreich

Höfen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Rodaki, Klucze, Malopolska, Polen

St. Alban, Rheinland-Pfalz, Deutschland

Vilémov, Vysocina, Tschechische Republik

Weyarn, Bayern, Deutschland

Zwischenwasser, Vorarlberg, Österreich

Europäische Dorferneuerungspreise für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung

Amönau, Wetter, Hessen, Deutschland

Bildein, Burgenland, Österreich

Gompertshausen, Thüringen, Deutschland

Herrnbaumgarten, Niederösterreich, Österreich

Hrusov, Velky Krtís, Slowakische Republik

Mils, Tirol, Österreich

Nectiny, Westböhmen, Tschechische Republik

Neumarkt am Wallersee, Salzburg, Österreich

Sierakowo Slawienskie, Sianów, Zachodniopomorskie, Polen

Thyrow, Trebbin, Brandenburg, Deutschland

Wiesteniederung, Niedersachsen, Deutschland

Wolfersheim, Blieskastel, Saarland, Deutschland

Zengövárkony, Südtransdanubien, Ungarn

Lobende Anerkennung für besondere Leistungen

Golczewo, Parchowo, Pomorskie, Polen

Javor – Jance Obststraße, Ljubljana, Slowenien,

Magyarszombatfa-Velemér, Westungarische Region, Ungarn

Mauren, Fürstentum Liechtenstein

Rodt, St. Vith, Deutschsprachige Gemeinschaft, Belgien

Wijster, Midden-Drenthe, Niederlande

Zyrowa, Zdzieszowice, Opole, Polen


Projektbeschreibungen

Weiterlesen

30. Juni bis 1. Juli 2004

Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung vergibt zum achten Mal den Europäischen Dorferneuerungspreis – 32 Länder bzw. Regionen mit einem Projekt vertreten – Sieger: Ummendorf in Sachsen-Anhalt – im Finale der drei Besten: Auersbach/Region Steirisches Vulkanland in der Steiermark und Heinerscheid in Luxemburg

„Die ,Würfel’ im Wettbewerb um den 8. Europäischen Dorferneuerungspreis sind gefallen: Eine interdisziplinär zusammengestellte Jury von 17 hochrangigen internationalen Experten hat sich nach einer intensiven Begutachtung vor Ort vergangenes Wochenende in Innsbruck bei der abschließenden Bewertungssitzung nach langen, intensiven Diskussionen für ein Signal der Ermutigung zur eigenständigen Entwicklung trotz schwierigster Ausgangsbedingungen und damit für Ummendorf in Sachsen-Anhalt als Sieger entschieden“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, in einer ersten Stellungnahme.  Ebenfalls am Siegerpodest – und nur in einer denkbar knappen Abstimmung, bei der es vor allem um die diesmalige „Wettbewerbsbotschaft“ ging, „unterlegen“ – finden sich Auersbach/Region Steirisches Vulkanland in der Steiermark, das für eine einzigartige, kreative und zeitgemäße Entwicklung im regionalen Verbund steht, und die Gemeinde Heinerscheid in Luxemburg als ein herausragendes Beispiel für nachhaltige, innovative kommunale Wertschöpfung.

Das knapp über 1000 EinwohnerInnen zählende Ummendorf liegt im nordwestlichen Teil der Magdeburger Börde rund zehn Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt und war in den Jahrzehnten vor der Wende von jeglichen Entwicklungsimpulsen ausgeschlossen. Aus einer fast aussichtslosen Situation startete die hoch motivierte und eigeninitiative Dorfgemeinschaft, angeregt durch die Patenschaft mit einem niedersächsischen Dorf, unmittelbar nach der Grenzöffnung ein Dorferneuerungsprogramm, das zu sozio-ökonomischer Stabilität und kultureller Aufbruchstimmung geführt hat.

Aus einer Vielzahl an aufeinander abgestimmten Maßnahmen seien exemplarisch angeführt:

  • Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten und Sicherung ökologisch wertvoller Flächen durch eine Naturschutz- und Gehölzschutzsatzung, Forcierung der ökologischen Sensibilität durch Informations- und Aktionstage, Nutzung von Solarenergie und im Planungsstadium befindliche Biogasanlage sowie biologisch wirtschaftender Ziegenhof mit Fleischerei und Produktvermarktung auch via Internet im Sinne einer nachhaltigen regionalen Wertschöpfung;
  • Schaffung standortgerechter Erwerbsmöglichkeiten durch eine Vielfalt an neuen Unternehmen und geschickte ökonomische Nutzung bestehender und geschaffener kultureller Werte wie eines Agrarmuseums und der Freiluftspiele im Schlosshof sowie Gewährleistung wichtiger Nahversorgungsfunktionen durch die Einrichtung eines Lebens- und Futtermittelladens;
  • Behutsame Sanierung bzw. Weiterentwicklung wertvoller Bausubstanz, der prägenden Vierseithöfe und der öffentlichen Räume einschließlich Erarbeitung und Umsetzung sinnvoller Nutzungskonzepte, wie etwa Unterbringung der Grundschule in der ehemaligen Schlossanlage und Ausbau des Heimannshofes zu einem kulturellen Kristallisationspunkt insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie Etablierung einer Kindertagesstätte mit innovativem pädagogischen Grundkonzept, das auch in der Grundschule Anwendung findet;
  • Umfassende Bedachtnahme auf die Sozialverträglichkeit des politischen Handelns, das den Interessen der Bürger und der Gemeinschaft in gleicher Weise gerecht zu werden versucht, und couragierte Suche nach eigenständigen, auf Planungsunterlagen von höchster Qualität basierenden Wegen, vor allem hinsichtlich Erschließungsrecht, Wohnungsangebot und Neubauentwicklung, wie etwa die Instandsetzung von rund 50 kommunalen Wohneinheiten als bevorzugte Alternative zum Ressourcen verschwendenden Individualhausbau zeigt.

Über eine vorbildhafte Bürgereinbindung und einen intelligenten Umgang mit den eigenen Stärken ist es Ummendorf gelungen aufzuzeigen, wie man aus einer fast aussichtslosen Ausgangsposition eine unglaubliche Eigenkraft von großer Ausstrahlung entwickeln und den Aufbruch zur Einzigartigkeit schaffen kann. Es vermag damit allen Dörfern und ländlichen Gemeinschaften Europas Mut zum Engagement und Hoffnung auf den Erfolg zu geben.

Die Courage zum „Aufbruch zur Einzigartigkeit“, so das Motto des Wettbewerbs um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2004, haben neben den drei Finalisten auch alle anderen der insgesamt 32 Teilnehmer aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen bewiesen. Unter vielen guten Projekten wurden die elf Besten mit einem „Europäischen Dorferneuerungspreis für ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet. 13 Teilnehmer dürfen sich über einen „Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen oder mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“, sieben über eine „Lobende Anerkennung“ freuen.

Die Preisverleihung erfolgt am 7. und 8. Oktober 2004 im Großen Walsertal, Vorarlberg, Österreich.

‚1. und 2. April 2004

Europäischer Dorferneuerungspreis 2004 geht in die erste Runde – Leistungsschau der besten europäischen Landentwicklungs- und Dorferneuerungsprojekte unter dem Motto ,,Aufbruch zur Einzigartigkeit“

,,Der Wettbewerb um den 8. Europäischen Dorferneuerungspreis ist geleitet von der Intention, beispielhafte Aktivitäten und Initiativen im Sinne einer nachhaltigen Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume vor den Vorhang zu bitten und zu prämieren“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, im Vorfeld der 1. Bewertungssitzung der internationalen Wettbewerbsjury am 1. und 2. April 2004 in Eisenstadt. Das Motto des Wettbewerbes ,,Aufbruch zur Einzigartigkeit“, so Pröll weiter, forciere vor allem jene ländlichen Gemeinden und Regionen in Europa, die ihre Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit in äußerer Erscheinung und innerer Qualität gerade in Zeiten von Globalisierung und internationaler Vereinheitlichung als unverzichtbaren Wert erkannt hätten und in dynamischen Entwicklungsprozessen zu sichern versuchten.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis der ARGE Landentwick-lung und Dorferneuerung wird seit 1990 im Zweijahresrhythmus durchgeführt. Neben dem Europäischen Dorferneuerungspreis werden auch Auszeichnungen für ,,Herausragende ganzheitliche Dorfentwicklungsprojekte“  und für ,,Besondere Leistungen in Teilbereichen der Dorferneuerung“ vergeben. Die Entscheidung wird im Sommer 2004 fallen, die Preisverleihung erfolgt im Oktober 2004 im Großen Walsertal, Vorarlberg. Gefordert sind vor allem:

  • Initiativen zur Stärkung von Land- und Forstwirtschaft sowie der Wirtschaft insgesamt und zur Schaffung standortgerechter Erwerbsmöglichkeiten;
  • Maßnahmen im Bereich der Ökologie und der Entwicklung der Kulturlandschaft;
  • Ressourcen schonende Siedlungsentwicklung und vorbildhafte Gestaltungsqualität;
  • Etablierung zeitgemäßer soziokultureller und sozialer Einrichtungen bzw. Strukturen;
  • Forcierung von Kulturinitiativen und Weiterbildungsaktivitäten im Dorf sowie
  • Einbindung aller Generationen, Geschlechter, Nationalitäten und der Behinderten in das dörfliche Wirtschafts- und Gesellschaftsleben.

,,Letztendlich werden nur Gemeinden für den Sieg in Frage kommen, die sich durch nachhaltige, vernetzte und ganzheitliche Konzepte auszeichnen, die von der Bevölkerung initiiert und getragen werden und auf kommunalen Allianzen und regionalen Partnerschaften aufbauen“, schloss Pröll.

15. bis 18. September 2003

10. Dorferneuerungsexkursion der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung führte vom 15. bis 18. September 2003 zu beispielhaften Projekten ländlicher Entwicklung in  Rheinland-Pfalz und Luxemburg – 40 OsteuropäerInnen nutzten die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

„Kein Standort ist nur benachteiligt, jeder Ort verfügt über ein Chancenpotenzial, das es mit Innovationsgeist, Kreativität und Motivationsarbeit zu nutzen gilt“, erklär­ten die Vertreter der luxemburgischen Gemeinde Heinerscheid, die mit ihrem um­fassenden Programm zu den europaweit besten Dorferneuerungsgemeinden zählt, den TeilnehmerInnen der von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorfer­neuerung, Wien, unter Federführung von Theres Friewald-Hofbauer und Peter Schawerda, Franz Kattler und Team (Rheinland-Pfalz) sowie Charles Konnen und Arno Frising (beide Luxemburg) heuer zum zehnten Mal organisierten Dorferneu­erungsexkursion. Stehen in Heinerscheid eine bäuerliche Produktions-, Verarbeitungs- und Vermarktungseinrichtung sowie eine Frauenbeschäftigungsinitiative und ein Windpark im Vordergrund, so zeichnet sich Munshausen, die zweite luxemburgische Gemeinde, die besichtigt wurde, vor allem durch die Revitalisierung alter Hand­werkstraditionen, die Umnutzung leer stehender Gebäude, touristische Aktivitäten und ein ausgeprägtes soziales Engagement aus.

Auch in Rheinland-Pfalz, wo neben anderen die Weinbaugemeinde Maikammer, das Umland von Kaiserslautern sowie die Gemeinden Konken, Fischbach und Ludwigswinkel besucht wurden, wurde den 40 StudienfahrtsteilnehmerInnen, alle­samt Dorferneuerungs-SpezialistInnen und -AktivistInnen aus 17 vorwiegend osteuro­päischen Regionen aus 10 Staaten – von Russland über Litauen bis Rumänien –, Großartiges in Sachen integrierte ländliche Entwicklung geboten: eine revitalisierte Burg, die heute mit mehreren Museen und einer Jugendherberge als Gästemagnet wirkt, ein Biosphärenhaus mit Baumwipfelpfad, wo Natur und ökologische Kreisläufe erfahr- und erlebbar gemacht werden, Aktivitäten im Sinne einer beispielhaften Landschaftspflege und Ortsbildgestaltung sowie erfolgreiche Maßnahmen zur Existenz­sicherung bäuerlicher Betriebe und zur Umnutzung funktionslos gewordener landwirtschaftlicher bzw. militärischer Bausubstanzen für Tourismus, aber auch für Wohnen, Wirtschaften und Freizeit.

Informations- und Diskussionsrunden mit hochrangigen Politikern, wie dem Innen­minister von Rheinland-Pfalz, Heinz Zuber, mit Kennern der EU, wie dem Sprecher der GD-Landwirtschaft der Europäischen Kommission, Philippe Tabary, sowie mit Vertre­tern der Dorfgemeinschaften rundeten das Programm ab und trugen dazu bei, dass das vom Vorsitzenden der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorfer­neuerung, Landeshauptmann Erwin Pröll, formulierte Ziel der viertägigen Studien­fahrt „das gute Beispiel als Orientierungshilfe in die ‚Auslage‘ zu stellen und den Erfahrungsaustausch zwischen Dorferneuerern in Ost und West zu verstärken“ erreicht werden konnte.

11. und 12. März 2003

Auf die Plätze, fertig, los …

Der Countdown für den Europäischen Dorferneuerungspreis 2004 läuft – Internationales Expertengremium fixiert Kriterien – Neues Wettbewerbsmotto „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ als Signal gegen Globalisierung und Vereinheitlichung

Die Siegerregion des Europäischen Dorferneuerungspreises 2002, das Große Walsertal in Vorarlberg, Österreich, war diese Woche Schauplatz eines zweitägigen Meetings hochkarätiger internationaler Experten, die als JurorInnen über die Vergabe des Europäischen Dorferneuerungspreises 2004 entscheiden werden.  Das Treffen diente vor allem der Erarbeitung der Wettbewerbskriterien und der Fixierung eines Wettbewerbsmottos, das „Aufbruch zur Einzigartigkeit“ lauten wird. Das Motto soll, geht es nach Meinung der JurorInnen und ihres Vorsitzenden, dem Münchner Univ.-Prof. Matthias Reichenbach-Klinke,  die ländlichen Gemeinden und Regionen in Europa darin bestärken, ihre Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit in äußerer Erscheinung und innerer Qualität als Wert zu erkennen und in dynamischen Entwicklungsprozessen zu forcieren.

Neben dem Motto wurden auch die Beurteilungskriterien für den 8. Europäischen Dorferneuerungspreis, der im April dieses Jahres ausgelobt und im Oktober 2004 nach zwei Bewertungssitzungen und Vor-Ort-Besichtigungen vergeben werden wird, erarbeitet. Bewertet werden demnach:

A. INHALTE

  1. Stärkung und Einbindung der Land- und Forstwirtschaft in regionale Kreisläufe
  2. Erhaltung und Aufbau standortgerechter Erwerbsmöglichkeiten
  3. Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen, ökologisch verträgliche Ver- und Entsorgung sowie Nutzung erneuerbarer Rohstoffe
  4. Symbiose von alter, schützenswerter und neuer, zeitgemäßer Bausubstanz sowie ressourcensparende und ortstypische Siedlungsentwicklung
  5. Entwicklung und Erhaltung der Kulturlandschaft unter Berücksichtigung der ökologischen Zusammenhänge
  6. Stärkung der Identität und des Selbstbewußtseins der DorfbewohnerInnen insbesondere durch Kulturinitiativen und Weiterbildung im Dorf
  7. Wiederbelebung traditioneller und Schaffung zeitgemäßer soziokultureller und sozialer Einrichtungen
  8. Förderung der Teilhabe aller Generationen, Geschlechter, Nationalitäten sowie der Behinderten am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben.

B. ZUSAMMENSCHAU DER MASSNAHMEN

Maßgeblich sind dabei für alle Bereiche vernetzte und ganzheitliche Konzepte, die auf eine

  • nachhaltige Entwicklung ausgerichtet sind,
  • von Vision, Phantasie und Courage gekennzeichnet sind und
  • auf einer Bündelung der Kräfte und eingesetzten Ressourcen basieren.

C. METHODEN/STRATEGIEN

Darüber hinaus finden die Strategien und Methoden, die zur Erreichung der Ziele verfolgt werden, also

  • Eigeninitiative und Bürgerbeteiligung
  • Dialog der PolitikerInnen, ExpertInnen und Behörden mit den BürgerInnen,
  • Kooperationen in nachbarschaftlichen und kommunalen Allianzen sowie in regionalen Partnerschaften und
  • Nutzung der neuen Kommunikations- und Informationstechnologien

besondere Berücksichtigung.

Für den Vorsitzenden der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, gewährleisten diese anspruchsvollen Kriterien und das gerade in Zeiten der Globalisierung und internationalen Vereinheitlichung besonders zeitgemäße Motto, dass den Sieg im Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2004 nur ein Teilnehmer erringen wird können, der sich durch einen ganzheitlichen, nachhaltigen, innovativen und zukunftsorientierten ländlichen Entwicklungsprozess auszeichnet.

7. und 8. November 2002

Großes Walsertal in Vorarlberg gewinnt Europäischen Dorferneuerungspreis 2002 – 700 Dorferneuerungsakteure aus 40 europäischen Regionen wohnen festlicher Preisverleihung in Verden, Niedersachsen, bei

„Der Europäische Dorferneuerungspreis 2002 geht an das Große Walsertal in Vorarlberg und damit an eine Modellregion für nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise, die ein Musterbeispiel für integrierte, Gemeinde übergreifende ländliche Entwicklung auf Basis ausgeprägter Bürgerbeteiligung darstellt und dem Motto „Grenzen überschreiten“ auf überzeugende Weise gerecht wird“, betonte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin  P r ö l l , aus Anlass der Verleihung der Europäischen Dorferneuerungspreise 2002 am 7. November 2002 in der niedersächsischen Kleinstadt und Pferdehochburg Verden. Dem Festakt wohnten neben zahlreichen hochrangigen Persönlichkeiten und mehr als 700 Dorferneuerungsaktivisten aus 15 europäischen Staaten auch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Uwe Bartels und der Landwirtschaftsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Hans Niessen, bei.

Großes Walsertal – Regionalentwicklung, die mitreißt!

„Das Große Walsertal, bestehend aus sechs Gemeinden mit knapp 3.500 Einwohnern, die seit Mitte der 90er Jahre unter Federführung einer Regionalplanungsgemeinschaft an der Umsetzung eines gemeinsamen regionalen Leitbildes arbeiten, zeichnet sich vor allem durch ein hoch entwickeltes Bewusstsein und Engagement für den Erhalt der natürlichen Ressourcen, die gelebte Überzeugung, dass die sorgsame Bewahrung einer Naturregion kein Widerspruch, sondern geradezu ein Impuls auch für wirtschaftliche Nutzung ist, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung durch den vielfältigen Einsatz des Werkstoffes Holz im Projekt ‚zertifiziertes Bergholz’, die Stärkung und Sicherung der kleinstrukturierten Land(wirt)schaft durch Veredelung der Produkte und Direktvermarktung in Gastronomie und Tourismus, den breiten Einsatz alternativer Energien, das Bekenntnis zu einer zeitgemäßen und von hoher Detailqualität geprägten Architektur sowie die Stärkung der eigenen Identität durch ein umfassendes Bildungs- und Kulturangebot aus“, erklärte der Vorsitzende der 17-köpfigen, internationalen Wettbewerbsjury, Univ.-Prof. Matthias Reichenbach-Klinke, Technische Universität München.

Wettbewerb der Superlative

Der 7. Europäische Dorferneuerungspreis, ein Wettbewerb, der 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ins Leben gerufen wurde und im 2-Jahresrhythmus veranstaltet wird, hat mit 33 Teilnehmern aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen von Sardinien bis an die weißrussische Grenze und von Belgien bis nach Rumänien alle bisherigen quantitativen und qualitativen Rekorde gebrochen. Das bemerkenswert hohe Niveau wird nicht nur durch das Siegerprojekt deutlich, sondern dokumentiert sich auch darin, dass neun Wettbewerbsteilnehmern ein „Europäischer Dorferneuerungspreis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ sowie 17 weiteren Gemeinden ein „Europäischer Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in Teilbereichen“ zuerkannt wurde.

Ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung gefordert

Bewertet wurden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer. Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung spielten dabei ebenso eine Rolle wie soziale Einrichtungen, kulturelle Initiativen und Bemühungen um eine regionsangepasste wirtschaftliche Entwicklung. Wesentlich dabei waren ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiaive und Kooperationsbereitschaft geprägte Methodik der Umsetzung. Nicht zuletzt ging es auch darum, dem Motto „Grenzen überschreiten“ gerecht zu werden.

Österreichische Teilnehmer absolut „top“ im europäischen Vergleich

Besonders erfreulich aus österreichischer Sicht ist, dass sich neben dem Großen Walsertal auch die Teilnehmer aus den anderen österreichischen Bundesländern hervorragend platzieren konnten – allen voran Werfenweng, Salzburg, das es bis ins Finale geschafft hat und mit der Silbermedaille ausgezeichnet wurde, aber auch Großschönau in Niederösterreich, St. Lambrecht in der Steiermark und Kötschach-Mauthen in Kärnten, die sich ebenfalls preisverdächtig zeigten und im Spitzenfeld rangieren, sowie Thiersee in Tirol, das mit einem ‚Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in Teilbereichen‘ ausgezeichnet und Ottenschlag im Mühlkreis in Oberösterreich, dem eine lobende Anerkennung ausgesprochen wurde.

„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis  2002 hat ganz deutlich gezeigt: Viele Bewohnerinnen und VerantwortungsträgerInnen der ländlichen Räume Europas haben den Auftrag zur eigeninitiativen Zukunftsgestaltung angenommen und bewiesen, dass sie über genug Kraft, Knowhow und Courage verfügen, ihre Geschichte selbst zu schreiben“, so Erwin Pröll abschließend.

23. bis 26. September 2002

9. Dorferneuerungsexkursion der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung führte durch Österreich und nach Slowenien – erstmals auch TeilnehmerInnen aus Litauen, Kroatien und der spanischen Provinz Galicien vertreten

50 SpezialistInnen und AktivistInnen aus 19 europäischen Regionen aus elf Staaten – von Finnland über Litauen, Polen, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Bulgarien, Kroatien, Slowenien und Spanien bis Luxemburg – befanden sich dieser Tage auf Einladung der Europäischen ARGE Landentwick­lung und Dorferneuerung auf einer Studienfahrt durch das Burgenland (Buchschachen), die Steiermark (Markt Hartmannsdorf), Kärnten (Moosburg) und Slowenien, um besonders herausragende Projekte nachhaltiger länd­licher Entwick­lung zu besichtigen. „Ziel dieser Exkursion, die wir seit den frühen 90er Jahren heuer bereits zum 9. Mal durchführen, ist es, das gute Beispiel als Orientierungshilfe in die ‚Auslage‘ zu stellen und den Erfahrungsaustausch zwischen Dorferneuerern in Ost und West und Süd und Nord zu verstärken“, erklärte dazu der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll,  Wien.

Auch die Dorferneuerungsstudienfahrt 2002 war ein Spiegelbild der reichen Vielfalt und der hohen Qualität der Landentwicklungsmaßnahmen in Europa: Der Bogen spannte sich von ökologisch orientierten und ökonomisch effizienten Projekten über kulturell gewichtete Aktivitäten bis hin zu diversen Kooperationsprojekten. Aber, ob Direktvermarktung im Bauernladen, Jugendgästehof in einem adaptierten ehemaligen Bauernhof, ob Hackschnitzelheizanlage, Wertstoffsammelzentrum, Leaderprojekt, Gratis-Internetzugang für jede(n) GemeindebürgerIn, Nationalpark oder Kunst im öffentlichen Raum, allen Exkursionszielen ist Eines gemeinsam: Sie basieren auf kommunalen Eigeninitiativen und bürgerschaftlichem Engagement im Sinne einer auf Zukunftsfähigkeit und Ganzheitlichkeit ausgerichteten Entwicklung.

Ein besonderer Höhepunkt der Exkursion war der Besuch eines grenzüberschreitenden Symposiums zum Thema „Ländliche Entwicklung. Erfolg durch Kooperation“ – veranstaltet vom Slowenischen Ministerium für Land und Forstwirtschaft und Ernährung, dem Gemeinde-, Landwirtschafts- und Planungsreferat der Kärntner Landesregierung und der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung – in Ferlach und Kranjska Gora, bei dem der slowenische Landwirtschaftsminister Franc But, sein österreichischer Kollege Wilhelm Molterer  und der Kärntner Agrar-Landesrat Georg Wurmitzer den Teilnehmern an der Studienfahrt als Gesprächspartner zur Verfügung standen.

21. und 22. Juni 2002

Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung vergibt zum siebenten Mal den Europäischen Dorferneuerungspreis – 33 Länder bzw. Regionen mit einem Projekt vertreten – Sieger: Großes Walsertal in Vorarlberg – im Finale der drei Besten auch Auerbergland in Bayern und Werfenweng in Salzburg

Die Entscheidung im Wettbewerb um den 7. Europäischen Dorferneuerungspreis ist gefallen: Eine interdisziplinär zusammengestellte Jury von 17 hochrangigen internationalen Experten hat sich nach einer intensiven Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung letztes Wochenende in München für das Große Walsertal in Vorarlberg, Österreich, entschieden. „Damit wurde ein Projekt ausgezeichnet, das das Wettbewerbsmotto „Grenzen überschreiten“ auf überzeugende und mehrfache Weise umgesetzt hat und dem Anspruch auf ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung in herausragender Manier gerecht wird“, freut sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Wien, in einer ersten Reaktion.

Das Große Walsertal, bestehend aus sechs Gemeinden mit knapp 3.500 Einwohnern, die seit Mitte der 90er Jahre unter Federführung einer Regionalplanungsgemeinschaft an der Umsetzung eines gemeinsamen regionalen Leitbildes arbeiten, ist eine Modellregion für nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise und  ein Musterbeispiel für integrierte, gemeindeübergreifende ländliche Entwicklung auf Basis ausgeprägter Bürgerbeteiligung. Besonders hervorzuheben sind:

  • das hoch entwickelte Bewusstsein und Engagement für den Erhalt der natürlichen Ressourcen, was sich in der UNESCO-Zertifizierung des großen Walsertales als „Biosphärenpark“ niedergeschlagen hat;
  • die gelebte Überzeugung, dass die sorgsame Bewahrung einer Naturregion kein Widerspruch, sondern geradezu ein Impuls auch für wirtschaftliche Nutzung ist;
  • die nachhaltige Waldbewirtschaftung durch den vielfältigen Einsatz des Werkstoffes Holz im Projekt „zertifiziertes Bergholz“. Die Veredelung reicht vom konstruktivem Holzbau bis zum Möbelbau unter partnerschaftlichem Zusammenschluss der Betriebe vor Ort;
  • die Stärkung und Sicherung der kleinstrukturierten Land(wirt)schaft durch Veredelung der Produkte und Direktvermarktung in Gastronomie und Tourismus;
  • der sorgsame Umgang mit Ressourcen: aktive sowie passive Nutzung der Sonnenenergie, Niedrigenergiehäuser, Versorgung von 50% der öffentlichen Bauten mit erneuerbarer Energie, Nutzung der Wasserkraft durch Kleinkraftwerke und des anfallenden Schadholzes als Brennmaterial;
  •  das Bekenntnis zu einer zeitgemäßen und von hoher Detailqualität geprägten Architektur;
  •  die Stärkung der eigenen Identität durch ein umfassendes Bildungs- und Kulturangebot
  •  die große Leistung im Prozess der Bürgerbeteiligung. Im Großen Walsertal ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, Menschen, die aus ihrer Geschichte heraus immer Einzelkämpfer waren, von gemeinsamen Zielen zu überzeugen, sie zum „grenzüberschreitenden“ Tun zu bewegen und in ihnen eine allerorts spürbare Begeisterung zu wecken.

„Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002 hat selbst ‚Grenzen überschritten? und mit 33 Teilnehmern aus ebenso vielen europäischen Ländern bzw. Regionen von Sardinien bis an die weißrussische Grenze und von Belgien bis nach Rumänien alle bisherigen quantitativen und qualitativen Rekorde gebrochen. Umso mehr freut es mich, dass es das Auerbergland, eine ländliche Entwicklungskooperation von 11 bayerischen Gemeinden, als Repräsentant des Freistaates Bayern bis ins Finale der drei besten Projekte geschafft hat“, erklärte der Gastgeber der Jurysitzung und 2. Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Staatsminister Josef Miller,  Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, in einer ersten Stellungnahme.

3. Mai 2002

7. Europäischer Dorferneuerungspreis erzielt Rekordbeteiligung – erstmals auch eine Gemeinde aus Sardinien und ein Dorf an der polnisch-weißrussischen Grenze unter den Preisanwärtern – Siegeschancen auch für Niederösterreichs Vertreter Großschönau

”In der Waldviertler Gemeinde Großschönau ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, aus Betroffenen Beteiligte zu machen und darauf aufbauend Dorferneuerungsaktivitäten zu setzen, die die wirtschaftlichen, ökologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebensbedingungen der Bevölkerung entscheidend verbessert haben”, erklärte der Präsident der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, bei einem Pressegespräch anlässlich der Präsentation von Großschönau als niederösterreichische Teilnehmerin am Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002.

33 europäische Länder und Regionen aus 11 Nationen haben die Einladung der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung angenommen und jeweils ein Dorf bzw. eine Gemeinde bzw. einen Gemeindeverbund zur Teilnahme am Wettbewerb um den 7. Europäischen Dorferneuerungspreis, der 1990 ins Leben gerufen wurde und im 2-Jahresrhythmus veranstaltet wird, gemeldet. Sensationell ist aber nicht nur die Rekordbeteiligung, sondern auch die geografische Dimension, die von Ostpolen bis Belgien und von Sardinien bis Rumänien reicht. ”Nicht zuletzt dürften die diesjährigen Wettbewerbsprojekte auch in qualitativer Hinsicht auf höchstem Niveau stehen, wie mir der Vorsitzende der 16-köpfigen internationalen Jury, Univ.-Prof. Matthias Reichenbach-Klinke von der TU München, versichert hat”, erklärte Erwin Pröll.

Bewertet werden neben der äußeren Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden. Aktivitäten im Sinne einer regionsangepassten wirtschaftlichen Entwicklung, kulturelle Initiativen und die Schaffung sozialer Einrichtungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur, der Siedlungsentwicklung, der Ökologie und der Energieversorgung. Wesentlich sind ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und eine Methodik, die von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Kooperationsbereitschaft geprägt ist. Schlussendlich geht es auch darum, dem Motto ”Grenzen überschreiten” Rechnung zu tragen und deutliche Signale wider die fetten Linien auf den Landkarten, die Parteibücher, das Standesdenken und die Stacheldrähte in den Köpfen der Menschen zu setzen.

”Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002 ist ein deutlicher Beweis dafür, dass viele Bewohner und Verantwortungsträger der ländlichen Räume Europas den Auftrag zur eigeninitiativen Zukunftsgestaltung anzunehmen bereit sind und über genug Kraft, Know-how und Courage verfügen, ihre Geschichte selbst zu schreiben, was in besonderer Weise auch für die Gemeinde Großschönau gilt”, schloss Dr. Pröll.

14. bis 15. März 2002

„Die Informationstechnologie hat sich im ländlichen Raum trotz vielversprechender Prognosen noch immer nicht etablieren können. Mitschuld daran tragen die Entscheidungsträger, die sich dieser Schlüsseltechnologie viel zu wenig annehmen“, kritisierte Sixtus  Lanner, Vorsitzender des Instituts ländlicher Raum, Wien, bei dem zweitägigen Symposion der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, veranstaltet in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und EuroTIRA (European Telematics in Rural Areas) vor rund 120 Telematikexperten und -interessenten aus 30 europäischen ländlichen Regionen in Dresden, Sachsen.

Referenten und Symposionsteilnehmer kamen zu dem einhelligen Schluss, dass die Entwicklung in Richtung Informationsgesellschaft den ländlichen Räumen in die Hand spielen könnte. Denn Telekommunikation lässt die Bedeutung räumlicher Distanzen in den Hintergrund treten. So könnten Dörfer in Zukunft den Städten als Arbeitsstätten und Orte der Wissensvermittlung Paroli bieten und wären auch ländliche Gebiete im Besitz der Trumpfkarte, global agieren und weltweit kaufen wie auch verkaufen zu können.

Damit aus den vielfältigen Chancen auch Erfolge werden, bedarf es:

  • leistungsfähiger Datenhighways (die im Übrigen etwa gleich viel kosten wie das Markierungs- und Leitsystem einer Autobahn);
  • gut ausgebildeter und weiterbildungswilliger „User“;
  • geistig beweglicher Dorfbewohner mit Offenheit für das Neue.

Nicht nur die Chancenreservoire, auch die Gefahrenpotenziale der „schönen neuen virtuellen Welten“ kamen im Rahmen des Symposions zur Sprache: Beispielsweise Kommunikationsverluste und Vereinsamung am Bildschirm durch Telearbeit – Probleme, denen Peter Schawerda, Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, durch Telehäuser statt Heimarbeit begegnen möchte. Eine weitere Schattenseite, die thematisiert wurde, ist die Situation älterer bzw. weniger gebildeter Menschen, die in einer technikorientierten und besonders schnelllebigen Zeit leicht zu den großen Verlierern zählen könnten, wird nicht durch umfassende Schulungsmaßnahmen und Motivierungskampagnen gegengesteuert.

Conclusio: Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien können die ländliche Gesellschaft im positiven Sinn revolutionieren, wenn es gelingt, eine Balance zwischen Mensch und Technik, zwischen Standorten und Standpunkten, zwischen Hightech und Hightouch zu finden.

Die Dokumentationsbände bieten die Möglichkeit einer Nachbetrachtung der einzelnen Europäischen Dorferneuerungspreise. Sie enthalten umfangreiche Projektbeschreibungen, kompakte Infos zur inhaltlichen Ausrichtung und organisatorischen Umsetzung der Wettbewerbe sowie zahlreiche ausdrucksstarke Fotos – online zum Durchblättern und Herunterladen bereitgestellt sowie mit der Möglichkeit zur Bestellung der gedruckten Versionen.